Du gehörst zu mir
tupfte ihr mit seinen Daumen die Tränen aus den Augenwinkeln. »Dann sag mir, was du möchtest.«
Er war so verständnisvoll, so zärtlich, dass Madeline für einen kurzen Augenblick überlegte, ob sie ihm nicht die Wahrheit gestehen sollte. Doch er würde sie hassen, weil sie ihn belogen und ihn zur nichtsahnenden lächerlichen Figur ihres Plans gemacht hatte. Ihr blieb keine andere Wahl, als ihn zu verlassen und inständig zu hoffen, dass er niemals von ihrem Vorhaben erfahren würde.
»Logan«, hauchte sie in die Seide seines Morgenmantels, »ich kann nicht länger bei dir bleiben. Morgen werde ich abreisen.«
Er hob ihren Kopf und blickte sie durchdringend an. »Warum?«
»Die vergangenen beiden Wochen waren für mich wie ein Traum. Ich war sehr glücklich … hier bei dir … aber ich muss mich wieder meinem eigentlichen Leben zuwenden. Es wird Zeit dass ich nach Hause zurückkehre.«
Seine Hand streichelte langsam über ihren Rücken. »Wo ist dein Zuhause, Maddy?«
»Es liegt Welten entfernt«, erwiderte sie, während sie voller Bestürzung an das abgelegene Landgut dachte, auf dem sie den Rest ihres Lebens als Lord Cliftons Ehefrau verbringen, ihm Kinder gebären und ihm zu Willen sein würde.
»Gibt es einen anderen Mann in deinem Leben?« fragte er, als erriete er ihre geheimen Gedanken.
Das Bild von Lord Cliftons feistem Gesicht tauchte vor ihrem geistigen Auge auf, und sie schloss ihre tränenfeuchten Augen. »Ja.«
Ihre Antwort schien Logan keineswegs zu überraschen, doch Madeline spürte seine starke Emotion … Wut? …
Eifersucht?
»Nenn mir seinen Namen. Ich werde mich um alles weitere kümmern.«
Die Entschlossenheit in seiner Stimme entsetzte sie. »Nein, das kannst du nicht.«
»Du wirst hierbleiben, Maddy.« Er zog die Haarnadeln aus ihrer Frisur und streichelte über ihre Locken. »Schon seit langem sehne ich mich nach einer Frau wie dir. Und jetzt da ich dich gefunden habe, wird dich mir niemand wieder wegnehmen.«
»Ich verkörpere absolut nicht deine Vorstellungen.« Madeline rieb sich über ihre tränenfeuchten Augen. »Wir sind so verschieden, wie es zwei Menschen nur sein können.«
Mit einem sarkastischen Grinsen Stimmte Logan ihr zu. »Ich bezweifle, dass wir in den Augen der anderen das perfekte Paar abgeben, aber das ist mir verflucht egal. Ich hatte vergessen, wie es sein kann, wenn ich mich mit jeder Faser meines Herzens nach einem Menschen verzehre. Nach meiner letzten Erfahrung schwor ich mir, es nie wieder so weit kommen zu lassen.«
»Du sprichst von deiner Liebe zu Olivia«, sagte sie.
Sein Grinsen verschwand, und er blickte sie verblüfft an. »Woher kennst du ihren Namen?«
»Du hast ihn in deinen Fieberträumen erwähnt. Du warst wütend … du hast sie mit Begriffen umschrieben, wie ich sie noch nie …« Bei dem Gedanken an seine Ausdrucksweise brach Madeline errötend ab.
»Ja«, erklärte er zynisch. »Der Grund ist, dass Olivia sich mit Andrew vergnügte, obwohl wir beide verlobt waren.«
»Lord Drake? Dein Freund … aber warum hat sie das getan?«
»Olivia hat sich von seinen Titeln und seiner gesellschaftlichen Stellung beeindrucken lassen, die ich niemals erreichen werde. Ich war ein Idiot, denn ich glaubte, dass ich sie liebte – aber sie war schön und weltgewandt der Typ Frau, von dem ich dachte, ihn niemals haben zu können.« Er hielt inne, und sein Gesichtsausdruck wurde abweisend. »Ich weiß nicht, was du über meine Vergangenheit erfahren hast. Sie war nicht rosig.«
Madeline schwieg und wartete voller Neugier darauf, dass er fortfuhr.
»Mein Vater ist Pächter auf dem Landgut von Lord Rochester. Und Andrew ist Rochesters Alleinerbe. Ich wuchs mit Andrew zusammen auf, und eine Zeitlang erhielten wir gemeinsam Unterricht bis mich Rochester aufgrund meiner Durchtriebenheit schließlich für einen schlechten Umgang hielt.«
»Das kann ich nicht glauben.«
Logan grinste bitter. »Damals kanntest du mich ja auch nicht. Ich war ein gerissener Dieb, ein Lügner … ich brüstete mich damit der Dorfganove zu sein.«
»Aber warum?«
»Jugendliche Aufsässigkeit … Wut. Ich wollte die Tatsache nicht wahrhaben, dass wir nie genug zu essen hatten, dass wir in einer schäbigen Hütte lebten … hauptsächlich jedoch war ich zornig, weil mir mein Lebensschicksal vorbeStimmt schien, egal, wie stark ich mich auch dagegen auflehnte.«
»Ja«, erwiderte Madeline leise »Mir erging es ebenso.«
Er blickte sie durchdringend an. »Das
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