Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Du lebst nur zweimal

Titel: Du lebst nur zweimal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
Vom Netzwerk:
jeder Stunde genau alle fünfzehn Minuten ausbricht.« Blofeld schaute hinter sich und drehte sich dann wieder um. »Sie werden selbst feststellen können, daß Ihnen bis zum nächsten Ausbruch noch genau elf Minuten bleiben. Wenn Sie mich oder die nachfolgende Übersetzung nicht hören können, falls sie wirklich ein taubstummer Japaner sind, wie Sie behaupten, werden Sie nicht von diesem Sitz aufstehen und dann genau fünfzehn Minuten nach elf einen grauenvollen Tod durch Verbrennen Ihres Unterleibs erleiden. Verlassen Sie jedoch diesen Sitz vor dem tödlichen Augenblick, so haben Sie bewiesen, daß Sie hören und verstehen können. Dann werden Sie weiteren Folterungen unterzogen, die Sie unausweichlich dazu bringen, meine Fragen zu beantworten. Diese Fragen zielen darauf ab, Ihre
    Identität festzustellen, wie Sie hierhergekommen sind, wer Sie geschickt hat und zu welchem Zweck und wie viele Leute an dieser Verschwörung beteiligt sind. Haben Sie verstanden? Wollen Sie nicht lieber die Komödie aufgeben? Wie Sie wünschen! Mit Rücksicht auf die unwahrscheinliche Möglichkeit, daß Ihre Papiere vielleicht doch teilweise echt sind, wird der Anführer meiner Wächter den Zweck dieses Raumes kurz in japanischer Sprache erläutern.« Er wandte sich an den Wächter. »Kono, erklär’s ihm.«
    Kono hatte sich an der Tür aufgestellt. Er überschüttete Bond jetzt mit abgehackten japanischen Sätzen. Bond beachtete ihn nicht. Er konzentrierte sich darauf, seine Widerstandskraft zurückzugewinnen. Er saß entspannt da und sah sich gleichgültig um. Er erinnerte sich an die letzte der zehn »Höllen« in Beppu, in denen er mit Tiger gewesen war, und suchte etwas. Ja! Da war es! Ein kleiner Holzkasten in der Ecke rechts von seinem ^ron. Er hatte kein Schlüsselloch. In diesem Kasten befand sich zweifellos das Ventil zur Regulierung des Geisers. Konnte ihm diese Kenntnis irgendwie nützlich sein? Bond zermarterte sein erschöpftes Gehirn nach einem Plan. Wenn nur der quälende Kopfschmerz aufhören würde. Er stützte die Ellbogen auf die Knie und barg das zerschlagene Gesicht in den offenen Händen.
    Kono verstummte. Die Uhr tickte metallisch. Sie tickte noch neunmal. Bond schaute zu dem schwarz-weißen Zifferblatt auf. 11 Uhr 14. Tief unter ihm wurde ein dumpfes, heftiges Grollen hörbar. Ein heißer Luftstoß folgte. Bond stand auf und ging langsam von dem stinkenden Loch weg, bis er den Teil des Fußbodens erreichte, der nicht mit Schlamm bespritzt war. Dann drehte er sich um und beobachtete das Schauspiel. Das Grollen war in ein entferntes Donnern übergegangen. Das Donnern schwoll zu einem tiefen Heulen an, als rase ein Schnellzug aus einem Tunnel. Eine gewaltige Explosion - ein fester Strahl aus grauem Schlamm schoß wie ein schimmernder grauer Kolben aus dem Loch, das Bond gerade verlassen hatte, und drang genau durch die weite Öffnung in der Decke. Der kompakte Strahl blieb etwa eine Sekunde lang stehen, und pralle Hitze füllte den Raum, so daß sich Bond den Schweiß von der Stirn wischen mußte. Dann sank die graue Säule in das Loch zurück, Schlamm klatschte auf das Dach über dem Raum und tropfte in großen dampfenden Stücken platschend auf den Fußboden. Dumpfes Brodeln und Blubbern drang aus dem Rohr, und der Raum war von Dampf erfüllt. Der Schwefelgestank war ekelerregend. In der völligen Stille, die folgte, klang das Weiterrücken des Zeigers auf 11 Uhr 16 wie ein Gongschlag.
    Bond drehte sich zu dem Paar unter der Uhr um. »Sehr schön, Blofeld, Sie verrückter Bastard!« sagte er munter. »Ich muß zugeben, daß Ihr Inspizient da unten sein Handwerk versteht. Lassen Sie jetzt noch die zwölf Teufelsweiber auftreten - wenn sie alle so schön sind wie Fräulein Bunt, engagieren wir einen
    Komponisten und bringen das Musical zu Weihnachten am Broadway heraus. Wie wäre das?«
    Blofeld wandte sich an Irma Bunt. »Mein liebes Mädchen, du hast recht gehabt! Es ist wirklich der Engländer. Erinnere mich daran, daß ich dir noch eine Kette von Mr. Mikimotos grauen Perlen kaufe. Und jetzt laß uns diesen Mann ein für allemal aus dem Weg räumen. Es ist längst Schlafenszeit.«
    »Wie du meinst, Ernst. Aber erst muß er sprechen!«
    »Natürlich, Irmchen. Das geht schnell. Wir haben ihn schon weichgemacht. Alles weitere ist reine Routine. Komm!«
    Zurück durch den engen Gang! Zurück in die Bibliothek! Irma Bunt ließ sich wieder im Sessel nieder, Blofeld nahm seine alte Stellung am Kamin ein, die Hand

Weitere Kostenlose Bücher