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Du lebst nur zweimal

Titel: Du lebst nur zweimal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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hatte. Sterne tanzten vor Bonds Augen. Jetzt schlug die linke Hand zu, und Bond taumelte zur Seite. Durch einen blutigen Nebel konnte er Blofeld und die Frau sehen. Blofeld war nur interessiert, ganz Wissenschaftler, aber die Lippen der Frau waren geöffnet und feucht.
    Bond steckte zehn Schläge ein. Er wußte, daß er handeln mußte, solange er noch den Willen und die Kraft dazu besaß. Die gespreizten Beine boten das ideale Ziel. Durch einen Nebelschleier visierte Bond sein Ziel an, und als der Mann zu einem weiteren furchtbaren Schlag ausholte, trat er mit aller ihm verbliebenen Kraft nach oben. Sein Fuß traf genau den richtigen Punkt. Der Mann gab einen tierischen Schrei von sich und kippte um, wobei er sich zusammenkrümmte und unter rasenden Schmerzen auf dem Boden wälzte. Die Wächter drangen mit erhobenen Stöcken auf Bond ein, und Kono zog seine Pistole. Bond sprang hinter einen hohen Stuhl in Deckung, riß ihn hoch und schleuderte ihn gegen die Wächter. Ein Stuhlbein traf die Zähne eines der Männer, man hörte das Splittern von Knochen. Der Mann schlug die Hände vors Gesicht und ging zu Boden.
    »Halt!« Es war das hysterische Geschrei, das Bond schon zuvor gehört hatte. Die Wächter blieben wie angewurzelt stehen und senkten die Stöcke. »Kono, schaff die Männer weg.« Blofeld deutete auf die beiden Verwundeten. »Kazama wird für sein Versagen bestraft. Dem andern läßt du neue Zähne machen. So kommen wir nicht weiter. Dieser Mann ist mit gewöhnlichen Methoden nicht zum Sprechen zu bringen. Wenn er hören kann, wird er im Befragungsraum schon antworten. Bring ihn hinunter. Die übrigen Wächter können solange im Audienzsaal warten. Los, marsch!«
    Kono gab ein paar Befehle, die Wächter verschwanden im Laufschritt. Dann winkte Kono Bond mit der Pistole zu sich, öffnete einen schmalen Durchgang neben dem Bücherregal und deutete in einen engen Gang. Was jetzt? Bond leckte sich das Blut aus den Mundwinkeln. Er war fast am Ende seiner Kraft. Er konnte nicht mehr viel einstecken. Was war dieser Befragungsraum? Vielleicht bestand doch noch eine Chance, Blofeld zu erwischen. Wenigstens ihn wollte er mitnehmen! Er ging voraus, stellte sich taub, als ihm Kono befahl, die Tür am anderen Ende zu öffnen, ließ sie sich von dem Wächter aufmachen, während sich die Pistole in seinen Rücken bohrte, und betrat einen bizarren Raum aus roh behauenen Steinen, in dem es unerträglich heiß war und entsetzlich nach Schwefel stank.
    Blofeld und die Frau kamen herein. Die Tür wurde geschlossen, und sie setzten sich in zwei hölzerne Lehnsessel unter einer Öllampe und einer Küchenuhr, an der nur auffiel, daß die Ziffern jeder Viertelstunde rot unterstrichen waren. Die Zeiger standen knapp nach elf, und jetzt sprang der Minutenzeiger mit einem lauten metallischen Klicken einen Strich weiter. Kono bedeutete Bond, die zwölf Schritte bis zum anderen Ende des Raumes zu gehen, wo sich ein erhöhter Steinsitz mit Armlehnen befand. Er war über und über mit trocknendem grauen vulkanischen Schlamm bespritzt, der auch den Boden ringsum bedeckte. Über dem Sitz war in der Decke eine weite kreisförmige Öffnung, durch die Bond ein Stück des dunklen Himmels und Sterne sehen konnte. Konos Gummistiefel quietschten hinter ihm, und Bond mußte sich auf den steinernen ^ron setzen. Genau im Mittelpunkt des Sitzes befand sich ein großes, rundes Loch. Bonds Haut zuckte vor der Berührung mit der heißen, klebrigen Oberfläche des Schlamms zurück. Er stützte die Unterarme auf die steinernen Armlehnen des ^rons und wartete, während sich sein Magen zusammenzog; denn er wußte, was das alles zu bedeuten hatte.
    Vom anderen Ende des Raumes kam jetzt Blofelds laute Stimme. Er sprach englisch. Seine Worte hallten von den nackten Wänden wider. »Commander Bond - oder Nummer 007 des englischen Geheimdienstes, wenn Sie das lieber hören -, dies hier ist mein Befragungsraum, eine von mir erfundene Einrichtung, die fast unfehlbar schweigsame Leute zum Reden bringt. Wie Sie wissen, ist das Gelände hier sehr vulkanisch. Sie sitzen augenblicklich direkt über einem Geiser, der Schlamm von etwa tausend Grad Hitze rund dreißig Meter hochschleudert. Ihr Körper befindet sich etwa fünfzehn Meter über seiner Quelle. Ich bin auf die etwas ausgefallene Idee gekommen, diesen Geiser in eine Art Kanalrohr zu fassen, auf dem Sie eben sitzen. Es handelt sich um einen sogenannten periodischen Geiser, und er ist so reguliert, daß er in

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