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Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition)

Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition)

Titel: Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Tannen
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hör mir zu«). Die Mädchen unterstützen sich gegenseitig und reden als Team.
    Besonders auffällig ist Marks Vorwurf: »Du unterbrichst mich dauernd.« Er ist deshalb so interessant, weil Mark mit seinen Ausführungen (»Nein. Der tollste Zungenbrecher ist Fritz Pfiffig pflückt –«) eigentlich die Erklärung der Mädchen unterbrochen hat, auch wenn die Äußerungen der Sprecher sich nicht überlappt haben. Dasselbe gilt für die andere »Unterbrechung« der Mädchen. Als Denise gerade sagte: »In Ordnung. Pass mal auf«, begann Mark zu fragen: »Ist es so lustig wie –«, aber er konnte den Satz nicht beenden, weil Dennis zu lachen anfing und Denise das angekündigte Gesprächsritual einleitete. Marks Protest wirkt damit wie ein praktisches Beispiel für den scherzhaften Satz: »Rede nicht, wenn ich dich unterbreche.«
    Mark nahm darüber hinaus eine oppositionelle Haltung ein, auch wenn er den Mädchen nicht widersprach, sondern sie zu bestätigen schien. Die Mädchen sagten gerade, dass ihr radebrecherischer Spruch »wie der tollste Zungenbrecher« sei. Wenn Mark sie einfach nur mit der Darbietung des »tollsten Zungenbrechers« (Fritz Pfiffig pflückt fleißig Pfifferlinge) unterbrochen hätte, wäre er damit bestätigend auf Denise eingegangen und hätte ihre Erklärung ausgeschmückt. Stattdessen begann er seinen Satz mit einem »Nein«, so, als ob die Mädchen behauptet hätten, ihr Spruch sei der beste Zungenbrecher.
    Bei dieser Unterhaltung haben die Mädchen versucht, Mark in ihre freundliche Neckerei mit einzubeziehen. Greenwood fand heraus, dass ihre Kinder Unterhaltungen mit Freunden umso mehr genossen, je mehr Unterbrechungen in einem Gespräch vorkamen. Aber Mark weigerte sich, bei ihrem Spaß mitzumachen, indem er auf seinem Recht beharrte, reden zu können, ohne unterbrochen zu werden. Vielleicht hing es damit zusammen, dass er einige Jahre älter war als die anderen. Vielleicht wollte er nicht in die Rolle des Zuhörers gedrängt werden. Vielleicht fühlte er sich auch herabgesetzt, als Denise ihn fragte: »Hast du das noch nie gehört?… Echt nicht, Mark?« Was immer die Gründe sein mögen, Denise, Stacy und Dennis benutzten eher eine Beziehungssprache, während Mark eher zu einer Art Berichtssprache tendierte. Es ist nicht überraschend, dass Denise später ihrer Mutter gegenüber bemerkte, dass sie Mark nicht leiden könne.
    Obwohl Denise Mark tatsächlich »unterbrochen« hat, um ihm mitzuteilen, dass er den Sinn begriffen habe (»Ja, genau. Bei dem ist es genauso«), deutet nichts darauf hin, dass sie ihn dominieren wollte. Und obwohl Denise und Stacy sich gegenseitig ins Wort fielen, weist auch hier nichts darauf hin, dass eine die andere beherrschen wollte. Es gibt jedoch einige Anzeichen dafür, dass Mark, obwohl seine Äußerungen sich nicht mit denen der anderen überschneiden, versucht haben könnte, Denise und Stacy zu dominieren, wie zum Beispiel, als er sich weigerte, über ihre Witze zu lachen, oder als er die Erklärungen zurückwies, die sie für ihr Gesprächsritual anboten. Ob ein Gesprächsteilnehmer den anderen dominieren will, hängt also nicht von Unterbrechungen ab, sondern ist eine Frage der Intentionen, die der Einzelne mit seinen Äußerungen verbindet.

Überlappungen ohne Unterbrechungen
    Die These, dass, jemanden zu unterbrechen, ein Zeichen von Dominanz sei, geht davon aus, dass ein Gespräch ein kommunikatives Geschehen ist, bei dem jeweils einer zur Zeit redet, was allerdings eher theoretischen Vorstellungen als praktischen Erfahrungen entspricht. Die meisten Amerikaner meinen, dass immer nur einer zur Zeit reden sollte, unabhängig davon, was sie tatsächlich tun. Ich habe Gespräche aufgenommen, bei denen viele Sprecher auf einmal zu hören waren und alle sich offenkundig gut amüsierten. Wenn ich die Beteiligten hinterher nach ihren Eindrücken zu dem Gespräch befragte, erzählten sie mir, dass sie es sehr genossen hätten. Aber wenn ich das Band zurückspulte und sie hörten, wie alle durcheinandergeredet hatten, waren sie peinlich berührt und gaben Kommentare ab, wie: »O Gott, sind das wirklich wir?«, als ob man sie bei einem verbalen Striptease erwischt hätte.
    In einem Buch mit dem Titel Conversational Style habe ich eine zweieinhalbstündige Unterhaltung analysiert, die sechs Freunde beim Essen führten. Rückblickend meinten einige dieser Freunde später, dass bestimmte Leute das Gespräch »dominiert« hätten – und als ich mir die

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