Du lebst nur zweimal
meinem Befehl stehen. Genießen Sie alle Freuden, als sei jede einzelne Ihre letzte. Einverstanden? Dann gute Nacht, mein lieber Bondo-san. Die Nacht ist nur kurz, leider, aber wenn Sie sie ganz auskosten, wird sie ein vollkommener Genuß sein. Und am Morgen -« Tiger machte eine aufreizende Handbewegung, während er die Schiebewand schloß - »werden Sie als ein >neuer Mensch< aufstehen.«
James Bond hatte immerhin einen wichtigen Teil der Erklärung verstanden. Als Marikos flinke Finger seine Hose abstreiften und dann sein Hemd, faßte er sie unterm Kinn und küßte sie voll auf den weichen, nachgiebigen Mund.
Als er später schwitzend, und nachdenkend in dem bequemen Holzkasten saß, erinnerte er sich an seine düstere Stimmung in Queen Mary’s Rosengarten. Er erinnerte sich auch an sein Gespräch mit M. und an M.s Bemerkung, daß er bei dieser rein diplomatischen Aufgabe seine Schießprügel daheim lassen könne.
Mariko betrachtete sich im Spiegel und beschäftigte sich mit ihren Augenbrauen. Bond rief: »Mariko, aufmachen!« Mariko lächelte und verbeugte sich. Langsam legte sie ihren Büstenhalter ab und kam auf den Holzkasten zu. Bond ergriff Marikos Hand und sah, wie sich ihre Brüste strafften, als sie ihn aus dem Kasten heraus und auf sich zu zog.
Es war wirklich ein neuer Mensch, der Tiger durch die überfüllten Hallen des Hauptbahnhofes von Tokio folgte. Bonds Gesicht und Hände waren leicht braun getönt; sein schwarzes Haar, das ölig glänzte, war kurz geschnitten; seine Augenbrauen hatte man an den äußeren Enden sorgfältig ausrasiert, so daß sie nun schräg nach oben verliefen. Er trug, wie so viele andere Reisende, ein weißes Baumwollhemd mit langen Ärmeln und einer billigen schwarzen Seidenkrawatte, auf der eine Nadel aus Dubleegold glänzte. Seine Hose, die von einem billigen Plastikgürtel gehalten wurde, war zu groß, doch die schwarzen Plastiksandalen und die dunkelblauen Nylonsocken paßten genau. Eine abgegriffene Tragtasche der Japan Air Lines hing über seiner Schulter; sie enthielt ein Hemd zum Wechseln, ein Unterhemd, Unterhosen und Socken, Zigaretten und einige billige japanische Toilettenartikel. In seinen Taschen trug er einen Kamm, eine billige gebrauchte Brieftasche mit rund fünftausend Yen in kleinen Noten und ein Taschenmesser, dessen Klinge nach japanischem Gesetz nicht länger als fünf Zentimeter sein durfte. Er hatte kein Taschentuch, nur ein Päckchen Papiertücher.
Trotz seiner Größe fiel Bond in der lärmenden, drängenden Menge der Passagiere kaum auf. Sein »Kostüm« war auf mysteriöse Weise in seinem Zimmer im Badehaus aufgetaucht, und Mariko hatte sich einen Spaß daraus gemacht, ihn anzuziehen. »Du jetzt japanischer Herr«, hatte sie anerkennend gesagt, ehe sie nach einem letzten langen Kuß auf Tigers Klopfen reagiert und die Schiebewand geöffnet hatte. Bonds eigene Sachen waren schon verschwunden gewesen.
»Sie werden zusammen mit Ihrem Gepäck im Hotel in Dikkos Wohnung gebracht«, hatte Tiger erklärt. »Im Verlauf des Tages wird Dikko Ihren Chef davon unterrichten, daß Sie Tokio mit mir verlassen haben, um die MAGIC-Einrichtungen zu besuchen, die etwa eine Tagesreise von Tokio entfernt liegen, und daß Sie einige Tage fort sein werden. Dikko glaubt das wirklich. Meine Dienststelle weiß nur, daß ich irgend etwas in Fukuoka zu erledigen habe. Sie wissen aber nicht, daß Sie mich begleiten. Wir werden jetzt den Expreß nach Gamagori an der Südküste nehmen und von dort das Abendboot über die Ise Bay zum Fischerhafen Toba. Da übernachten wir. Die Reise nach Fukuoka soll langsam vor sich gehen. Es ist notwendig, daß ich Sie dabei in die japanischen Gebräuche und Sitten einführe, damit Sie im entscheidenden Augenblick möglichst wenig Fehler machen.«
Der glänzende Expreß hielt vor ihnen an. Tiger drängte sich hinein. Bond ließ höflich zwei oder drei Frauen den Vortritt. Als er sich neben Tiger setzte, zischte der ärgerlich: »Erste Lektion, Bondo-san: Machen Sie keiner Frau Platz! Stoßen Sie sie beiseite. Frauen haben in diesem Land keine Vorrechte. Sie können zu sehr alten Männern höflich sein, aber sonst zu niemand. Ist das klar?«
»Ja, Meister«, sagte Bond sarkastisch.
»Und machen Sie keine westlichen Witze, solange Sie mein Schüler sind. Wir haben eine ernste Aufgabe zu erledigen.«
»Gut, gut, Tiger«, meinte Bond ergeben. »Aber verdammt noch mal . . .«
Tiger hob die Hand. »Zweite Lektion: Keine Flüche, bitte! Es
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