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Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition)

Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition)

Titel: Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Tannen
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wahrscheinlich genauso enttäuscht von der Unterhaltung wie die Frauen. Ref 61
    Und Männer finden oft auch die Gesprächsthemen von Frauen genauso langweilig wie Frauen die Männerthemen. Während ich wünschte, der Ex-Royal-Air-Force-Pilot würde mir etwas von seinen persönlichen Erfahrungen in Griechenland erzählen, wunderte er sich wahrscheinlich, warum ich ihn mit meinen persönlichen Erlebnissen langweilte, und staunte über meine mangelnden Geschichtskenntnisse über ein Land, in dem ich gelebt hatte. Vielleicht hätte er es für ein gutes Gespräch gehalten, wenn ich seine Auslegung der griechischen Geschichte bezweifelt oder verbessert hätte, statt ihm stumm zuzuhören. Wenn Männer hören, welchen Beruf ich ausübe, und meine Forschungsmethoden dann in Frage stellen, fordern sie mich auf, ihnen Informationen zu geben und meinen Sachverstand unter Beweis zu stellen  – etwas, das ich außerhalb des Klassenzimmers und Vorlesungssaals sehr ungern tue, aber etwas, zu dem Männer sich wahrscheinlich gern provozieren lassen.
    Die Publizistin, die aufmerksam zuhörte, als sie über eine Radiostation informiert wurde, erklärte mir, dass sie nett zu dem Produzenten sein wollte, um ihren Autoren den Weg in seinen Sender zu ebnen. Wenn Männer eine Frau für sich einnehmen möchten, setzen sie eher auf den Zauber ihrer eigenen sprachlichen Darbietung als auf den Charme aufmerksamen Zuhörens. Ich erinnere mich an ein Essen, an dem ich teilnahm, bevor ich einen Vortrag vor einer Gruppe ehemaliger College-Studenten halten sollte. Mein großzügiger Gastgeber sorgte für meine Unterhaltung und beglückte mich die ganze Zeit bis zu Beginn meines Vortrages mit seinen Computerkenntnissen; ich heuchelte freundliches Interesse, während ich mich innerlich zu Tode langweilte und das Gefühl hatte, mit einem Haufen irrelevanter Informationen überschüttet zu werden, an die ich mich nie im Leben erinnern würde. Und doch bin ich davon überzeugt, dass mein Gastgeber sich und seine Ausführungen für interessant hielt, und wahrscheinlich hätten einige seiner männlichen Gäste diese Ansicht geteilt. Ich möchte damit nicht sagen, dass alle weiblichen Gastgeber mich immer auf perfekte Weise unterhalten würden. Ich weiß noch, wie ich einmal zu einem Vortrag eingeladen und vorher von einigen Frauen zum Essen ausgeführt wurde. Sie schenkten meinem Sachverstand so viel Aufmerksamkeit und bedrängten mich derart mit Fragen, dass ich bereits erschöpfend Auskunft gegeben hatte, bevor das Essen zu Ende war und der offizielle Vortrag begonnen hatte. Im Vergleich dazu hat der Mann, der die Computervorlesung hielt, mir sozusagen eine Ruhepause gegönnt.
    Wenn Männer sich unverhältnismäßig häufig in der Rolle des Vortragenden und Frauen sich in der des Publikums wiederfinden, so ist dieses Ungleichgewicht nicht die Schuld eines Interaktionspartners allein. Es ist nicht etwas, was die Männer den Frauen antun. Und es ist auch nicht etwas, was die Frauen selbst verschulden, weil sie es »zulassen« oder »herausfordern«. Das Ungleichgewicht entsteht durch die unterschiedlichen Gesprächsgewohnheiten von Männern und Frauen.

Behindernder Gesprächsstil
    »Krieg mit Japan«, eine Geschichte von Frederick Barthelme, handelt von einem Mann, der sich darauf zurückzieht, seinem Sohn Vorträge zu halten, nicht, weil er es will, sondern weil es vertraut und sicher ist. Die Geschichte beginnt damit, dass der Erzähler ankündigt, er werde aus seinem Haus aus- und in eine Wohnung über der Garage ziehen, weil er und seine Frau »eine Art Streit gehabt haben«. Er überlegt, ob er seinen zwölfjährigen Sohn bitten soll, ihm beim Umzug zu helfen: Ref 62
    Einerseits denke ich, ich sollte die Gelegenheit nutzen und ihm erklären, warum ich in die Garage ziehe, und dann denke ich wieder, ich sollte es lieber nicht tun, weil ich es vielleicht nicht klar genug ausdrücken kann. Ich weiß nicht, warum ich ihm immer etwas erklären will, ich möchte ihn wohl für mich gewinnen …
    Als der Erzähler zu seinem Sohn geht und ihm sagt, dass er sich mit ihm unterhalten möchte, hört sich das so an:
    »Ich wollte dir sagen, dass vieles jetzt falsch ist, was vorher richtig war. Ich schätze, du wirst schon merken, dass was falsch ist, und dich fragen, warum , deshalb dachte ich, ich erklär’s dir schon mal, weißt du? Tu meine Pflicht.«
    Er sieht verunsichert aus, deshalb sage ich: »Ich geb dir ein Beispiel. Ich saß hier drin und dachte an

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