Du hast mir die Liebe geschenkt
weißt. Es ist nicht für immer. Außerdem wirst du meine Schwester und meinen Schwager mögen.”
“Bestimmt. Das ist auch nicht das Problem.”
“Was ist es dann? Heidi braucht dich.”
Brauchst du mich auch? dachte sie. Begreifst du nicht, dass wir Schluss machen müssen, bevor ich nicht mehr ohne dich leben kann?
Das Baby öffnete die Augen, entdeckte das Kätzchen und strahlte den schlafenden Bevins an.
Ich kann sie nicht verlassen, dachte Victoria. Noch nicht.
“Also gut, um Heidis willen”, entschied sie und wusste im selben Moment, dass es ein Fehler war. Anstatt Steve zu begleiten, sollte sie so schnell wie möglich vor ihm weglaufen.
Er lächelte sehr zufrieden. Natürlich hatte er die ganze Zeit damit gerechnet, dass sie nachgab.
“Wärst du von Anfang an ehrlich zu mir gewesen, müssten wir nicht nach Nevada fliegen”, hielt sie ihm vor. “Hätte ich über die Gefahr Bescheid gewusst, hätte ich Alice nicht den Schlüssel für meinen Briefkasten geschickt. Dann wären wir nicht in diese Situation geraten.”
“Und du würdest Nevada verpassen.”
“Darauf kann ich gern verzichten”, murmelte sie.
Steve veränderte seine Haltung, damit Heidi aufrecht saß, und störte damit Bevins. Der Kater warf ihm einen empörten Blick zu und sprang von seinem Schoß. “Was würde Alice, die Psychologin, zu allem sagen?”
“Wahrscheinlich, dass man keinem Mann vertrauen darf, der nur Halbwahrheiten von sich gibt, weil einen sonst früher oder später die andere Hälfte der Wahrheiten überrollt. “
Er lachte. “Damit hast du meinen Vorsprung von eins zu null eingeholt. Wir sind quitt. Morgen fliegen wir.”
“Morgen?” rief sie. “Ich habe keine sauberen Sachen mehr. Und Heidi übrigens auch nicht.”
“Ich habe unsere Schmutzwäsche hierher gebracht. Du kannst die Waschmaschine und den Trockner benutzen.”
“Du meinst, ich soll auch deine Wäsche waschen?”
“Schon vergessen? Ich habe neulich die Sachen in den Waschsalon in Aylestown gebracht. Also bist du jetzt an der Reihe.”
“Toll! Für dich haben andere gewaschen, getrocknet und alles wieder in Ordnung gebracht! “
“Soll das heißen, dass du nichts in Ordnung bringen willst?”
Hätte er nicht Heidi gehabt, hätte sie mit einem Kissen nach ihm geschlagen, und dann hätte er sie gepackt und …
Halt! Solche Spiele kamen nicht mehr in Frage, weil sie unweigerlich zu etwas führten, das nun vorbei war.
“Wie lange bleiben wir in Nevada? Und wo genau?” fragte sie.
“Nördliches Nevada. Die Adams-Ranch gehört Zed und Karen und liegt im Carson Valley, ungefähr sechzig Kilometer von Reno entfernt. Ich weiß noch nicht, wie lange wir bleiben. Das entscheidet meine Dienststelle. Ach, da fällt mir ein, ich sollte meine Schwester anrufen.”
Und damit stand er auf, reichte Victoria das Baby und verließ den Raum.
Wenigstens ruft er erst an, nachdem er mich gefragt hat, sagte sie sich. Also nahm er doch nicht alles für selbstverständlich.
Sie drückte Heidi an sich und streichelte sie sanft. “Warum habe ich mich in einen Mann verliebt, der mich nicht liebt?” fragte sie leise. “Hoffentlich bist du vernünftiger als ich, wenn du mal groß bist.”
Hofften Mütter das nicht immer für ihre Töchter? Doch sie war nicht Heidis Mutter und würde es nie sein. Und plötzlich liefen ihr die Tränen, die sie bislang zurückgehalten hatte, ungehemmt über die Wangen.
15. KAPITEL
Nevada war für Victoria eine Überraschung. Früher hatte sie sich den Staat immer als riesige Wüste mit Las Vegas als glitzernder Oase vorgestellt. Doch das nördliche Nevada war völlig anders. Auf den Gipfeln der Sierras im Westen lag noch Schnee. Im Osten zogen sich niedrigere Bergketten hin. Dazwischen lagen grüne Täler.
Auf dem Flughafen von Reno erinnerten sie die einarmigen Banditen mit den bunten Lichtern und dem ständigen Klimpern daran, dass sie im Staat des Glücksspiels war. Am späten Nachmittag hatten sie jedoch die Großstadt hinter sich gelassen und fuhren in einem gemieteten Geländewagen nach Süden.
Heidis Tragetasche war auf dem Rücksitz festgeschnallt. Joker lag ganz hinten in einem gesicherten Abteil.
“Unauffällig”, bemerkte Victoria.
“Was?” fragte Steve. “Sicher nicht die Landschaft.”
“Dieser graue Geländewagen hier, der graue Geländewagen drüben an der Ostküste. Und der Wagen, den du in Maryland gefahren hast, ist alt und schwarz. Du willst nie auffallen.”
“Das ist in meinem Beruf
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