Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition)
Situation, wo der Mann ihrer besten Freundin vergeblich versuchte, sich an einer Unterhaltung der beiden zu beteiligen. Er brach mit der Tradition und wollte von einer Erfahrung berichten, die seiner Meinung nach denjenigen ähnelte, die die beiden Frauen diskutierten. Die Freundinnen bestürmten ihn mit Fragen, die er nicht beantworten konnte – was genau, wie und warum er dies oder jenes gesagt hatte. Er nahm Abstand von seiner Geschichte und erzählte nichts mehr. Vielleicht fragte er sich insgeheim, warum die Frauen sich für all diese unwichtigen Einzelheiten interessierten.
»Lass die Einzelheiten weg«
Obwohl viele Frauen im Gespräch mit engen Freundinnen gern auf subtile Nuancen eingehen, gibt es Situationen, in denen jede Frau sich unwohl fühlt, wenn jemand zu viele Einzelheiten aufzählt oder danach fragt. Wenn Detailinteresse ein Zeichen von Intimität ist, dann wird eine Frau solches Interesse ablehnen, wenn es von jemandem kommt, an dessen Vertraulichkeit ihr nichts liegt. Und wir alle kennen die Erfahrung, dass jemand lang und breit irgendwelche Einzelheiten erzählt, die völlig überflüssig scheinen oder uns fürchterlich langweilen. Viele der von mir gesammelten Beispiele von Detailaufzählungen in Gesprächen stammen von alten Leuten. Das liegt vielleicht daran, dass alte Leute mehr Kontakt zu Jüngeren haben möchten als die Jüngeren zu ihnen, oder daran, dass alte Leute oft nicht gut hören können und deshalb lange Geschichten erzählen, um die Unterhaltung aufrechtzuerhalten. Alte Leute neigen auch eher dazu, in der Vergangenheit zu schwelgen, und erzählen dann häufig Geschichten, die es nötig machen, ins Detail zu gehen.
Es ist ein Leitgedanke moderner amerikanischer Psychologie, dass die psychische Trennung von den Eltern eine unabdingbare Voraussetzung seelischer Gesundheit ist. Ein Weg, um zu enge Bindungen zu vermeiden, besteht – zumindest für einige Leute – darin, keine Einzelheiten zu erzählen. Eine Frau berichtete mir zum Beispiel, dass ihre Mutter sie zu stark an sich binden wolle; bei ihrer Schwester Jane, so die Frau, hätten diese Umklammerungsversuche Erfolg gehabt. Um ihre Behauptung zu bekräftigen, sagte sie. »Es ist erstaunlich, über wie viele Einzelheiten aus Janes Leben meine Mutter Bescheid weiß.« Später erklärte sie dann, wie sie selbst die Einmischungsversuche abblockt, und gab ein Beispiel für die Neugier der Mutter: »Sie ist gierig auf jedes Detail. Wenn ich ihr erzähle, dass ich irgendwo gewesen bin, fragt sie: ›Was hast du angehabt?‹«
Die Frage, die dieser Frau gegen den Strich ging, war dieselbe, die meine Großtante so glücklich gemacht hatte. Der Unterschied liegt darin, dass meine Großtante eine enge Bindung an den Mann, der sich nach ihrer Kleidung erkundigte, anstrebte. Diese Frau aber widersetzte sich der ihrer Meinung nach exzessiven Anklammerung der Mutter. Und doch hat die Schwester dieser Frau wahrscheinlich nicht den Eindruck, dass die Frage: »Was hast du angehabt?« zu aufdringlich ist. Vielleicht gefällt es Jane – so wie meiner Großtante –, wenn jemand Interesse zeigt und Anteil an ihrem Leben nimmt.
Die Verbindung von Geschäft und Klatsch
Viele Frauen vermischen bei einem Gespräch relativ wichtige Dinge, wie geschäftliche Fragen, mit relativ unwichtigen Dingen, wie Kleiderfragen. Marjorie geht an einem Montagmorgen zu Beatrice ins Büro, um sie nach ihrer Meinung über einen Vertrag zu fragen. Nachdem sie das Geschäftliche erledigt haben, bringen die beiden Frauen sich gegenseitig auf den neuesten Stand, was ihr Privatleben angeht: Marjorie hat alle Hände voll damit zu tun, ihre kränkelnde Schwiegermutter zu pflegen; Beatrice hat einen vielversprechenden Freund kennengelernt.
Die Leiterin eines Beratungszentrums berichtete, dass ihre weiblichen Angestellten bei Besprechungen häufig 75 Prozent der Zeit mit persönlichen Gesprächen verbrächten und die restlichen 25 Prozent dann effektiv nutzten, um geschäftliche Dinge zu erörtern. Den männlichen Angestellten erscheint das als reine Zeitverschwendung. Aber die Leiterin legt Wert auf eine warme, familiäre Arbeitsatmosphäre. Sie ist der Ansicht, dass solche persönlichen Gespräche zu einem Gefühl der Verbundenheit beitragen, was wiederum dafür sorgt, dass ihre weiblichen Angestellten Spaß an der Arbeit haben und ein erfolgreiches Team bilden. Ref 49
Gegenseitiges Verständnis und Vertrauen, wie es aus persönlichen Gesprächen erwächst, kann
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