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Du lebst nur zweimal

Titel: Du lebst nur zweimal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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war ihm auch egal. Aus verständlichen politischen Gründen konnte seine Ermordung, der man von höchster Stelle zugestimmt hatte, nicht von einem Japaner ausgeführt werden. Bonds Erscheinen war daher sehr angenehm. Er hatte große Erfahrung in derartigen Geheimunternehmen, und wenn ihn später die japanische Polizei verhaften sollte, konnte man immer noch eine glaubhafte Geschichte über ausländische Geheimdienste erfinden. Man würde ihn vor Gericht stellen, verurteilen und dann heimlich aus dem Land schmuggeln. Wenn er dagegen versagte, würden ihn wahrscheinlich der Doktor oder seine Wächter umbringen, was natürlich sehr bedauerlich wäre. Bond wandte ein, daß er persönlich ja gar nichts gegen diesen Schweizer Botaniker habe. Doch Tiger meinte, daß jeder aufrechte Mann gegen diesen Doktor vorgehen würde, der schon über fünfhundert seiner Mitmenschen umgebracht hatte. Und außerdem sollte es Bond ja als Gegenleistung für MAGIC 44 tun. Beruhigte das sein Gewissen nicht? Bond schloß sich dieser Meinung nur widerstrebend an. Als letzte Ausflucht führte er an, daß das ganze Unternehmen sowieso undurchführbar sei. In Japan könne man einen Ausländer auf zehn Kilometer Entfernung erkennen. Tiger erklärte jedoch, daß man dieses Problem bereits bedacht habe und daher als erste Maßnahme dieses sehr verschwiegene Badehaus besuchen werde. Dort sollte Bond seine erste Behandlung erhalten und dann ein paar Stunden schlafen, ehe er mit Tiger den Zug um zwölf Uhr zwanzig nahm. Tiger hatte ihm mit einem teuflischen Grinsen versichert, daß ein Teil der Behandlung auf jeden Fall sehr angenehm sein würde.
    Von außen sah das Badehaus wie ein japanischer Gasthof aus - einige sorgsam angeordnete Trittsteine zwischen Zwergpinien, ein weit offener, hellerleuchteter Eingang mit Blick auf polierte Holzböden, drei sich verbeugende, lächelnde Frauen in den traditionellen Gewändern und die unvermeidliche Reihe makelloser, aber zu kleiner Pantoffel. Nach mehrmaligem gegenseitigen Verbeugen und einigen Worten Tigers zog Bond seine Schuhe aus und folgte in Socken auf Tigers Hinweis einer der Frauen durch einen erleuchteten Gang in einen kleinen Raum, eine Mischung aus Schlafzimmer und türkischem Bad. Ein junges Mädchen, das nichts anhatte als ein knappes weißes Höschen und einen winzigen weißen Büstenhalter, verbeugte sich tief, sagte: »Erlauben Sie bitte!« und begann, Bonds Hose aufzuknöpfen. Bond hielt ihre kleine Hand fest. Er wandte sich an die ältere Frau, die gerade die Schiebewand schließen wollte, und sagte: »Tanaka-san!« Es klang wie ein Befehl. Tiger wurde geholt. Er hatte nur noch die Unterhose an und fragte: »Was wollen Sie denn jetzt?«
    »Ich bin sicher, daß dieses nette Mädchen und ich uns sehr gut verstehen werden, Tiger«, sagte Bond. »Ich hätte nur gern gewußt, woran ich bin. Soll ich sie auffressen oder frißt sie mich auf?«
    Tiger antwortete geduldig: »Sie müssen lernen, Befehlen ohne Fragen zu gehorchen, Bondo-san. Das ist der Kern unserer Zusammenarbeit in den nächsten Tagen. Sehen Sie den Kasten dort? Wenn sie Sie ausgezogen hat, wird sie Sie in den Kasten setzen, unter dem ein Holzkohlenfeuer brennt. Sie werden schwitzen. Nach etwa zehn Minuten wird sie Ihnen aus dem Kasten helfen und Sie von Kopf bis Fuß abwaschen. Danach wird sie einen sehr widerstandsfähigen dunklen Farbstoff, den man ihr gegeben hat, in das gekachelte Bad im Boden gießen, und Sie werden hineinsteigen. Sie werden Ihr Gesicht und Haar befeuchten. Sie trocknet Sie dann ab und schneidet Ihr Haar nach japanischer Art. Das Mädchen wird Sie anschließend auf der Couch massieren - wie, das hängt ganz von Ihnen ab. Dann werden Sie schlafen. Wenn man Sie zum Frühstück aus Eiern, Schinken und Kaffee weckt, werden Sie dem Mädchen einen Kuß geben und sich dann rasieren - oder umgekehrt - und damit hat sich’s!« Tiger stellte dem Mädchen eine Frage. Sie strich ihr kurzgeschnittenes schwarzes Haar kokett zurück und antwortete. »Das Mädchen sagt, sie sei achtzehn Jahre alt und heiße Mariko Ichban. Mariko bedeutet >Wahrheit< und Ichban bedeutet >Nummer eins«. Die Mädchen in diesen Einrichtungen tragen Nummern. Und bitte, stören Sie mich jetzt nicht mehr. Sie sollten mir in Zukunft vertrauen. Sie werden in nächster Zeit einige völlig neue Eindrücke vermittelt bekommen, die für Sie vielleicht fremdartig und überraschend sind. Sie werden jedoch nicht schmerzhaft sein
    - wenigstens solange Sie unter

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