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Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition)

Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition)

Titel: Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Tannen
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sowohl Fachleute als auch Laien dazu, die beziehungsorientierte Sprechweise von Frauen falsch zu deuten und als ohnmächtig zu brandmarken. Diese inhärente Ambiguität zeigte sich mehr als deutlich in einem kurzen Zeitungsartikel, in dem ein Mann und eine Frau, beide Psychologen, gemeinsam interviewt wurden. Der Journalist fragte das Paar, was es unter »sehr höflich« verstehen würde. Die beiden Wissenschaftler antworteten gleichzeitig und unterschiedlich. Der Mann sagte: »Unterwürfigkeit.« Die Frau: »Sensibilität.« Beide hatten recht, aber sie beschrieben ihren geschlechtsspezifischen Standpunkt.
    Fachleute und Laien neigen gleichermaßen dazu, in allem, was Frauen tun, ein Zeichen der Ohnmacht zu sehen. Derselbe Zeitungsartikel zitiert die Aussage eines anderen Psychologen: »Während ein Mann vielleicht sagen würde: ›Gehst du bitte einkaufen?‹, sagt eine Frau wahrscheinlich: ›O Gott, ich brauche unbedingt ein paar Sachen vom Kaufmann, aber ich bin so müde.‹« Die Sprechweise der Frau wird als »verdeckt« bezeichnet, ein Ausdruck, mit dem man negative Bedeutungen wie »hinterlistig« oder »unter der Hand« assoziiert. Als Grund für dieses Verhalten wird Macht angeführt: Die Frau glaubt, dass sie nicht direkt fragen darf. Ref 105
    Zweifellos haben Frauen in unserer Gesellschaft einen niedrigeren Status als Männer. Aber das ist nicht zwangsläufig der Grund, aus dem sie es vorziehen, keine direkten Forderungen zu stellen. Die Indirektheit von Frauen könnte genauso gut mit ihrem Wunsch nach Bindung zusammenhängen. Wenn man seinen Willen mit einer Forderung durchsetzt, erringt man einen Statuserfolg. Man ist überlegen, weil andere tun, was man ihnen gesagt hat. Aber wenn man etwas erreicht, weil andere zufällig dasselbe wollen oder es von sich aus vorschlagen, ist das ein Beziehungserfolg. Man ist weder über- noch unterlegen, sondern befindet sich in glücklicher Übereinstimmung mit anderen, die dasselbe Ziel haben. Wenn die Indirektheit darüber hinaus von beiden Seiten verstanden wird, ist nichts Verdecktes dabei: Es ist klar, dass eine Bitte geäußert wird. Eine indirekte Aussage als »verdeckt« zu bezeichnen spiegelt die Ansichten von jemandem, dem die direkte Art »natürlich« und »logisch« erscheint – eine bei Männern weitverbreitete Ansicht.
    Indirektheit an sich ist noch kein Zeichen von Machtlosigkeit. Man kann sich leicht Situationen vorstellen, wo Indirektheit das Vorrecht der Mächtigen ist. Ein wohlhabendes Ehepaar zum Beispiel, das weiß, dass das Personal seinen Forderungen nachkommen wird, muss keine direkten Befehle aussprechen, sondern kann einfach einen Wunsch äußern: Wenn die Frau des Hauses sagt: »Es ist kühl hier«, wird der Bedienstete die Heizung höher stellen. Wenn der Hausherr sagt: »Es ist Zeit zum Essen«, wird der Diener dafür sorgen, dass es auf den Tisch kommt. Vielleicht besteht die höchste Form von Indirektheit darin, jemanden zu einer Tätigkeit zu veranlassen, ohne überhaupt etwas zu sagen: Die Gastgeberin läutet eine Glocke, und das Mädchen serviert den nächsten Gang; oder ein Elternteil betritt das Zimmer, wo die Kinder gerade Unsinn treiben, stemmt einfach die Hände in die Hüften, und die Kinder benehmen sich sofort wieder ordentlich.
    Ganze Kulturen funktionieren nach ausgefeilten Systemen der Indirektheit. Bei einem kleineren Forschungsprojekt stellte ich zum Beispiel fest, dass die meisten Griechen der Ansicht waren, dass eine Frau, die fragt: »Möchtest du gern zu der Party gehen?«, damit andeuten will, dass sie selbst gern hingehen möchte. Sie waren überzeugt, dass die Frau das Thema gar nicht anschneiden würde, wenn es anders wäre. Sie meinten auch, dass die Frau ihren Wunsch nicht offen aussprechen würde, weil das zu sehr nach einer Forderung klingen würde. Die indirekte Aussage war die angemessene Form, um ihrem Wunsch Ausdruck zu geben. Ref 106
    Die japanische Kultur hat die Indirektheit zu einer hohen Kunst entwickelt. Harumi Befu, ein japanischer Anthropologe, beschreibt zum Beispiel den feinen Austausch von Indirektheiten, der für eine einfache Einladung zum Essen erforderlich ist. Als seine Freundin die Einladung aussprach, musste Befu zunächst entscheiden, ob es sich um eine tatsächliche Einladung handelte oder ob sie nur pro forma gemeint war, so, wie ein Amerikaner vielleicht sagen wurde. »Sie müssen unbedingt mal zum Essen kommen«, aber nie erwarten würde, dass Sie plötzlich vor seiner Tür

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