Du hast mich wach gekuesst
behalten.
Was nun? fragte er sich. Sollte er sie gehen lassen oder bei sich behalten? Was war besser für sie? Er war nicht fähig, ihre Liebe zu erwidern. Doch er konnte sich ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen.
Da er nic ht wusste, was er sonst tun sollte, zog er sie an sich und schwor sich, ihr niemals so weh zu tun, wie er Evelyn wehgetan hatte.
12. KAPITEL
"Als er den Maskenball vorgeschlagen hat, habe ich es für einen Scherz gehalten und laut gelacht", bemerkte Cathy.
"Als er es mir gesagt hat, wollte ich ihn schon fragen, ob er sich nicht wohl fühlt", gestand Ula ein.
Sie lächelten sich verschwörerisch an.
Cathy deutete auf die Gästeliste. "Er kann es sich nicht mehr anders überlegen. Es haben schon zu viele zugesagt."
"Sie sind alle neugierig, weil sie ihn seit Jahren nicht gesehen haben. Außerdem hat sich seit der Sitzung vor zwei Wochen herumgesprochen, dass er eine neue Assistentin hat, und alle sind sehr gespannt auf Sie. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie viele Leute sich nach Ihnen erkundigt haben, als sie angerufen und die Einladung angenommen haben."
Cathy zog den Kopf ein, zum Teil aus Freude, zum Teil aus Nervosität. Sie war froh, dass die Sitzung so gut gelaufen war und sie weder sich noch Stone in Verlegenheit gebracht hatte. Es störte sie keineswegs, diese Leute erneut zu treffen. Doch sie befürchtete, dass sie sich nicht an all die Namen erinnern konnte. Und wie sollte sie einen ganzen Abend mit Small Talk füllen?
Du schaffst es, sagte sie sich, wie du alles andere geschafft hast. Das war ihr neuer Trick. Wenn irgendetwas sie zu überwältigen drohte, rief sie sich in Erinnerung, was sie in den vergangenen fünf Monaten bereits vollbracht hatte.
Sie seufzte. "Wie in aller Welt sollen wir fast zweihundert Leute bewirten?"
Ula winkte ab. "Ich habe es schon Dutzende Male getan. Im Garten wird ein großes Zelt aufgebaut. Das Wetter ist perfekt dafür. Außerdem habe ich einen Lieferanten für Speisen und Getränke beauftragt. Sie brauchen sich nur hübsch zu machen.
Zum Glück haben Sie schon Ihr Kostüm."
Cathy lächelte. Das cremefarbene, schulterfreie Gewand mit den goldenen Verzierungen war ihr in einem Schaufenster ins Auge gefallen. Instinktiv hatte sie gewusst, dass es wie für sie gemacht war, und es passte tatsächlich wie angegossen.
"Haben Sie schon die Maske abgeholt?"
Cathy nickte. "Gestern, zusammen mit Stones." Seine bedeckte das ganze Gesicht, während ihre ein Hauch aus Seide und Pailletten war, der nur die Augen Verhüllte. Sie lachte. "Ich kann es nicht fassen, dass ich tatsächlich einen Maskenball besuchen werde." "Was meinen Sie wohl, wie ich mich fühle?
Drei Jahre lang war dieses Haus geschlossen wie ein Mausoleum, und plötzlich will Mr. Ward eine Party geben.
Ganz wie früher."
"Hatten er und Evelyn oft Gäste?"
"Ziemlich oft. Grillfeste im Sommer und Feiern zu Weihnachten. Evelyn war nicht gern Gastgeberin, aber sie hat es ihm zuliebe getan. Sie hätte alles für ihn gegeben."
"Sie hat ihn sehr geliebt, oder?"
Ula zögerte mit der Antwort. Es war durchaus verständlich.
Sie wollte nicht nur Loyalität gegenüber ihrem Arbeitgeber wahren, sondern sie befand sich zudem in einer völlig neuartigen Situation.
Seit zwei Wochen waren Stone und Cathy Geliebte. Nach jenem ersten Mal hatte er sie gebeten, in sein Schlafzimmer zu ziehen, und sie hatte erfreut angenommen. Denn obwohl sie die Grenzen ihrer Beziehung kannte und er sie vermutlich nicht liebte, wollte sie so viel wie möglich von ihm haben. Daher begab sie sich jeden Abend in sein Bett, und jeden Abend schliefen sie eng umschlungen ein.
Ula kannte zwar keine Details, aber sie legte Cathys saubere Wäsche unaufgefordert in Stones Schrank.
"Schon gut", versicherte Cathy. "Ich wollte Sie nicht in Verlegenheit bringen. Die Situation ist für uns alle verwirrend."
Ula nickte. "Ich weiß, dass Sie viele Fragen haben. Einige kann ich Ihnen beantworten, aber andere werden Sie Mr. Ward stellen müssen. Was Evelyn angeht, sie hat ihn wirklich geliebt.
Schon seit der Kindheit."
Die Mitteilung überraschte Cathy nicht, erweckte aber ein unbehagliches Gefühl. Vielleicht lag es daran, dass sie nicht wusste, wie sie mit Stones Vergangenheit konkurrieren sollte.
Es war ein Wettstreit, den Evelyn bereits gewonnen hatte.
Sie unterdrückte ein Seufzen. Nacht für Nacht schlief Stone mit ihr. Körperlich standen sie sich so nahe, wie es nur möglich war. Doch emotionell war er ihr fern wie eh
Weitere Kostenlose Bücher