Du Kannst Es, Du Weisst Es Nur Noch Nicht: Die Kraft Der Hypnose
eines Arbeitsplatzes, der Gesundheit, kann tiefe Ängste entwickeln und schließlich resignieren, weil er sich als Spielball des Schicksals empfindet.
Hinter unserem Bedürfnis nach Kontrolle liegt das Wissen, dass wir im Grunde keine Kontrolle haben. Unser Leben ist fragil, und es ist nach wie vor ein Mysterium. Können wir sicher sein, dass unser Herz in der nächsten Sekunde noch schlägt? Dass kein Erdbeben unseren Landstrich heimsucht? Gedanken dieser Art machen uns Angst. Wenn wir mit Naturkatastrophen oder dem Tod konfrontiert werden, wird uns bewusst, wie wenig unser Leben unserer Kontrolle unterliegt.
Menschen investieren viel in die Scheinkontrolle, ganze Branchen arbeiten dafür. »Sicher im Alter« – kann das wirklich jemand versprechen? Die Wahrscheinlichkeit, dass wir alt werden, ist hoch – doch das Leben hält sich nicht an Wahrscheinlichkeitsrechnungen. So gesehen, zielt dieser Werbespruch geschickt auf das unterschwellige Gefühl von Unsicherheit, was unser Leben betrifft, er suggeriert uns Kontrolle über das Schicksal. Er verspricht uns eine Sicherheit, die er in vielen Fällen vielleicht auch halten, niemals aber garantieren kann.
Viele Suggestionen in der Werbung sprechen unsere Grundbedürfnisse und Ängste an. Ihr Ziel ist es, unser Fühlen, Denken und Handeln zu beeinflussen, sodass wir schließlich genau das tun, was vom Werbekunden gewünscht wird. Worte wie »Glück« und »Sicherheit« rufen in uns innere Bilder hervor, die mit starken Emotionen verknüpft sind. Jeder hat eine innere Vorstellung vom Glück, und nahezu jeder könnte glücklicher sein, als er momentan ist. Und so öffnen wir uns der Suggestion, da sie uns unterschwellig anspricht.
Sich einfach fallen lassen
Neben der Angst, kontrolliert zu werden, haben wir aber auch das Bedürfnis, uns fallen zu lassen. Wie Kinder, die vom Baum springen ... Wir wollen Vertrauen haben können, wünschen uns, aufgefangen zu werden.
Wenn ich das »Hinlegen« in der Hypnoseshow als Blitzinduktion wähle, geschieht genau das. Nach einigen einleitenden Worten sage ich dem Freiwilligen auf der Bühne, dass er in seinem Rücken eine Kraft spürt, die ihn leicht nach hinten zieht. Das ist ein natürliches Körpergefühl, das sich einstellt, wenn wir mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehen. Meist ist es uns nur nicht bewusst. Ich sage dann meinem Probanden, dass er nun dieser Kraft nachgeben, sich einfach fallen lassen kann. Ich fange ihn auf, lege ihn sanft hin und gebe ihm eine weitere Suggestion, sodass er noch tiefer loslassen kann.
Das ist ein starkes Gefühl, und es wirkt sich auch auf die Menschen in der Umgebung aus. Binnen Sekunden hat sich jemand eingelassen auf meine Worte, sich fallen lassen. Wer immer Zeuge davon wird, spürt vielleicht auch in sich die Bereitschaft dazu.
Nicht allein das Hinlegen bedient dieses Bedürfnis, diesen Wunsch in uns, zu vertrauen. Wir würden ja alle gern ein bisschen Misstrauen ablegen, einem Fremden glauben, ihm folgen können. Ja sagen können. Auch dieses Gefühl ist stark in uns, doch es wurde über die Jahre unseres Lebens hinweg oft enttäuscht. Mit uns Menschen wurde und wird gespielt. Und damit meine ich nicht nur die geschickten (wenn auch mehr oder weniger offensichtlich manipulierenden) Reden, die beispielsweise im Wahlkampf geschwungen und in denen uns Dinge versprochen werden, die keiner halten wird. Erinnern wir uns, wie viele Jahrtausende Menschen für ein selbstbestimmtes Leben gekämpft haben. In Diktaturen unterliegt die Kontrolle dem Staatsoberhaupt oder dem Militär, da werden das Denken der Menschen, ihre Werte und ihr Handeln vom Staat diktiert, jeder Einzelne wird offen manipuliert. Davon sind wir in unserem Kulturkreis inzwischen weit entfernt – glauben wir. Doch auch wir sind viel leichter unterschwellig zu manipulieren, als es uns bewusst ist.
Gerade die Kenntnis hypnotherapeutischer Methoden und das Erlernen ihrer Werkzeuge hilft uns aufzudecken, was tagein, tagaus an manipulativen Suggestionen auf uns einwirkt.
Dann lernen wir auch wieder, dort zu vertrauen, wo es angebracht ist. Misstrauen ist wie ein Schutzschild, es lässt weder Nähe noch Erfahrungen zu. Und es hilft uns nicht zu erkennen, wem wir vertrauen können und wem nicht. Wer uns manipuliert und wer es ehrlich mit uns meint.
Die Vielfalt der Suggestionen
Betrachten wir einmal näher, was alles Suggestionen sind, stellen wir etwas Erstaunliches fest: Sie finden sich in allen Lebensbereichen und
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