Du Kannst Es, Du Weisst Es Nur Noch Nicht: Die Kraft Der Hypnose
aufgeklärten Zeit fand er die mögliche Erklärung für die Wirksamkeit von Suggestionen im Innern des Menschen. So sagte er frei heraus zu seinen Patienten: »Ich habe keine Heilkraft, nur Sie selbst.« 2
Die Macht der Worte
Vielleicht haben Sie Ähnliches schon an sich selbst beobachtet? Stellen Sie sich vor, Ihr Arzt verschreibt Ihnen ein Mittel mit den Worten: »Hier haben wir etwas ganz Neues, das mit großem Erfolg eingesetzt wird. Endlich ist es auch bei uns auf dem Markt. Es wird Ihnen helfen, nehmen Sie bitte täglich zwei Tabletten. Wir sehen uns dann in zwei Wochen zur Kontrolle. Bis dahin sollte es Ihnen wieder besser gehen.« Und der Apotheker, der Ihnen das Mittel verkauft, sagt das Gleiche, erzählt, dass es bisher allen Patienten geholfen hat und Ihr Arzt Ihnen das bestmögliche Mittel verordnet hat.
Wie aber wäre es, wenn Ihr Arzt sagen würde: »Das sieht schlecht aus. Ich verschreibe Ihnen mal ein Mittel, das angeblich helfen soll. Es ist neu auf dem Markt, da heißt es ja immer, dass es hilft. Schließlich müssen die Millionen, die in die Forschung gesteckt wurden, ja irgendwo wieder reinkommen. Wie auch immer: Wir wissen ja, dass die Vorstellungskraft der beste Heiler ist. Also nehmen Sie es, und kommen Sie in zwei Wochen vorbei, dann werden wir weitersehen. Ach ja, wegen der Nebenwirkungen ... Lesen Sie sich das mal genau durch. Jedes Medikament ist schließlich ein Eingriff in Ihre natürlichen Körperfunktionen. Da sollten Sie gut aufpassen, was es mit Ihnen macht. Notieren Sie alles, was Ihnen auffällt.« Und der Apotheker zeigt Ihnen statt einem aufmunternden Lächeln eine kritische Miene. »Das hat Ihnen Ihr Arzt verschrieben? Nun ja, er hat schließlich studiert. Da sollte er eigentlich wissen, was er tut.«
Das gleiche Medikament. Und die negativ wirkenden Suggestionen sind – bei näherer Betrachtung – nicht mal allesamt Unwahrheiten.
Arzt und Apotheker sind Autoritätspersonen, der weiße Kittel wirkt auf uns suggestiv, er sagt uns unterschwellig: Diese Person hat Recht, sie hat das Wissen (und die Macht), mich gesund zu machen. Wir tragen in uns die Bereitschaft, uns von Autoritätspersonen beeinflussen zu lassen.
Worte haben Macht über uns, sie können uns in entsprechenden Situationen stark beeinflussen. Wir geben unser Wort. Wir verletzen mit Worten, bauen auf, entzünden Streit oder schließen Frieden. Ein einzelnes Wort kann uns für immer verändern.
Was kommt Ihnen spontan in den Sinn, wenn Sie das Wort »Suggestion« lesen, daran denken? Vielleicht spüren Sie einmal hin, denn Suggestion kann vieles sein, viel mehr, als Ihnen bewusst sein mag.
Das Wort geht auf das lateinische suggere zurück: »darlegen«, »vorschlagen«, aber auch »unterschieben«, »einflüstern«, »vorgaukeln«. Ich selbst mag in meiner Arbeit lieber die im Englischen übliche Bedeutung von to suggest , also »vorschlagen«. Dieses Wort ist frei von dem Anflug von Manipulation, die im hiesigen Sprachgebrauch mit »suggerieren« einhergeht. Denn im Deutschen ist mit Suggestion meist die Beeinflussung von unserem Denken, Fühlen und Handeln gemeint. Diese Manipulation geht mit Befehlen einher, die sich an das Unterbewusstsein richten und sich am Bewusstsein selbst vorbeischlängeln. Das kann auf unterschiedliche Arten und mit verschiedenen Absichten geschehen.
Kontrolle und Glück
Genau dieser Gedanke an Manipulationen ist es, der uns die Hypnose unheimlich macht: Wir wollen unter keinen Umständen zu einem Handeln aufgefordert oder gar gebracht werden, das wir im bewussten Zustand nicht zulassen würden. Wir haben Angst, die Kontrolle abzugeben. Und das ist unter Umständen auch gut so. Diese Angst schützt uns nämlich davor, die Kontrolle über uns leichtfertig an jemanden abzugeben, der dies zum Nachteil von uns selbst oder anderen ausnutzen würde.
Die Angst vor Kontrollverlust ist tief im Menschen verwurzelt. Kontrolle über unser Leben verschafft uns Sicherheit. Wer mit dem Auto auf Glatteis gerät, versucht unter Einsatz aller Ressourcen, die Kontrolle zurückzugewinnen. Meist handeln wir in derartigen Situationen nach einem bestimmten Muster: Auf die Schrecksekunde folgt hektisches Handeln, das von einem Gefühl der Erleichterung oder aber Ohmacht abgelöst wird. Anschließend heißt es abwarten oder aber die Initiative ergreifen und handeln, bis die Kontrolle wieder hergestellt werden kann. Wer öfter einem Kontrollverlust ausgesetzt ist, wie durch Verlust eines Menschen,
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