Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition)

Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition)

Titel: Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Tannen
Vom Netzwerk:
Gegenteil, wie der fettgedruckte Satz zeigt.
    Dann erzählt Richard, dass er befürchte, Probleme mit Alkohol zu haben. Todd reagiert, indem er das Thema wechselt und etwas anspricht, was ihn selbst bedrückt, er fühlt sich als Außenseiter.
    Richard: Als ich Anne gestern Abend nach Hause gebracht hab«, hat sie mir ’ne Standpauke gehalten.
    Todd: Wirklich?

    Richard: Sie hat rausgekriegt, was Donnerstagabend zwischen Sam und mir vorgefallen ist, weißt du?
    Todd: Mhm.
    Richard: Sie wusste davon. Und auf einmal sagt sie – sie fing an, über Alkohol zu reden, also … sie meinte: »Weißt du eigentlich, wie ausfällig du immer wirst, wenn du was getrunken hast? Du gehst auf alle los. Du bist dauernd schlecht drauf.« Und dann hat sie einfach gesagt: »Ich mag das nicht. Du gehst auf Sam los. Auf Todd. Auf Mary. Auf Lois.«

Ich meine, als sie das so gesagt hat, also, irgendwie hat mich das richtig fertiggemacht. (Pause) Ich hab eigentlich gar nicht so viel getrunken.
    Todd: Redest du noch mit Mary, oft, meine ich?
    Richard: Ob ich noch mit ihr rede?
    Todd: Ja, denn darum bin ich – darum bin ich Freitag so sauer gewesen.
    Richard: Warum?
    Todd: Darum.
    Richard: Was heißt darum?
    Todd: Weil ich nicht wusste, warum ihr einfach – ich meine, ich war nur mal kurz wieder nach oben gegangen, um was zu holen, und da seid ihr einfach abgehauen. »Na gut«, hab ich gedacht, »dann eben nicht. Ist mir doch völlig schnurz.« Hab mir gesagt: »Jetzt fängt er also schon wieder damit an.«
    Als Richard davon spricht, dass er deprimiert sei, weil Anne ihm vorgeworfen hat, dass er betrunken war und sich schlecht benommen hat, reagiert Todd – wie der fettgedruckte Satz zeigt –, indem er von seinen eigenen Problemen erzählt: Er fühlt sich ausgeschlossen und war gekränkt, als Richard die Party einfach mit seiner Freundin Mary verlassen hat.
    Während des ganzen Gesprächs redet Todd immer wieder davon, dass er sich entfremdet und ausgeschlossen fühlt. Richard reagiert darauf, indem er versucht, Todd diese Gefühle auszureden. Als Todd erzählt, er habe sich auf der Party am Abend zuvor fehl am Platz gefühlt, argumentiert Richard dagegen:
    Richard: Warum hast du dich fehl am Platz gefühlt? Du kanntest Lois, und Sam war auch da.
    Todd: Ich weiß nicht. Ich bin mir wie ein richtiger Außenseiter vorgekommen, überhaupt mit der Party gestern, ich meine, Sam ist immer nur von einem zum andern gerannt, er kannte alle aus der Schülerverbindung, mindestens fünf Leute.
    Richard: Kannte er gar nicht.
    Todd: Er kannte viele Leute. Er war so – ich weiß nicht.
    Richard: Lois war doch auch da. Er kannte auch nicht alle.

    Todd: Ich hatte an dem Tag einfach das Gefühl, gar nicht richtig dazuzugehören, bei allem. Früher hab ich immer gedacht, ich meine –
    Richard: Warum?
    Todd: Ich weiß nicht. Sogar in der Schule fühl ich mich schon wie ein Außenseiter.
    Richard: Also, weißt du, ich meine, gestern Abend –
    Todd: Ich glaub, ich weiß jetzt, wie Leuten wie Ron Cameron zumute ist. (Lacht)
    Richard (lacht auch): Nein, ich glaube nicht, dass es dir so schlecht geht wie Ron Cameron.
    Todd: Ich mach ja nur Spaß.
    Richard: Mm-mm. Warum solltest du dich so fühlen? Du kennst mehr Leute –
    Todd: Ich kann mit niemandem mehr reden.
    Richard: Du kennst mehr Leute als ich.
    Wenn Richard sagt, dass Todds Gefühle ungerechtfertigt und unverständlich seien, heißt das durchaus nicht, dass es ihm gleichgültig ist, wie Todd sich fühlt. Er hat ganz deutlich die Absicht, seinen Freund zu trösten, ihm Mut zuzusprechen. Er impliziert: »Du solltest dich nicht schlecht fühlen, denn deine Probleme sind gar nicht so schlimm.«

Gleiche Sorgen
    Wie völlig anders Frauen sich verhalten, wenn sie Probleme besprechen, zeigt Alice Mattisons Kurzgeschichte »New Haven«. Eleanor erzählt Patsy, dass sie sich in einen verheirateten Mann verliebt habe. Patsy reagiert darauf, indem sie zunächst Verständnis zeigt und dann von einer ähnlichen Erfahrung berichtet:
    »Also«, sagt Patsy. »Ich weiß, wie du dich fühlst.«
    »Das weißt du?«
    »Irgendwie schon. Ich sollte es dir wohl erzählen. Ich schlafe seit zwei Jahren mit einem verheirateten Mann.«
    Patsy erzählt Eleanor dann von ihrer Affäre und was sie für sie bedeutet. Doch nachdem sie eine Weile über Patsys Verhältnis gesprochen haben, sagt Patsy:
    »Aber du wolltest mir von diesem Mann erzählen, und ich hab dich unterbrochen. Tut mir leid. Ich bin ganz schön

Weitere Kostenlose Bücher