Du hast mir die Liebe geschenkt
hielt Victoria in den Armen und wusste, dass er diese Nacht nie vergessen würde. Sobald er wieder genug Energie gesammelt hatte, fragte er: “Wer ist als Nächster an der Reihe?”
“Vermutlich der Sandmann”, erwiderte sie schläfrig.
“Meinetwegen, aber er soll nicht vergessen, wem die nackte Dame gehört.”
“Ich gehöre nur mir selbst”, murmelte sie.
Das stimmte. Er hätte dasselbe gesagt, hätte sie ihn für sich beansprucht. Doch zum ersten Mal im Leben begriff Steve, was es hieß, mit jemandem verbunden zu sein. Genau das traf nämlich auf ihn und Victoria zu.
10. KAPITEL
Steve erwachte in völliger Dunkelheit. Der Mond war untergegangen. Victoria schmiegte sich an ihn.
“Victoria”, flüsterte er und genoss ihren Namen. “Schon gut”, sagte er leise, als er fühlte, wie sie sich anspannte. “Du bist bei mir.“
“Ich dachte, jemand hätte meinen Namen gerufen.”
“Diesmal stimmt es. Das war ich.”
“Nein, im Traum war es eine Frau. Ich glaube Kim.”
“Warum solltest du von ihr träumen?”
“Alice sagt, dass man im Traum versucht, nicht abgeschlossene Dinge zum Ende zu bringen.”
“Wer ist Alice?”
“Meine Nachbarin, eine Psychologin.”
“Was hat sie mit Kim zu tun?”
Victoria seufzte. “Nichts. Vielleicht denke ich an Kim, weil ich mit dir zusammen bin.”
In diesem Moment beschloss Steve, Victoria die Wahrheit zu sagen. “Kim und ich wurden vor drei Jahren geschieden. Seit damals habe ich sie nicht wieder gesehen.”
Victoria schwieg eine lange Weile. “Und was ist mit dem Baby? Heißt das, du bist nicht Heidis Vater?”
“Nachdem mich Kim als Vater angegeben hat, bin ich es wohl offiziell schon.
Biologisch bin ich es nicht. Ich habe keine Ahnung, warum Kim das gemacht hat. Möglicherweise wollte sie ihr Kind vor seinem leiblichen Vater schützen.
Ich hätte dir das gleich erzählen sollen - aber als du mir im Krankenhaus das Baby übergeben hast, war ich wie benommen.”
“Du hast unter Schock gestanden.” Victoria zog sich ein Stück zurück. “Ich habe mich nur im Grund geirrt.”
“Ich konnte doch niemandem sagen, dass ich nicht der Vater bin, bis ich einigermaßen klar sah, warum Kim diese falsche Angabe gemacht hat. Auch dir nicht. Außerdem dachte ich, du würdest nur vorübergehend bei mir bleiben.”
“Ich bin nur vorübergehend bei dir.”
Er setzte sich auf und lehnte sich ans Kopfteil, erwiderte aber nichts.
“Siehst du jetzt klar?” fragte Victoria.
“Mehr oder weniger.”
“Und warum hat Kim es getan?”
“Das kann ich dir nicht sagen.”
“Du spielst also wieder den Geheimniskrämer.”
“Verdammt, ich spreche mit niemandem über meine Arbeit!”
“Ich verstehe nicht, was dieses Kind mit deiner Arbeit zu tun hat”, sagte Victoria.
“Das wirst du auch nie.”
“Und damit ist die Sache erledigt, nicht wahr?” fuhr sie ihn an.
“Ja. Weißt du, bevor ich mit Kim verheiratet war, habe ich die Geschichte von Blaubart und den Ehefrauen nie begriffen. Doch während meiner Ehe habe ich erkannt, dass Blaubart kein Ungeheuer war. Frauen sind einfach viel zu neugierig.”
“Kein Wunder, dass Kim dich verlassen hat! ” rief Victoria empört. Hatte Steve ihr gerade erklärt, dass er Sympathie hatte für diesen Mann aus dem Märchen, der seine Ehefrauen ermordet hatte, weil sie hinter eine geheime Tür schauten?
Sie konnte es kaum fassen!
“Meinetwegen kannst du mich als Blaubart hinstellen. Du wirst trotzdem keine Erklärungen bekommen, die dich nichts angehen. “
Das reichte! Victoria sprang auf, zog den Hausmantel an und tastete sich zur Tür.
Die Gedanken rasten in ihrem Kopf. Es fiel Victoria schwer zu akzeptieren, dass Heidi nicht Steves Tochter war. Und sie selbst war seine Komplizin dabei, das Kind dem leiblichen Vater vorzuenthalten. Was hatte er ihr noch verschwiegen?
Wäre es möglich gewesen, wäre sie noch in dieser Nacht gegangen. Doch darunter hätte Heidi gelitten und das wollte Victoria auf keinen Fall. Sie musste warten, bis Steve sie zurück in die Zivilisation brachte und ein Kindermädchen einstellte. Danach wollte sie nichts mehr mit ihm zu tun haben.
Sie lag in ihrem Bett und erinnerte sich an Kims Einlieferung. Steves Exfrau hatte zweifelsohne Angst gehabt, aber schließlich war sie schwer verletzt gewesen, und die Wehen hatten eingesetzt. Ob es noch einen Grund für ihre Angst gegeben hatte?
In ihrem Führerschein hatte der Name Henderson gestanden. Also hatte Kim nicht wieder
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