Du gehörst zu mir
Kleine … verstehst du denn nicht, dass du viel mehr wert bist?«
Sie senkte die Lider, da sie sein Anblick verwirrte. Wenn sie jetzt nicht ging, würde sie weinend und schluchzend vor ihm zusammenbrechen, und das half keinem von ihnen. »Aber wir hatten doch gar keine Affäre«, meinte sie vage. »Es gibt nichts, dessen wir uns schämen müssen. Und nur das allein zählt.«
Bevor er etwas entgegnen konnte, wandte sich Madeline von ihm ab und legte ihre Hände auf ihre heißen Wangen.
Ihr war bewusst dass es jetzt zu spät war für eine Liaison zwischen ihnen. Sie liebte ihn viel zu sehr, um ihn für ihre Zwecke zu benutzen.
Die einzige Perspektive, die ihr noch blieb, war die Rückkehr in ihr früheres Leben und eine Zukunft als die ehrenwerte Madeline Matthews. Ehrenwert dachte sie beschämt und seufzte. Aufgrund ihrer Eskapade hatte sie alle hintergangen. Noch schlimmer war allerdings die Tatsache, dass sie liebend gern bei Scott bleiben und ein Leben als entehrte Frau führen wollte. Sie war sich sicher, dass keine ihrer Schwestern jemals solch entsetzliche Gedanken gehegt hatte. Andererseits hatten sie vermutlich noch nie jemanden wie Logan Scott kennengelernt.
Mit seiner Hartnäckigkeit gelang es Logan schließlich, seine Krankenkost gegen seinen normalerweise erlesenen Speisezettel auszutauschen. Darüber hinaus bestand er darauf, dass Madeline das Abendessen gemeinsam mit ihm in seinen Privaträumen einnahm. Es war der erste Abend, an dem er sich so gut fühlte, dass er nicht schon früh einschlief, wie das in den beiden vergangenen Wochen der Fall gewesen war. Widerwillig stimmte Madeline seiner Einladung zu und entschied insgeheim, ihm während des vertrauten Diners zu unterbreiten, dass sie am folgenden Tag ihren Aufbruch plante.
Sie wählte das blaue Kaschmirkleid, dessen weicher Stoff ihre Körperformen betonte und ihrer hellen Haut, schmeichelte. Ihr Haar war im Nacken zu einem schlichten Knoten frisiert, und vereinzelte Locken fielen ihr in die Stirn und in die Schläfen.
Um acht Uhr betrat Madeline Logans Schlafzimmer. Er erwartete sie an einem Tisch, der mit silbernen Kandelabern und Platten geschmückt war. Sein eleganter Hausmantel und die dezent gemusterte Hose vermittelten ihr den Eindruck, geradewegs in die Höhle des Löwen vorgedrungen zu sein. Der Raum war erfüllt von dem herrlichen Duft erlesener Speisen, von Kräutern, Trüffeln und Champagner.
Logans aufmerksamer Blick musterte ihre Erscheinung im Kerzenlicht. »Hoffentlich sind Sie hungrig«, richtete er das Wort an sie, während er ihr galant einen Stuhl zurechtrückte.
Das französische Menü, von Logans persönlichem Küchenchef zubereitet, unterschied sich völlig von der englischen Küche, die Madeline vertraut war. Sie schwelgte in den unterschiedlichen Genüssen, die die Bediensteten ihnen servierten. Trotz Logans belustigter Warnung aß Marianne schon während der ersten beiden Gänge so viel von den köstlichen Speisen, dass sie die Salate und Desserts kaum noch anrührte.
»Langsam«, riet er augenzwinkernd, als sie durstig ein Glas französischen Wein an die Lippen setzte. »Ein Hedonist würde jeden Tropfen genießen.«
»Ein Hedonist?« wiederholte Madeline, neugierig geworden.
»Ein Mensch, der sich ausschließlich der Maßlosigkeit hingibt«, erklärte Logan, während er ihr Glas nachfüllte.
»Jemand, der das Vergnügen als Lebensart betrachtet.«
»Gehören Sie zu diesen Menschen?« wollte Madeline wissen.
»Ich versuche es zumindest.«
»Aber Sie arbeiten doch so viel.«
»Für mich ist auch das ein Vergnügen.«
Sie zog die Brauen hoch. »Es erscheint mir eine absurde Vorstellung, sein Leben auf Vergnügungen auszurichten.«
»Was sollte das Leben sonst sein?«
»Pflichterfüllung und Selbstaufopferung. Und sofern wir gute Menschen gewesen sind, werden wir im jenseits dafür belohnt.«
»Ich schätze die Belohnung im Diesseits.«
»Das ist ketzerisch«, erwiderte Madeline und blickte ihn strafend an.
»Die Hedonisten kümmern sich nicht um die Religion. Duldsamkeit, Selbstaufgabe, Bescheidenheit … nichts davon hätte meine Karriere gefördert.«
Da sie seine Argumentation nicht nachvollziehen konnte, schwieg sie verwirrt.
»Maddy«, sagte er zärtlich und lächelte unwiderstehlich, während er sie musterte. »Sie sind so verdammt jung.«
»Sie lachen mich aus«, schalt sie scherzhaft.
»Nein, keineswegs. Es ist nur … Sie sind eine so wohltuende Ausnahme von den vielen degenerierten
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