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Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition)

Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition)

Titel: Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Tannen
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sie nicht um die Gesprächsführung konkurrieren wollen. Doch in diesem Kapitel sind nur einige von vielen Studien vorgestellt worden, die belegen, dass Frauen, auch wenn sie sich genauso verhalten wie Männer, auf andere Reaktionen stoßen. Das wirft die Frage auf, inwieweit die Schwierigkeiten von Frauen, sich in größeren Gruppen Gehör zu verschaffen, mit ihren Sprechgewohnheiten zusammenhängen und inwieweit mit der Tatsache, dass sie Frauen sind. Bei dieser Fragestellung geht es auch um die unterschiedlichen Möglichkeiten, die Männern und Frauen zur Verfügung stehen. Ref 113

Gleiche Diskriminierung
    Viele Frauen haben die Erfahrung gemacht, dass sie sich auf Zusammenkünften oder Konferenzen mit Wortbeiträgen melden, die ignoriert werden. Später macht ein Mann genau die gleiche Bemerkung, und sie wird beifällig aufgegriffen oder kontrovers diskutiert und dem Mann statt der Frau zugeschrieben. Die meisten Frauen führen das darauf zurück, dass den Äußerungen einer Frau nicht so viel Beachtung geschenkt wird, und die oben erwähnten Untersuchungen bestätigen das teilweise. Aber die Art und Weise, in der Beiträge geäußert werden, könnte ebenfalls eine Rolle spielen. Das folgende Beispiel weist darauf hin, dass das der Fall ist, macht aber auch deutlich, dass Frauen und Männern nicht dieselben Möglichkeiten zur Verfügung stehen.
    Professor A, ein Biochemiker, der an einer bedeutenden Universität unterrichtet und als Kapazität auf seinem Gebiet gilt, berichtete mir von dem folgenden Erlebnis. Er ist normalerweise sehr zurückhaltend und spricht nicht gern in der Öffentlichkeit, aber nach einem Vortrag im Fachbereich für Biologie raffte er einmal all seinen Mut zusammen und meldete sich zu Wort. Er formulierte seinen Beitrag als Frage: »Haben Sie die chemischen Auswirkungen auf den biologischen Prozess, den Sie gerade beschrieben haben, berücksichtigt?« Der Vortragende antwortete darauf sinngemäß etwa: »Nein, habe ich nicht«, womit die Sache abgetan wurde. Kurze Zeit später meldete sich jedoch ein anderer Mann, Professor B, zu Wort. Er begann: »Ich würde gern noch einmal auf den Punkt zurückkommen, den mein Kollege, Professor A, angesprochen hat und der mir sehr wichtig erscheint.« Dann ging er langatmig und ausführlich auf diesen Punkt ein. Der Beitrag wurde zum Gegenstand einer ausgedehnten Diskussion, und jeder, der sich dazu äußerte, sagte einleitend: »Ich würde gern noch weiter auf den wichtigen Aspekt eingehen, den Professor B angesprochen hat.«
    Wäre Professor A eine Frau gewesen, würde man normalerweise vermuten, dass der Beitrag zunächst einmal ignoriert wurde, weil er von einer Frau kam, und später aufgegriffen wurde, weil ein Mann sich äußerte. Aber in diesem Fall handelte es sich bei beiden Sprechern um Männer, das Geschlecht kann also nicht die Ursache für die unterschiedlichen Reaktionen gewesen sein. Unterschiedlich war die Art und Weise, in der die Männer »dieselbe« Idee ausdrückten. Vielleicht hatte Professor A seine Idee nicht detailliert genug beschrieben, um ihre Bedeutung klarzumachen. Wahrscheinlicher ist, dass die Art und Weise, wie er sie vortrug – zögernd, kurz und in Form einer Frage  –, seinen Beitrag unwichtig erscheinen ließ, während die Art und Weise, wie Professor B sprach ausführlich und mit lauter, deklamierender Stimme, derselben Aussage eine andere Metamitteilung gab: »Dies ist wichtig. Passt auf!«
    Dieses Beispiel macht deutlich, dass es wichtig ist, wie etwas gesagt wird, gleichgültig, welchem Geschlecht die Sprecher angehören. Aber es zeigt auch, dass Frauen im Nachteil sind, weil sie eher als Männer dazu neigen, ihre Beiträge als Fragen zu formulieren, weniger Zeit auf ihre Fragen verwenden und leiser und schneller sprechen. Das Beispiel demonstriert, dass Männer, die sich nicht so energisch verhalten, wie es von Männern erwartet wird, ebenfalls im Nachteil sind. In dieser Hinsicht befand Professor A sich in derselben Position wie eine Frau, die auf dieselbe Weise gesprochen hätte.

Ungleiche Gegenmittel
    Aber in einem anderen Sinn unterscheidet sich Professor As Position erheblich von der einer Frau, die einen vergleichbaren Gesprächsstil hat. Wenn Professor A sich entschließen würde, seine Sprechweise so zu ändern, dass sie der von Professor B ähnlicher würde, könnte er mehr Aufmerksamkeit auf sich lenken, wenn das sein Ziel wäre. Und er würde dann auch dem Männlichkeitsmodell unserer Kultur eher

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