Du hast meine Sinne entflammt
Diana und wandte sich wieder ab. Plötzlich rief sie: „Oh, nein! Sieh doch nur!“ Sie schaute durch das große Fenster nach draußen.
Caine folgte ihrem Blick – und sah eine dichte weiße Wand. „Wenn man sich einmal auf die Wettervorhersage verlässt“, murmelte er. „Dieser Schnee war erst für heute Nacht angekündigt, und dann wären wir längst wieder zu Hause gewesen.“
Diana streifte sich ihre Handschuhe über. „Die Fahrt zurück nach Boston verspricht interessant zu werden – und lange zu dauern“, fügte sie noch hinzu, als Caine die große Eingangstür öffnete und sie den kalten Wind spürte, der sofort die Schneeflocken ins Haus wirbelte.
„Wenn wir Glück haben, schneit es vielleicht nur in diesem Gebiet“, sagte Caine und griff nach ihrem Arm. Bereits nach einigen Schritten waren sie beide voller Schnee.
„Sollten wir nicht doch lieber zurückgehen und abwarten, bis es aufhört?“ meinte Diana.
Caine warf einen skeptischen Blick auf die Straße, als sie beim Auto angekommen waren. „Nein, lass es uns wagen. Wir werden schon durchkommen. Schlimmer kann es eigentlich nicht werden.“
Während der ersten halben Stunde ging es noch einigermaßen. Caine war ein sehr guter und umsichtiger Fahrer, und der schwere Wagen machte überhaupt keine Schwierigkeiten. Je weiter sie jedoch nach Süden kamen, umso schlimmer wurden Sturm und Schneefall. Die Windschutzscheibe war so schnell wieder vollgeweht, dass die Scheibenwischer es kaum schafften. Diana sah, wie der Wagen vor ihnen anfing zu schleudern, und es dauerte eine ganze Weile, bevor der Fahrer ihn wieder unter Kontrolle hatte.
„Es wird nicht besser“, sagte Diana leise, „höchstens schlimmer.“
Caine gab keine Antwort, nickte nur. Er hielt den Blick angestrengt auf die Straße gerichtet, soweit man sie überhaupt noch erkennen konnte. Er lebte schon lange genug in dieser Gegend und hatte schon so viele Schneestürme mitgemacht, dass ihm schnell klar wurde, dass sie sich immer mehr dem Zentrum des Sturms näherten, statt ihn hinter sich zu lassen. Auf der Gegenfahrbahn sahen sie zwei Autos ineinander fahren. Es war Gott sei Dank nur ein leichter Unfall. Schweigend fuhren sie weiter.
Caine hatte den Wagen schon im Rückspiegel gesehen, aber Diana schrak zusammen, als er mit einer für diese Straßenverhältnisse wahnsinnigen Geschwindigkeit an ihnen vorbeifuhr und plötzlich anfing zu schlingern. Unwillkürlich hielt sie den Atem an, während Caine leise vor sich hin fluchte und alle Mühe hatte, den schweren Jaguar beim Abbremsen in der Spur zu halten.
Bei der nächsten Abfahrt bog er von der Straße ab. „Es ist nicht zu verantworten, bei diesem Wetter weiterzufahren“, sagte er. „Beim nächsten Hotel halten wir an und übernachten da.“
Bereits einige Minuten später kniff Caine die Augen zusammen und sah durch den Schneesturm ein Neonschild leuchten. „Ich glaube, wir haben Glück.“
„Na bitte, ein Notel“, sagte Diana vergnügt, als sie das Schild sah, auf dem der letzte Strich des ‚M‘ ausgefallen war.
„Eine Luxusherberge ist das bestimmt nicht“, meinte Caine und bog in die kaum noch zu erkennende Einfahrt ein.
„Solange es nur ein Dach hat, soll mir alles recht sein.“
Als Caine den Motor abgestellt hatte, öffnete Diana die Tür und stand sofort mehr als knöcheltief im Schnee. Er kam um den Wagen herum und half ihr beim Aussteigen. Dann stemmten sie sich gemeinsam gegen den Sturm und stapften durch den Schnee auf eine Tür zu, über der ein Schild mit der Aufschrift ‚Büro‘ leuchtete.
Die Tür quietschte laut, und als sie eintraten, schlug ihnen warme Luft entgegen, die schwer war von kaltem Tabakrauch und abgestandenem Bier. Hinter einer kleinen Theke saß ein Mann und las. Jetzt hob er den Kopf und sah sie uninteressiert an. „Ja?“
„Wir hätten gern Zimmer für diese Nacht“, sagte Caine. Das Ganze machte den Eindruck eines Hotels, in dem man normalerweise Zimmer nur stundenweise mietete.
„Hab nur noch eins“, antwortete der Mann und warf dann einen Blick auf Diana. „Der Schneesturm ist gut fürs Geschäft, was?“
Diana blickte Caine an und beschloss dann, die Bemerkung einfach zu überhören. Sie wusste, dass er auf ihre Entscheidung wartete, ob sie auch dieses eine Zimmer nehmen sollten. Sie zögerte nicht lange. „Wir nehmen es.“
Der Mann langte nach hinten und nahm einen Schlüssel vom Brett. „Das Zimmer ist im Voraus zu bezahlen“, sagte er und hielt den
Weitere Kostenlose Bücher