Du hast meine Sinne entflammt
und wünschte sich, dass dieser Kuss nie zu Ende gehen möge.
Als er sie schließlich etwas von sich schob, sahen sie sich lange schweigend an. Dann wandte Caine sich ab, ging zurück zum Tisch und trank seinen Kaffee aus.
„Fühlst du dich besser“, fragte er leise.
„Ja.“ Diana sah zu ihm hinüber und lächelte. „Ich glaube, ich gehe jetzt am besten in mein Büro und arbeite Chads Verteidigung aus. Morgen früh kommt übrigens Mrs. Walker zu mir.“ Sie sah Caines fragenden Gesichtsausdruck und fügte hinzu: „Die Scheidungssache, die du mir gegeben hast. Ich muss noch einiges dazu lesen.“
„Oh, ja.“ Caine stellte die Tasse weg. „Dein Telefon ist heute Morgen angeschlossen worden“, sagte er.
„Gut.“ Diana griff nach ihrem Aktenkoffer. „Ich gehe dann nach oben.“
„Diana …“ Caines Stimme hielt sie zurück. „Hast du außer Mrs. Walker morgen sonst noch etwas?“
„Nein, keine Termine, aber dafür jede Menge Schreibarbeit.“
„Ich muss nach Salem fahren und da jemanden in der Sache Day vernehmen. Hast du nicht Lust, mitzufahren? Die Fahrt dorthin ist sehr schön, und du könntest dir ja Arbeit mitnehmen und sie erledigen, während ich die Vernehmung durchführe.“
„Ja, das könnte ich wirklich“, antwortete sie. „Gut, ich fahre mit. Wahrscheinlich ist das sowieso für längere Zeit mein letzter freier Nachmittag.“
„Okay, dann fahren wir direkt nach deinem Termin mit Mrs. Walker los.“
Eine Weile lang standen sie schweigend in der kleinen Küche und sahen sich an. Seltsam, schoss es Diana durch den Kopf, dass zwei wortgewandte Menschen Probleme haben können, miteinander zu reden. „So gegen halb elf oder elf werde ich wohl fertig sein“, sagte sie und suchte krampfhaft nach weiterem Gesprächsstoff. „Nun, dann gehe ich wohl besser nach oben.“
Caine zündete sich eine Zigarette an und sah lange nachdenklich auf die Glut. Mit dem anderen Geschlecht hatte er noch nie Schwierigkeiten gehabt und sich kaum einen Korb eingehandelt. Er wusste, dass er keinen Abend allein verbringen musste, wenn er das nicht wollte.
Die Frage war allerdings, warum er in letzter Zeit alle Abende allein verbracht hatte. Und warum er seit dem Augenblick, als er Diana auf dem Flughafen gesehen hatte, an keine andere Frau mehr dachte.
Er spürte, dass er ganz nahe daran war, die Antwort auf all diese Fragen zu finden. Schnell wandte er sich vom Fenster ab und versuchte, für einen Moment an gar nichts zu denken. Er konzentrierte sich auf den bitteren Geschmack des restlichen Kaffees, der schon fast kalt war, hörte das Rauschen des Windes draußen und das Läuten des Telefons auf Lucys Schreibtisch.
Aber lange konnte er den Gedanken nicht unterdrücken, der ihn so erschreckt hatte. Konnte es wirklich sein, dass er Diana liebte? Nein, das war doch nicht möglich. Liebe war ein Wort, das er noch nie einer Frau gegenüber benutzt hatte. Liebe bedeutete Bindung, Treue, Unfreiheit. Alles Begriffe, die für ihn bisher unangenehm und lästig waren, und denen er immer erfolgreich aus dem Weg gegangen war.
Wütend nahm er die Tasse und goss den Inhalt ins Spülbecken. Wahrscheinlich hatte er in letzter Zeit nur zu viel gearbeitet, zu viele Nächte über Akten verbracht und sich mit den Problemen fremder Menschen auseinander gesetzt. Was er jetzt brauchte, war eine Verabredung mit einer netten, problemlosen Frau, danach acht Stunden Schlaf, und dann würde die Welt schon wieder ganz anders aussehen.
7. KAPITEL
Diana hätte die Fahrt noch mehr genießen können, wenn sie nicht immer das Gefühl gehabt hätte, dass irgendetwas nicht stimmte. Caine war nett und freundlich, die Unterhaltung zwischen ihnen riss nicht ab, und doch wurde sie den Eindruck nicht los, dass es etwas gab, über das er nicht sprechen wollte.
„Du hast mir gar nicht erzählt, wen du in Salem vernehmen willst“, sagte sie plötzlich.
„Die Großtante Agatha.“
Caine fiel es schwer, seine Gedanken wieder in die Wirklichkeit zurückzuholen. Seit gestern Abend versuchte er vergeblich, sich davon zu überzeugen, dass das Durcheinander in seinen Gefühlen ausschließlich auf den Day-Fall zurückzuführen sei, den er im Moment bearbeitete. Es konnte einfach nicht sein, dass persönliche Bindungen in ihm ein solches Chaos hervorriefen.
„Du kannst mir ruhig sagen, wenn du darüber nicht sprechen willst“, sagte Diana auf seine einsilbige Antwort hin.
Caine schmunzelte. „Agatha ist die Großtante von Virginia Day.“
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