Du hast mich wach gekuesst
konnte.
Ein kurzes Klopfen ertönte. Dann trat Stone ein. "Hi.
Empfängst du immer fremde Männer in deinem Schlafzimmer?"
"Du bist der Erste."
"Ich werde mich bemühen, das Privileg nicht auszunutzen."
Schade, dachte sie.
"Ich habe dir etwas mitgebracht." Er durchquerte den Raum und legte etwas auf das Bett, bevor er zum Sofa ging. Sie ertastete eine harte, glatte Oberfläche. "Aha, Bücher. Welche?"
"Die beiden, über die wir uns nicht einigen konnten."
Sie grinste. "Wir haben uns geeinigt. Du hast versprochen, die Biographie zu lesen."
"Ich weiß."
"Ich werde dich danach ausfragen. Glaub nicht, dass du mir davonkommst."
Er seufzte übertrieben. "Das hatte ich befürchtet. Ich werde sie lesen", versprach er in einem langmütigen Ton, der sie grinsen ließ.
Sie unterhielten sich weiter über andere Bücher, die sie bereits gelesen hatten. Fasziniert beobachtete sie, wie er seine Hände benutzte, um seinen Standpunkt zu unterstreichen. Sie konnte nicht viel von ihm erkennen, aber sie sah die ausschweifenden Gesten.
"Was denkst du gerade?", erkundigte er sich, nachdem sie beide eine Zeit lang geschwiegen hatten.
"Dass es sehr seltsam ist, sich im Dunkeln zu unterhalten.
Aber es gefällt mir."
"Mir auch. Ich habe nicht viele Freunde. Deshalb ist es mir ein besonderes Vergnügen, dich im Haus zu haben."
"Du bist unglaublich gütig."
"Ich bin ehrlich. Ich will dich hier haben, Cathy. Ich möchte sichergehen, dass du dich richtig erholst, und der beste Weg dazu ist, dich unter meiner Aufsicht zu haben."
"Also willst du in Wirklichkeit der Herrscher der westlichen Welt sein, wie?", neckte sie.
"So ähnlich."
Sie lachte. Sie wusste nicht, warum er sie mochte und sich derart um sie kümmerte. Doch sie wollte ihr Glück nicht länger infrage stellen, sondern es einfach nur genießen.
"Erzähl mir von der Physiotherapie."
Während sie ihm die Übungen beschrieb, wünschte sie sich, er wäre ihr näher. Zu Beginn hatte das Sofa nicht so weit entfernt gewirkt, doch nun erschien es ihr, als läge ein Ozean zwischen ihnen. Sie sehnte sich danach, dass er sie berührte und küsste wie am vergangenen Abend.
Nachdem sie sich eine Weile über seine Geschäfte unterhalten hatten, stand er schließlich auf. "Es ist schon spät, und du brauchst deine Ruhe. Wir sehen uns morgen Abend, wenn es dir recht ist."
"Sehr gern", erwiderte sie und hielt den Atem an.
Doch im Gegensatz zum vergangenen Abend ging er geradewegs zur Tür und trat hinaus auf den Flur. Sie sank zurück in die Kissen und drückte die Bücher an die Brust, doch sie stellten einen armseligen Ersatz für den Mann ihrer Träume dar.
6. KAPITEL
Wie an jedem Tag in den vergangenen zwei Wochen stand Stone am Fenster und beobachtete Cathy bei ihren Übungen.
Ihre Fortschritte waren bemerkenswert. Inzwischen konnte sie ohne Krücken gehen und brauchte nur noch einen Stock.
Wie gewöhnlich trug sie eine graue Trainingshose und ein großes T-Shirt. Er war sich nicht sicher, aber er hatte den Eindruck, dass die Kleidung lockerer saß als zu Beginn der Therapie. Ihn hatte an ihrer bisherigen Figur nichts gestört. Aber er wusste, dass Frauen dazu neigten, sich mehr um ihr Gewicht zu sorgen als Männer. Wenn der Aufenthalt in seinem Haus ihr half, ein persönliches Ziel zu erreichen, dann freute es ihn sehr.
Die Therapeutin sagte etwas, und Cathy warf den Kopf zurück und lachte. Der Klang drang zu Stone hinauf.
Unwillkürlich lächelte er. Ihr Lachen gefiel ihm. Ihre strahlende Miene verlieh seiner düsteren, tristen Welt ein wenig Glanz und Licht.
Er erkannte die Gefahr darin. Die Gefahr, zu viel zu begehren. Er hatte noch immer für seine Sünden zu büßen und durfte sich keinen Lichterglanz gestatten. Die einsame Finsternis war seine Welt. Nur für eine kurze Zeit war Cathy da und zeigte ihm ein Leben in schillernden Farben. Nach ihrer Genesung musste er in die graue Stille zurückkehren, in die er gehörte.
"Cathy geht es wesentlich besser."
Stone drehte sich um und sah Ula in seinem Arbeitszimmer stehen. Sie war eine der wenigen, die je seine Narben gesehen hatten. Zuerst hatte er sich befangen gefühlt, doch sie war einfach unerschütterlich. Wie gewöhnlich trug sie ein makellos gebügeltes graues Kleid und eine weiße Schürze, obwohl er ihr oft versichert hatte, dass sie keine Uniform zu tragen brauchte.
Nach zehn Jahren wusste er, dass der Versuch, sie umzustimmen, völlig sinnlos war.
"Ja, sie hat große Fortschritte gemacht",
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