Du kuesst so teuflisch gut
…
Bevor er die Treppe zur Küche hinunterging, blieb er vor dem Foto stehen, das ihn und seine Freunde vom College zeigte. Damals war alles noch so unkompliziert gewesen für die Sieben Samurai, und sie waren neugierig auf das Leben, das vor ihnen lag.
Hunter lachte in die Kamera, ein vertrautes Bild. Was er auch tat, er hatte Freude daran. Die Zwillinge Matt und Luke, äußerlich sehr ähnlich, aber im Charakter grundverschieden, hatten Ryan im Schwitzkasten, während Devlin und Jack die Gruppe mit Bier begossen. Nicht mit auf dem Bild war Meri, die sicher in der Nähe saß, ein Buch vor der Nase. Jack erinnerte sich, dass sie meist dabei war, sich aber immer abseits gehalten hatte.
Hunter hatte sich Sorgen um sie gemacht, besonders seitdem er gewusst hatte, dass er nicht mehr lange leben würde. Damals hatte er Jack gebeten, sich um sie zu kümmern, ihr sozusagen den Bruder zu ersetzen, wenn der nicht mehr da wäre.
„Verdammt schwierige Aufgabe“, murmelte Jack und wandte sich ab. Sicher, Meri war jetzt erwachsen und traf ihre eigenen Entscheidungen. Dazu gehörte auch die Entscheidung, mit Jack zu schlafen, wenn sie es wollte.
Aber für ihn war es nicht so einfach. Er fühlte sich verantwortlich für Hunters Schwester. Warum hatte er trotzdem mit ihr geschlafen?
Er hatte sie begehrt. Das war kein Wunder, denn sie war intelligent und witzig und verdammt hübsch. Noch keine Frau hatte ihn je so angezogen, und das nicht nur in sexueller Hinsicht. Denn sie war nicht nur sehr sexy, sondern direkt und offen und sprühte geradezu vor Ideen. Hunter wäre sicher sehr stolz auf sie gewesen. Und außerdem wäre er außer sich vor Wut und auch enttäuscht, dass der Freund sein Versprechen nicht gehalten hatte.
Und nun? Meri hatte von Anfang an sehr deutlich gemacht, dass sie ihn verführen wollte, und das hatte sie ja nun geschafft. Konnten sie nun einfach so tun, als sei nichts passiert? Denn im Grunde hätte es nicht geschehen dürfen. Wenn er die Zeit zurückdrehen könnte …
Jack schüttelte unwillig den Kopf. Wenigstens zu sich selbst sollte er ehrlich sein. Denn wenn sich die Gelegenheit wieder ergeben würde, würde er nicht anders handeln.
Ein schöner Freund war er! Er sah noch einmal in Hunters lachendes Gesicht auf dem Foto, und das Herz wurde ihm schwer.
Dann hörte er Schritte auf der Treppe. Er drehte sich um und sah Betina auf sich zukommen.
„Guten Morgen“, sagte er.
Sie blieb auf dem Treppenabsatz stehen und musterte ihn ernst. Irgendetwas schien sie verärgert zu haben, denn sie runzelte streng die Stirn.
„Was ist?“, fragte er.
„Das sollte ich Sie fragen.“ Sie kam einen Schritt näher. „Ich weiß, es geht mich eigentlich nichts an, aber …“
„Genau“, unterbrach er sie. „Es geht Sie wirklich nichts an.“
Sie sah ihn wütend an. „Meredith ist meine Freundin. Sie ist mir sehr wichtig, und ich will nicht, dass ihr wehgetan wird.“
„Wie kommen Sie darauf?“
„Oh, ich kenne Männer wie Sie. Sie kriegen immer das, was sie wollen, und kümmern sich danach einen Dreck um das, was sie angerichtet haben.“
Da hat sie nicht ganz unrecht, dachte er. Ihm war allerdings nicht klar, was das mit ihm und Meri zu tun haben sollte. „Meri interessiert sich nicht wirklich für mich.“
„Das versucht sie auch mir einzureden, aber das glaube ich nicht. Ich fürchte, sie ist verletzlicher, als sie sich selbst eingestehen will, und könnte eine Enttäuschung nur schwer ertragen.“
„Kann sein. Aber was habe ich damit zu tun?“
Betina verdrehte genervt die Augen. „Sind Männer immer so schwer von Begriff, wenn es um Frauen geht? Oder nur die Männer in diesem Haus?“
„Sie erwarten darauf doch keine Antwort?“
„Nein. Aber ich erwarte, dass Sie jemanden respektvoll behandeln, dessen Wohl Ihnen anvertraut wurde. Sie kennen Meri doch schon lange. Sie ist anders als wir. Ihr Leben ist nicht wie das anderer Kinder verlaufen. Ihr jetziges Leben, alles was sie ausmacht, musste sie sich hart erkämpfen.“
„Sie hat mir erzählt, dass Sie sie dabei unterstützt haben.“
Betina zuckte mit den Schultern. „Vielleicht ein bisschen. Ich habe ihr ein paar Tipps gegeben. Aber sie hält sich für stärker, als sie ist. Und was Meri sich da mit Ihnen vorgenommen hatte, war totaler Blödsinn. Das habe ich ihr sehr deutlich gesagt, aber sie wollte nicht auf mich hören.“
„Das ist typisch für Meri.“
„Ich weiß. Dennoch, ich will nicht, dass ihr irgendetwas
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