Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition)
egozentrisch, was?«
»Das ist schon in Ordnung.« Aber sie freut sich. Ref 20 , Ref 21
Das Gespräch kehrt dann zu Eleanors beginnender Affäre zurück. Patsy geht also auf Eleanors Problem ein, indem sie zunächst Verständnis zeigt und von einer vergleichbaren Erfahrung berichtet, womit sie ihre Gemeinsamkeit unterstreicht, und Eleanor dann ermutigt, mehr zu erzählen. Durch die ähnliche Situation Patsys wird die potentielle Asymmetrie, die mit der Enthüllung persönlicher Probleme verbunden ist, vermieden und die Freundschaft ins Gleichgewicht gebracht.
Was Eleanor an dem Gespräch mit Patsy so gut gefiel, war, dass sie beide darin übereinstimmten, wie Probleme besprochen werden sollten, und das festigte ihre Freundschaft. Obwohl Eleanor als Erste von ihrer Affäre redete, ging sie nicht weiter darauf ein, bis Patsy sie dazu ermunterte. In der Geschichte »The Knitting« von derselben Autorin hält eine Frau namens Beth sich bei ihrer Schwester auf, um Stephanie, die Tochter ihrer Schwester, in einer psychiatrischen Anstalt zu besuchen. Während Beths Aufenthalt kommt es zu einem unangenehmen Telefongespräch mit ihrem Freund Alec. Auf diese Weise an ihre Sorgen erinnert, möchte Beth gern darüber reden, zögert aber, weil ihre Schwester nicht fragt. Beth fühlt sich stattdessen verpflichtet, sich auf das Problem ihrer Schwester, auf den Grund ihres Besuchs, zu konzentrieren.
Sie würde gern darüber reden, wie sie und Alec sich in den letzten Wochen immer haarscharf am Rande eines Krachs bewegt hatten, aber ihre Schwester fragt nicht nach dem Anruf. Dann denkt Beth, dass sie über Stephanie reden sollten. Ref 22
Die Frauen in diesen Geschichten wahren das Gleichgewicht in dem feinen System, nach dessen Regeln Problemgespräche benutzt werden, um Verständnis zu zeigen und ein Gefühl von Gemeinschaft zu schaffen.
Wenn Frauen mit dem männlichen Gesprächsstil konfrontiert werden, beurteilen sie ihn danach, wie sie selbst sprechen. Frauen zeigen ihre Anteilnahme, indem sie das Problem der anderen aufgreifen und Fragen dazu stellen. Wenn Männer das Thema wechseln, sehen Frauen darin ein Zeichen fehlender Anteilnahme – mangelnder Intimität. Doch es kann genauso gut sein, dass jemand auf eindringliche Fragen verzichtet, weil er das Unabhängigkeitsbedürfnis des anderen respektieren möchte. Als Eleanor Patsy erzählt, dass sie in Peter verliebt sei, fragt Patsy: »Schläfst du mit ihm?« Diese Form der Anteilnahme würde vielen Männern und einigen Frauen als aufdringlich erscheinen, auch wenn Eleanor darin ein Zeichen von Interesse sieht, das die Freundschaft fördert.
Frauen neigen dazu, Verständnis für die Gefühle einer anderen Frau zu zeigend. Wenn Männer versuchen, Frauen Mut zuzusprechen, indem sie ihnen erzählen, dass ihre Situation gar nicht so schlimm sei, haben Frauen den Eindruck, dass ihre Gefühle banalisiert oder abgewertet werden. Damit stößt ihre Aufforderung, Verbundenheit zu zeigen, erneut auf einen Mangel an Intimität. Ihr Versuch, eine symmetrische Kommunikation einzuleiten, endet in einer asymmetrischen.
Eine andere Symmetrie
Bei dem Gespräch zwischen Richard und Todd sind die einzelnen Reaktionen asymmetrisch – jeder tut die Probleme des anderen ab –, doch insgesamt symmetrisch: Todd reagiert auf Richards Alkoholproblem genauso wie Richard auf Todds Außenseitergefühle; beide streiten jeweils ab, dass der andere ein Problem hat.
Richard: Oh, Mann – ich glaub einfach nicht – ich meine, was Anne gestern Abend gesagt hat, ich kann mir gar nicht vorstellen, dass ich mich so benehme.
Todd: Ich glaub nicht, dass es so gewesen ist, wie sie sagt. Du selbst weißt doch am besten, dass es gar nicht so schlimm war.
Richard: Oh, Anne – Sam hat Anne erzählt, dass ich den Uferdamm runtergefallen bin.
Todd: Das ist gelogen.
Richard: Ich bin nicht runtergefallen. Ich bin ausgerutscht, gestolpert. Ich hab mich abgefangen.
Tod: Mach dir doch keine Gedanken darüber.
Richard: Mach ich aber, irgendwie schon. Es ist mir unangenehm, wenn Sam mich so sieht. Und unangenehm vor dir.
Todd: Es ist doch egal, du bist richtig lustig, wenn du ausflippst.
Todd bestreitet, dass Richard so betrunken gewesen wäre, dass er getorkelt hätte (»Das ist gelogen«), und sagt dann, dass, selbst wenn Richard die Kontrolle über sich verloren hätte, es nicht schlimm, sondern lustig gewesen wäre.
Als ich das Gespräch der beiden Zehntklässler analysierte, habe ich es anfangs
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