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Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition)

Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition)

Titel: Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Tannen
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meine, wenn du alles, was du letztes Wochenende gesagt hast, auch so gemeint hast, und ich alles so gemeint hab, was ich gesagt hab. (1,0)
    Todd: Natürlich hab ich es so gemeint. Aber, na ja, ich weiß nicht. Ich schätze, wir werden allmählich erwachsen. Ich meine, ich weiß nicht. Ich leb wohl in der Vergangenheit oder so was. Ich fand das wirklich gut damals, als wir immer nächtelang aufgeblieben sind und einfach, du weißt schon, wenn wir stundenlang rumgewandert sind und uns einfach nur unterhalten haben.
    Richard: Mhm.
    Todd: Das hat irgendwie Spaß gemacht.
    Richard: Ja, das hat es. (2,2)
    Todd: Aber jetzt können wir schon froh sein, wenn wir morgens in der Schule mal ein Wort miteinander wechseln.
    Richard (mit scherzhaft-herausfordernder Betonung): Na klar!
    Todd: Ich mein’ es ernst. Wenn wir uns jetzt morgens treffen, sag ich »Hallo«, und du antwortest »Selber hallo«, und ab und zu schubst du mich noch mal in den Kleiderspind – wenn ich Glück habe. (Lacht) (1,4)
    Richard (protestierend): Wir reden doch miteinander!
    Todd: Nicht mehr so wie früher. (4,8)
    Richard: Ich hatte keine Ahnung, dass du reden wolltest.

    Obwohl die meisten Männer, denen ich dieses Gespräch vorspielte, der Meinung waren, dass es untypisch wäre, hat es doch trotzdem stattgefunden. Am bemerkenswertesten ist der starke Kontrast, fast Widerspruch, zwischen dem, was die Jungen sagen und ihrer Körpersprache. Ihre Worte zeugen von intensiver Beteiligung, doch von der Körperhaltung her wirken sie völlig gelangweilt und desinteressiert.

Sind Männer unbeteiligt?
    Als ich einer Familientherapeutin von meiner Beobachtung berichtete, dass die Mädchen sich direkt ansahen und sich einander zuwandten, während die Jungen sich voneinander wegdrehten und überallhin schauten, außer in das Gesicht ihres Gegenübers, meinte sie: »Bei den Familien, mit denen ich zu tun habe, ist das immer so. Die Männer sehen mich nicht an, und sie sehen auch ihre Frauen nicht an. Die Männer sind immer unbeteiligt.« Aber diese beiden Zehntklässler, die jeden Blickkontakt vermeiden, sind alles andere als unbeteiligt. Sie sind in höchstem Maß aufeinander bezogen, auch wenn sie nonverbal Unverbundenheit demonstrieren. Richard zum Beispiel verzieht sein Gesicht zu einem eindrucksvollen Gähnen, als er sagt: »Ich hatte keine Ahnung , dass du reden wolltest.«
    Die Videoaufnahmen von Mädchen und Jungen unterschiedlichen Alters und die von der Familientherapeutin beschriebene Situation machten mich auf ein massives Ungleichgewicht aufmerksam: Wenn eine Frau ihre Therapeutin und ihren Partner ansieht, tut sie einfach das, was sie schon immer getan hat, was ihr selbstverständlich und normal und richtig vorkommt. Aber wenn ein Mann aufgefordert wird, seine Therapeutin oder seine Frau direkt anzusehen, bedeutet das für ihn etwas anderes – etwas, womit er wenig Erfahrung hat und das ihm vielleicht sogar falsch vorkommt. Männer aufgrund ihrer Körpersprache als »unbeteiligt« zu bezeichnen scheint voreilig und unfair. Es ist ein Urteil, das sich aus den Maßstäben einer anderen Kultur ergibt. Das soll nicht heißen, dass Männer nicht durchaus teilnahmslos sein können, und auch nicht, dass es nicht vielleicht ein Vorteil für sie wäre, wenn sie direkten Blickkontakt im Gespräch mit ihren Therapeuten oder Ehefrauen suchen würden, sondern nur, dass es nicht gerechtfertigt ist, Männer allein wegen ihrer physischen oder visuellen Indirektheit als »unbeteiligt« zu bezeichnen.
    Innerhalb der Grenzen ihrer eigenen Kultur gibt es in der Körpersprache der Zehntklässler zahllose Anzeichen für ihre Beteiligung, eine Fülle von Beweisen, dass sie sich aufmerksam zuhören und aufeinander eingehen. Die Bewegungsabläufe sind genau koordiniert. Sie machen ähnliche Bewegungen in ähnliche Richtungen zu gleicher Zeit. Sie handeln übereinstimmend, als Ensemble (um einen Ausdruck von Ron Scollon zu benutzen) oder (um ein Bild von A. L. Becker zu benutzen), wie zwei Gänse, die ihr Gefieder ordnen und sich dabei gegenseitig gar nicht zu beachten scheinen, obwohl ihre Bewegungen nach einem spiegelbildlich koordinierten Rhythmus ablaufen.
    Warum sollten Männer und Jungen den Blick voneinander abwenden und ihn durchs Zimmer wandern lassen, statt sich direkt anzusehen? Eine wahrscheinliche Erklärung ist, dass direkter Blickkontakt mit einem anderen Mann feindselig wirken könnte, wie eine Drohgebärde. Und direkter Blickkontakt mit einer Frau könnte

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