Du hast meine Sinne entflammt
„Ja. Brauchst du Kleingeld?“
„Reizend!“ Es fiel ihr schwer, ernst zu bleiben. „Ich habe gerade fünfundsiebzig Cent zum Fenster hinausgeworfen. Würde mich gar nicht wundern, wenn die Sittenpolizei hier gleich an die Tür klopfte.“
„Bei dem Wetter?“ fragte Caine und legte sein Paket aufs Bett.
„Hm! Das riecht ja wirklich nach Essen.“
„Es ging schnell“, antwortete Caine, „ob es allerdings auch genießbar ist, dafür kann ich nicht garantieren. Ich habe Pommes frites und Hamburger mitgebracht.“ Er zog seinen Mantel aus und holte noch eine Flasche Wein aus der Innentasche. „Ich dachte mir, Wein dazu könnte nicht schaden“, meinte er und sah sich um. „Gläser hab’ ich natürlich vergessen.“
„Vielleicht gibt es selbst in einem solchen Motel Gläser im Bad. Sieh doch mal nach.“
Caine kam tatsächlich mit zwei Zahnputzgläsern zurück. „Kann man die Hamburger essen?“ fragte er, nachdem Diana sich schon bedient hatte.
Sie nickte und nahm das Glas an, das er ihr reichte. „Der Schneesturm ist wohl noch nicht schwächer geworden, oder?“
„Im Gegenteil. Drüben im Restaurant war man der Meinung, dass es mindestens bis morgen früh durchschneien werde.“
Diana trank einen Schluck und sah hinüber zum Fernseher. „Vielleicht sollten wir die Nachrichten hören – vorausgesetzt, so etwas Alltägliches ist darauf überhaupt zu empfangen.“
Lachend setzte Caine sich aufs Bett und nahm sich ebenfalls einen Hamburger. „Arme Diana, muss das ein Schock für dich gewesen sein.“
„So prüde bin ich eigentlich gar nicht. Es kam nur so unerwartet“, antwortete sie und nahm einen Schluck von dem Wein. „Hm, nicht übel.“
„Hausmarke“, sagte Caine und lachte.
„Wenn das so ist, werde ich ihn langsam trinken und genießen. Caine …“ Sie nahm noch einen Schluck, und als er sich herumdrehte und sie fragend ansah, fuhr Diana fort: „Da gibt es noch etwas, was wir besprechen müssen.“
Er wusste sofort, was sie meinte. Auf dem Weg zurück durch den Schneesturm hatte er sich genau überlegt, wie er reagieren wollte. „Ich werde nicht auf dem Fußboden schlafen.“
Diana zog konsterniert die Brauen zusammen und ärgerte sich, dass er ihre Gedanken erraten hatte. „Schließlich gibt es ja noch die Badewanne.“
„Nur, wenn du mir da Gesellschaft leistest.“
„Zu schade, dass Kavaliere ausgestorben sind.“
„Diana, sei bitte vernünftig.“ Caine biss in seinen Hamburger und sah sie an. „Dies ist ein sehr breites Bett, und wenn du es nicht zu etwas anderem als zum Schlafen benut zen willst …“
„Natürlich nicht!“ unterbrach sie ihn sofort.
Genau die Reaktion hatte Caine erwartet. „Gut, dann schläfst du eben auf der einen Seite, und ich schlafe auf der anderen. Das Bett ist wirklich breit genug. Wir brauchen uns nicht einmal während der Nacht zu berühren.“ Er sprach so überzeugend, dass er es beinahe selbst geglaubt hätte.
Diana schwieg und vermied es, ihn anzusehen. Sie nahm sich noch einige Pommes frites und trank einen Schluck Wein. „Und du bleibst wirklich auf deiner Seite?“ fragte sie schließlich.
„Ich habe mir vorgenommen, dass ich so lange warte, bis du den ersten Schritt tust“, antwortete er und sah sie lange an. „Ich habe sehr viel Geduld, wenn es darauf ankommt.“
Diana wich seinem Blick aus und nickte. „Gut, wenn du dich an die Regeln hältst…“
„Ich nehme noch ein Bad, bevor ich mich hinlege“, verkündete Caine, stand auf und reckte sich. Dann strich er ihr mit einer Hand übers Haar. „Du solltest schon versuchen zu schlafen, Diana. Es war ein langer Tag.“
Sie wusste nicht wieso, aber plötzlich spürte sie so etwas wie Enttäuschung in sich aufsteigen. Entsetzt riss sie sich zusammen. „Ja, du hast Recht“, sagte sie hastig. „Soll ich das Licht anlassen?“
„Nein. In diesem Zimmer ist es wohl fast unmöglich, das Bett zu verfehlen.“ Caine musste sich umdrehen, sonst wäre der Wunsch, sie zu küssen in ihm übermächtig geworden. „Schlaf gut, Diana.“
„Gute Nacht, Caine.“
Diana wartete, bis sie im Bad das Wasser in die Wanne laufen hörte. Dann stand sie schnell auf und begann sich auszuziehen. Du bist eine Närrin, meldete sich plötzlich eine kleine, aber unüberhörbare Stimme in ihr. Du wünschst dir doch nichts sehnlicher, als mit ihm zu schlafen, dich einmal völlig zu vergessen.
Genau das ist es, dachte sie und hielt mitten in der Bewegung inne. Sie wollte sich nicht
Weitere Kostenlose Bücher