Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
„Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition)

„Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition)

Titel: „Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Gunschmann
Vom Netzwerk:
Ruhe, weil viele seiner Genossen Respekt vor ihm hatten, denn für sein unergründbares Alter – er müsste damals eigentlich um die Fünfzig gewesen sein – und seine unterirdischen Lebensumstände hatte er unglaublich ausgeprägte Muskeln, als würde er zweimal die Woche im Fitnessstudio trainieren. Who knows? Wahrscheinlich tat er’s. Ferdl war kein großer Redner. Musste er auch nicht sein. Ein Wort reichte völlig aus. Wir sahen uns an und es war klar, dass unser nächstes Sommerfest »Pennerparty« heißen würde. Die Party wurde ein Riesenerfolg. Sie kamen mit zerfetzten Mänteln, zerknautschten Hüten, mit Jacken aus Zeitungen und mit abgelatschten Schuhen an den Füßen.
    Die Einladung bestand aus einem alten Stofffetzen mit Rotweinflecken und der darauf angepriesene Dresscode »Clochard« hatte eine ganz besondere Eigendynamik entwickelt. Endlich mal konnten sich alle so aufführen wie sie glaubten, die Clochards, Penner, Herumtreiber, Stadtstreicher und Obdachlosen würden es auch tun – alles legal im P1 in jener Nacht. Die Aristokraten tauschten das goldgeknöpfte Dinnerjacket gegen den von Motten zerfressenen Skandinavier-Pulli, der schicke Italiener-Wirt durfte endlich den alten silbernen Jogginganzug ausführen, unser Besitzer setzte sich vor die Tür und deckte sich einfach mit Zeitungen zu, und die Mädchen entwickelten eine wahrhaft kreative Fantasie, wie ein Minirock oder ein Spaghettiträger-Top im Penner-Style vorgeführt werden könnte. Natürlich durften der echte Ferdl und ein paar seiner Kumpels nicht fehlen: Sie ließen das kalte Buffet nicht eine Minute aus den Augen. Neidisch und erbost blickten die Daheimgebliebenen mit der Tagespresse am nächsten Tag auf die Party der vergangenen Nacht. Vielleicht lag es daran, dass die Dekoration aus einer Lkw-Ladung Altkleider der Caritas bestand.
    Die Macht in der Nacht: Der Türsteher
    »Du kommst rein, dein Freund aber nicht« – das schöne Mädchen küsst den frustrierten Jungen noch schnell auf die Backe und verschwindet alleine in der Disco. Eine gemeine Aktion, die der Türsteher da bringt. Willkür und Unterwerfung sind die Attribute für das Theater vor der Tür. Allerdings muss der Hauptakteur ein Profi sein, schlagfertig, ausgebildet, mit Geschmack und guten Manieren, schließlich richtet er allabendlich über Glückseligkeit oder Seelenleid. Eine freundliche Arroganz musst du als Türsteher schon mitbringen, aber nie den Respekt vergessen. Bezeichnend für die Macht des Türstehers ist die einzigartige Geschichte von Nile Rodgers, dem Frontmann der 1977 gegründeten Band Chic. Er gilt als Gründer der Disco-Welle und schrieb mit Songs wie »Good Times« oder »Dance, Dance, Dance« Musikgeschichte. Eines Abends war er zu einer Party von Grace Jones ins Studio 54 geladen, doch der deutsche Türsteher Marc Benecke und sein Kollege Al Corley (der spätere Steven Carrington in der US-Serie Denver Clan ) machten ihm einen gewaltigen Strich durch die Rechnung und ließen ihn nicht rein, weil sie ihn nicht kannten und er nicht auf der Gästeliste stand. Während er drinnen seine eigenen Songs hörte, musste er vor der Tür kehrtmachen und ging frustriert nach Hause, wo er mit ein paar Freunden einen neuen Song auf der Gitarre zupfte. Zur eingängigen Melodie schrie er immer wieder »Fuck Out«, doch seine Freunde rieten ihm, von der Schimpftirade Abstand zu nehmen und so machte er flugs »Freak Out« daraus. Der Song »Le Freak« ist noch heute der Inbegriff der Discoära und erreichte mit mehr als sechs Millionen verkauften Scheiben in über zehn Ländern Platz 1 der Charts. Wären die Türsteher vom Studio 54 nicht so stur gewesen, wäre die Welt um einen der größten Discohits aller Zeiten ärmer. Ja, die Türsteher haben sie, die Macht der Nacht!

ACHT
    A Night of the Proms
    D ass es eine ganz besondere Nacht werden würde, hätte ich mir, vom Parkplatz kommend, spätestens in dem Moment denken können, als mir auffiel, dass eine schwarze Limousine mit dunkel getönten Scheiben und Fahrer hier parkte und dass die P-1-Tür einen Spalt offenstand. Wenn ich gegen halb elf meinen Dienst als Türsteher antrat, war die Eingangstür immer verschlossen, da das Personal einen eigenen Eingang beim Müllplatz benutzte. Es war auch immer sauhell im Laden, die Neonlampen des Putzlichts leuchteten in jede noch so dunkle Ecke, und still war es sonst auch. Diesmal aber nicht. Mit dem Hintern an der Wand schlich ich an der Garderobe und dem Caféstand

Weitere Kostenlose Bücher