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DU HÖRST VON MIR

DU HÖRST VON MIR

Titel: DU HÖRST VON MIR Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luis Algorri
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konnte nicht anders, ich musste lächeln. Verdammtes, wunderbares kleines Aas. Ich strubbelte ihm durch die Haare und zog ihn in Richtung unseres Weges zum Caín de Arriba.
    »Wir klauen welches weiter oben, aus einer der Scheunen, mach dir darüber keine Gedanken. Hauptsache, wir gehen  jetzt mal los, denn in einer halben Stunde sehen wir die Hand nicht mehr vor den Augen.«
    »Du gehst voran, Bursche?«
    »Nein, du gehst vor, denn wenn du hinten gehst, kippst du dir ganz allein den Whiskey im Gehen rein, du Schlitzohr.«
    Ohne das Gewicht der Rucksäcke war der Weg zur Alm gar nicht so anstrengend. Am Zelt angekommen, machte sich José daran, den Einkauf zu verstauen, während ich mich auf den Weg zur nächstliegenden Scheune machte. Als ich mit den Armen voll trockenen Brennholzes zurückkam, war der große Stein in der Mitte der Wiese in einen Altar verwandelt.
    José hatte die Kerzen mit dem Messer durchgeschnitten und die einzelnen Stücke in passende Stellen des Steines gesteckt und war gerade dabei, sie anzuzünden. Er lächelte mich mit dem noch brennenden Feuerzeug in der Hand an.
    »Gefällt es dir so?«
    »Es ist wunderschön«, sagte ich und lächelte ihn an, gerührt. »Du bist einfach Spitze, Bonaparte!«
    »Na, und jetzt bist du dran, Bursche?«
    Zehn Minuten später saßen wir nebeneinander im Gras, an den großen Stein gelehnt, und schauten entspannt zu, wie die Flammen von tausend Funken begleitet hochloderten. Hinter dem Peña Santa im Westen war am Himmel noch ein kleiner Streifen dunkelroten Lichtes zu erkennen. Am anderen Ende des Tales versanken die beiden spitzen Felsen, durch dessen Klamm wir gewandert waren, in völliger Dunkelheit.
    »Und was ist jetzt? Darf ich jetzt trinken?«
    »Jetzt bin ich erst mal dran. Immer schön abwechselnd, ja!?«
    Wir tranken. José neigte seinen Kopf so weit nach hinten, dass sein Nacken auf dem rauen Felsen lag. Er lächelte und schaute in den Sternenhimmel.
    »Heute war ein toller Tag«, sagte er schwärmerisch.
    »Ja?«
    »Ja klar. Der Weg, den du mir gezeigt hast, war das Schönste, was ich je gesehen habe.«
    »Ich dachte, dir wäre der Weg lang geworden.«
    »Mir? Lang?«, er packte die Flasche beim Hals und nahm einen endlosen Zug. »Du bist solche Wege einfach mehr gewohnt und hast einen schnelleren Schritt als ich, aber mir ging's nicht schlecht.«
    »Und wie ging's dir?«
    »Gut«, er lächelte mich an, »ich war mit dir zusammen.«
    »Das heißt...?«, ich spürte den Stich, aber ich sah weiterhin absichtlich abwesend, in die gaukelnden Flammen.
    »Das heißt, mir geht es immer gut, wenn ich mit dir zusammen bin. Gib mir mal die Flasche, komm, ich bin wieder dran. Sag mal, schwitzt du dich nicht tot?«
    »Nein.«
    »Also ich schon. Das Feuer ist irre heiß, Bursche.«
    Er nahm einen tiefen Schluck und knöpfte sich das Hemd auf. Ich rührte mich nicht, schaute ihn nicht an.
    »Trinkst du nicht?«
    »Wie sagt mein Vater«, lächelte ich, »einer in dieser Familie muss ja vernünftig bleiben. Aber komm, gib her.«
    Er gab mir die Flasche mit unsicherer Geste und lehnte seinen Kopf sofort wieder gegen den Stein. Er schloss die Augen.
    »Was hältst du von Beatriz?«
    Ich verschluckte mich.
    »Von wem?«
    »Beatriz, das Mädchen aus dem Schwimmbad. Die mit den langen Haaren. Die, wegen der du mich damals so angeschnauzt hast.«
    »Keine Ahnung, ich kenne sie ja nicht.«
    »Aber sie gefällt dir nicht, du Bursche? Oder?«, er lachte.
    Die Zunge begann ihm schwer zu werden.
    »Die ist doch echt obergeil. Voll obergeil, oder?«, bohrte er.
    Ich schwieg.
    »Findest du nicht, dass die echt voll obergeil ist, Mann? Die hat ein paar Titten... Aber klar, du bist ja jetzt mit Ani zusammen... Soll ich dir ein Geheimnis verraten?«
    »Wie du willst.«
    Er richtete sich unter Schwierigkeiten auf und setzte sich dichter neben mich. Unsere Arme berührten sich.
    »Ana kann mich nicht ertragen. Sie hasst mich. Aber das ist mir egal.«
    »Ana liebt dich mehr, als du dir vorstellen kannst«, log ich.
    »Ihr müsst nur mal miteinander reden. Und ich bin sicher, dass es dir nicht egal ist.«
    »Doch, es ist mir völlig egal. Echt, total egal! Denn ich habe alles, was sie gerne hätte. Wo ist die Flasche?«
    Er entriss sie mir mit einem Ruck und trank hastig. Dann wischte er sich den Mund am Ärmel ab. Der Lichtschein des Feuers erhellte sein Gesicht. Ich sah ein bitteres Lächeln auf seinen Lippen.
    »Was hast du denn, was Ana gerne hätte?«
    »Ich habe dich«,

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