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Du lebst nur zweimal

Titel: Du lebst nur zweimal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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frei. Er trug einen schwarzen Gürtel mit einer Pistolentasche. War das Kono, der Mann, der für Blofeld übersetzte? Er hatte vermutlich während des Krieges als Verbindungsmann zu den Deutschen gearbeitet. Was tat er?
    Er schien an irgend etwas hinter der Tür zu drehen. Ein Lichtschalter? Nein
    - es gab ja kein elektrisches Licht. Offensichtlich zufrieden, kam der Mann rückwärts heraus, verbeugte sich tief und schloß die Tür. Er trug keine masko, und Bond konnte kurz ein ausdrucksloses schlitzäugiges Gesicht erkennen, als er an seinem Versteck vorbei den Empfangsraum durchquerte. Bond hörte das Zuschnappen der anderen Tür, dann war es still. Er wartete fünf Minuten, ehe er sich überzeugte, daß er allein war.
    Und jetzt auf zur letzten Runde!
    Bond behielt seine Waffen in der Hand und schlich zur Tür zurück. Diesmal war nichts hinter ihr zu hören. Der Wächter hatte sich aber verbeugt. Wenn schon! Vermutlich aus Respekt vor dem Verstand seines Meisters! Bond stieß die Tür auf und sprang angriffsbereit hinein.
    Ein völlig leerer, völlig harmloser Gang lag vor ihm. Er war etwa sieben Meter lang, durch eine Öllampe in der Mitte schwach erleuchtet und hatte den üblichen polierten Dielenboden. Ein »Nachtigallboden«? Nein. Die Schritte des Wächters hatten keine warnenden Geräusche erzeugt. Aber aus dem Zimmer hinter der Tür am Ende des Ganges drang Musik zu ihm. Wagners »Walkürenritt«, mittlere Lautstärke. Danke, Blofeld, dachte Bond. Sehr entgegenkommend! Und er schlich lautlos vorwärts.
    Es passierte ohne jede Warnung. Ein Schritt über die Mittellinie des Fußbodens - und wie eine Wippe drehte sich der ganze sieben Meter lange Boden lautlos um seine Mittelachse, und Bond sauste, mit Armen und Beinen um sich schlagend, in einen schwarzen Abgrund hinunter. Der Wächter! Sein Hantieren hinter der Tür! Er hatte den Hebel umgelegt, der die Falle öffnete, das traditionelle unterirdische Verlies alter Burgen! Und Bond hatte es übersehen! Als sein Körper über die Kante der nach unten geneigten Plattform in den leeren Raum rutschte, begann eine vom Mechanismus der Falle ausgelöste Alarmglocke zu schrillen. Bond nahm noch halb wahr, daß die Plattform über ihm in ihre alte Lage zurückschwang, dann stürzte er in Bewußtlosigkeit.
    Bond schwamm widerwillig durch den dunklen Tunnel auf den Lichtpunkt zu. Warum schlug man ihn? Was hatte er getan? Er hatte doch zwei Awabis gefangen. Er spürte sie in den Händen. Mehr konnte Kissy nicht von ihm erwarten. »Kissy«, murmelte er, »hör auf! Hör auf, Kissy!«
    Der Lichtpunkt wurde größer, wurde zu einem strohbedeckten Boden, auf dem er kauerte, während ihm die offene Hand seitlich ins Gesicht platschte. Mit jedem Schlag schien sein Kopf zu bersten. Bond sah den Rand des Bootes über sich. Verzweifelt versuchte er sich aufzurichten und sich daran festzuklammern. Er hielt seine zwei Awabis empor, zum Zeichen, daß er seine Pflicht getan hatte. Er öffnete die Hände, um die Muscheln in den Holzbehälter zu werfen. Das Bewußtsein kehrte zurück, und er sah die beiden Handvoll Stroh auf den
    Boden fallen. Aber die Schläge hatten aufgehört. Und jetzt konnte er - wie im Nebel - etwas erkennen. Dieses dunkle Gesicht . . . Diese Schlitzaugen . . . Kono, der Wächter. Und jemand mit einer Taschenlampe. Dann kam die Erinnerung zurück. Keine Awabis . . . Keine Kissy . . . Etwas Furchtbares war geschehen . . . Alles war schiefgegangen . . . Shimata . . . Ich habe einen Fehler gemacht . . . Tiger . . . Bond erkannte schlagartig seine Lage. Vorsicht jetzt! Du bist taubstumm. Du bist ein japanischer Bergarbeiter aus Fukuoka. Zum Teufel mit den Schmerzen in deinem Kopf. Nichts ist gebrochen. Stell dich gleichgültig. Bond legte die Hände an die Seite. Er bemerkte jetzt erst, daß er bis auf die winzige schwarze NinjaUnterhose nichts anhatte. Er verbeugte sich tief und richtete sich wieder auf. Kono, die Hand am offenen Pistolenhalfter, überschüttete ihn mit japanischen Worten. Bond leckte das Blut, das über sein Gesicht lief, und sah ausdruckslos und benommen vor sich hin. Kono zog seine kleine Pistole heraus und bedeutete Bond zu gehen. Bond verneigte sich wieder, stand auf und folgte dem Wächter mit der Taschenlampe.
    Sie gingen Treppen hinauf, durch einen Gang, bis zu einer Tür. Kono trat vor und klopfte an.
    Und dann stand Bond mitten in einem kleinen, freundlichen Zimmer; der zweite Wächter breitete auf dem Boden Bonds Ninja -Anzug und den

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