Du hast mir die Liebe geschenkt
sah Steve an.
“Eine Nachbarin, die frische Eier bringt, ist mir immer willkommen”, versicherte er lächelnd. “Ich mache Tee. Möchten Sie Tee?”
Die alte Dame nickte. “Nett von Ihnen. In den drei Jahren, die Sie schon herkommen, habe ich Ihnen nie Eier gebracht. War mir nicht sicher, ob Sie überhaupt welche wollen.”
Als Steve die Hüttentür öffnete, jagte Bevins an ihm vorbei und verschwand in den Büschen. “Hoffentlich reißt er nicht wieder aus. Ich bin für heute genug gelaufen”, kommentierte er trocken.
“Joker lässt Bevins nicht aus den Augen”, sagte Victoria. Tatsächlich beobachtete der Hund das Kätzchen, das sich unter einem Busch versteckte.
“Darf ich sie halten?” fragte Willa, als Victoria Heidi versorgen wollte.
“Gerne”, erwiderte sie.
Willa setzte sich in den Schaukelstuhl, und Victoria überließ ihr das Kleine.
Man merkte gleich, dass die alte Frau mit Babys umgehen konnte. Heidi fühlte sich auch sichtlich wohl. “Ich habe die Kinder meines Bruders großgezogen”, sagte Willa. “Haben sich gut entwickelt.”
“Einer von ihnen ist doch nicht etwa Senator Hoover Hawkins?” fragte Steve aus der Küche.
Willa lachte. “Ein kluger Junge und immer aufrichtig, seit er gemerkt hat, dass er mir nichts vormachen kann. Das heißt natürlich nicht, dass er es nicht bei seinen Wählern versucht.”
Steve lächelte. “Ich würde nie versuchen, Ihnen etwas vorzumachen, Willa.”
“Ja, ich halte Sie für ehrlich”, stellte sie fest. “Man kommt nur schwer an Sie heran.” Anstatt zu erklären, wie sie das meinte, blickte sie zu Victoria, die den Tisch deckte. “Sie hingegen verbirgt nichts. Da wird man leicht verletzt, wenn man nicht vorsichtig ist.”
Steve begriff, dass Willa ihn damit indirekt ansprach. Ob die alte Frau wusste, dass diese Warnung unnötig war? Er würde Victoria nie verletzen.
“Der Tee ist fertig”, sagte er.
“Und zu Heidi kommt der Sandmann”, sagte Willa. “Ich lege sie in die Wiege.”
Steve stellte den Tee auf den Tisch. “Da Sie bei Hoover so gute Arbeit geleistet haben, sollten Sie Heidis Großmutter ehrenhalber werden.” Kaum hatte er es ausgesprochen, als ihm bewusst wurde, dass er eine Entscheidung getroffen hatte. Er würde Kims Baby nicht mehr weggeben. Weder an Malengo noch an sonst jemanden.
Als Willa ging, trottete Joker herein. Er trug Bevins am Genick, setzte ihn aufs Kissen am Herd und schlurfte wieder ins Freie.
“Joker begleitet Willa nach Hause”, sagte Steve und schloss die Tür. “Er weiß, was nötig ist.”
“Ich auch”, erwiderte Victoria, “und für mich ist jetzt ein Nickerchen dringend nötig.”
Steve musste sich zurückhalten, ihr nicht seine Gesellschaft anzubieten. „In Ordnung, ich halte so lange die Stellung.”
Er hatte sich einen neuen Thriller gekauft, setzte sich aufs Sofa und lockte damit sofort Bevin an. Er streichelte die Katze, die er wie den Hund mochte nicht zu vergessen das Baby und seine Betreuerin. Der Abschied von Victoria würde nicht so schmerzlos verlaufen, wie er sich das ursprünglich vorgestellt hatte.
Erneut erwachte Victoria an der Vorstellung, jemand rufe nach ihr. Rasch stand sie auf. Heidi war wach, aber weinte nicht. Steve las und hatte Bevins auf dem Schoß.
“Hast du mich gerufen?” fragte sie.
Er schüttelte den Kopf.
Es kratzte an der Haustür. “Joker ist wieder da”, sagte sie und ließ den Hund herein. Er warf einen Kontrollblick auf das Baby und rollte sich neben der Wiege zusammen.
“Wenn du mich nicht gerufen hast, habe ich wieder geträumt.” Victoria versuchte, sich zu erinnern, doch es gelang ihr nicht.
Dafür fiel ihr etwas anderes ein. Willa hatte erwähnt, dass Steve seit drei Jahren in die Hütte kam - aber sie hatte nicht gewusst, dass er verheiratet war. “Du hast Kim nie hergebracht?” Das war eher eine Feststellung denn eine Frage.
“Habe ich neulich nicht gesagt, dass du der erste Mensch bist, dem ich die Hütte zeige?”
“Ja, aber da wusste ich noch nicht, wie lange du die Hütte schon hast.”
Er antwortete erst nach einer Weile. “Kim und ich haben uns über einen längeren Zeitraum entfremdet.”
Ob Kims Schwangerschaft ein letzter Versuch gewesen war, die gescheiterte Ehe zu retten? “Du sprichst nicht viel über sie.”
“Nein.”
“Es wäre vielleicht besser, wenn du …“
“Ich will nicht!” Das Buch fiel auf den Boden. Bevins sprang irritiert von Steves Schoß, und Joker hob den Kopf und sah ihn an.
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