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Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition)

Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition)

Titel: Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Tannen
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moralischen Bewusstseins bei Kindern und interviewte im Rahmen dieser Studie zwei elfjährige Kinder namens Amy und Jake. Eine der Fragen, die sie ihnen stellte, lautete: »Wie würdest du dich selbst beschreiben?« In Jakes und Amys Antworten hörte ich das deutliche Echo von Johan und Marianne. Hier zunächst Jakes Antwort: Perfekt. Das ist meine eingebildete Seite. Was wollen Sie – ich kann mich beschreiben, wie ich will? (Wenn du deine eigene Person in einer Weise beschreiben solltest, dass du dich wiedererkennst, was würdest du dann sagen?) Ich würde zunächst sagen, dass ich elf Jahre alt bin. Jake (Familienname). Ich müsste hinzufügen, dass ich (Stadt) lebe, weil das ein wichtiger Teil von mir ist, und auch, dass mein Vater Arzt ist, weil ich glaube, dass mich das etwas beeinflusst, und dass ich nicht an Verbrechen glaube, außer, wenn man Heinz heißt (dies ist ein Bezug auf eine Frage, die Jake in anderem Zusammenhang gestellt worden war); dass ich die Schule langweilig finde, weil ich glaube, dass das auch den Charakter etwas beeinflusst. Ich weiß eigentlich nicht, wie ich mich beschreiben soll, denn ich kann nicht in mich hineinsehen. (Wenn du beschreiben solltest, wie du eigentlich bist, was würdest du dann sagen ? ) Ich mag alberne Witze. Ich strenge mich nicht gern an, aber ich kann das alles, was man in der Schule können muss. Jede Aufgabe, die wir in der Schule bekamen, habe ich lösen können, außer denjenigen, die Wissen voraussetzen, und sobald ich etwas darüber gelesen habe, habe ich auch diese lösen können. Aber manchmal habe ich keine Lust, meine Zeit mit leichten Hausaufgaben zu verschwenden. Außerdem betreibe ich unheimlich gern Sport. Zum Unterschied von vielen anderen Menschen glaube ich, dass es noch Hoffnung für die Welt gibt … Die meisten Menschen, die ich kenne, mag ich, und ich habe ein gutes Leben, mindestens so gut wie die meisten anderen, die ich kenne. Und ich bin groß für mein Alter.
    Amy beantwortete die Frage folgendermaßen:
    Meinen Sie meinen Charakter? (Was meinst du ? ) Hm, ich weiß nicht. Ich würde mich beschreiben als, hm, was meinen Sie? (Wenn du deine eigene Person in einer Weise beschreiben solltest, dass du dich wiedererkennst, was würdest du dann sagen?) Nun, ich würde sagen, dass ich jemand bin, der die Schule und das Lernen mag, und das will ich in meinem Leben machen. Ich möchte eine Art Wissenschaftlerin werden und Dinge tun, und ich möchte Menschen helfen. Und ich glaube, dass ich so ein Mensch bin oder zu sein versuche. Und so würde ich mich wahrscheinlich selbst beschreiben. Und ich möchte etwas tun, um anderen Menschen zu helfen. (Warum?) Nun, weil ich glaube, dass es in dieser Welt viele Probleme gibt, und ich finde, jeder sollte versuchen, jemand anderem in irgendeiner Weise zu helfen, und der Weg, den ich wähle, ist die Wissenschaft.
    Was mir bei den Antworten der beiden Kinder auf dieselbe Frage besonders auffiel, war einmal, wie viel länger Jakes Ausführungen waren (und die Auslassung nach »gibt« deutet wohl an, dass er sogar noch mehr sagte), und zum anderen, wie sehr er prahlte – im Gegensatz zu Amy, die überhaupt nicht protzte. Jake sagt, er sei perfekt, sein Vater sei Arzt, er könne »jede Aufgabe« in der Schule lösen, obwohl er die Schule langweilig finde, ihm gehe es besser als allen, die er kenne, und er sei groß. Es ist möglich, dass seine Bemerkung »manchmal habe ich keine Lust, meine Zeit mit leichten Hausaufgaben zu verschwenden«, der Rechtfertigung einer weniger als hervorragenden Leistung in der Schule dient. Im Gegensatz dazu sagt Amy, sie möge die Schule und lerne gern, sagt aber nicht, ob sie gut ist, und erzählt, dass sie durch ihre Tätigkeit als Wissenschaftlerin Menschen helfen möchte.
    Sowohl Johan in Bergmans Drehbuch als auch Jake in Gilligans Interview sind sich bewusst, dass ihre Aussagen »eingebildet« klingen, und machen einen Witz darüber. Tatsächlich wirkt Johans gesamte Antwort ironisch, wie auch die Kommentare, die er in Mariannes Antwort einfließen lässt. Das ändert aber nichts an den Aussagen. Obwohl Amy ein bisschen mehr zu sagen hat als Marianne, ist es nicht sehr viel mehr. Sowohl Amy als auch Marianne wiederholen sich lieber, als die Frage auf eine Weise zu beantworten, die prahlerisch klingen könnte. Marianne erwähnt nicht, dass sie Rechtsanwältin ist. Amy sagt, sie möchte gern Wissenschaftlerin werden, aber sie betont, dass sie damit eher anderen helfen will,

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