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Du lebst, solange ich es will

Du lebst, solange ich es will

Titel: Du lebst, solange ich es will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: April Henry
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hast gehört, was Pete über den Stein mit dem Hirn gesagt hat. Du hast gesehen, wo es passiert ist. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie noch am Leben ist?« Ich sehe wie Gabys Augenbrauen nach unten wandern und ihre Augen schmal werden. »Du bist im Fluss gewesen. Du hast gespürt wie stark die Strömung ist - wie kalt das Wasser. Und selbst wenn der Typ sie nicht in den Fluss geworfen hat, wenn er sir irgendwo anders hingebracht hat, dann wahrscheinlich nur um sie zu begraben.« Ich zögere, dann sage ich: »Auch ich mochte Kayla - wir alle mochten sie.« Gaby durchbohrt mich mit ihrem Blick. Heute sind ihre Augen eindeutig grün und kalt wie Katzenaugen. »Mögen sie«, verbessere ich mich. »Wir mögen sie. Du machst dich nur selbst verrückt.«
    Natürlich denke auch ich an Kayla. Ich würde gern von ihr träumen, nur um sie wiederzusehen. Ein Traum, in dem alles normal ist, in dem niemals etwas Schlimmes passiert ist. Vielleicht arbeiten wir zusammen und sie lächelt. Das ist alles. Und in diesem Traum nehme ich nie die Bestellung an, oder ich nehme sie an, werfe sie dann aber weg, weil mir auffällt, dass es die Adresse gar nicht gibt. Oder jemand anderes arbeitet an diesem Abend und fährt die drei Pizzas aus. Nicht Gaby, irgendein Junge, und ihm passiert auch nichts. Jeden Abend gehe ich ins Bett und hoffe, Kayla wiederzusehen, wenn ich die Augen schließe.
    Und jeden Morgen wache ich enttäuscht wieder auf.
    Gaby wirkt verängstigt. »Was, wenn er es noch mal versucht?«
    Ich denke, darum geht es eigentlich. Gaby muss daran glauben, dass Kayla noch am Leben ist. Denn sie weiß, dass es ihr Blut auf dem Stein unten am Fluss hätte sein können.
    Wir zucken beide vor Schreck zusammen, als hinter uns eine Stimme erklingt: »Wie wäre es, wenn ihr zwei Turteltauben aufhört zu quatschen und zuseht, dass ihr zur Arbeit kommt?«
    Es ist Miguel. Mir ist klar, dass er immer noch sauer ist, weil der Dienstplan wieder rückgängig gemacht wurde. Er hat einen alten Sportwagen, der ihn ein Heidengeld kostet.
    Wir folgen Miguel ohne ein Wort in die Pizzeria, allerdings verdreht Gaby die Augen. Pete ist schon da, außerdem noch Danny. Danny hat genügend Punkte für die Prüfungen zusammen und kann daher immer schon viertel nach zwölf die Schule verlassen. Es ist erst vier Uhr nachmittags, aber der Laden brummt, als wäre es Abend. Alle paar Sekunden ruft Sonya: »Neue Bestellung!« und steckt sie an die Drehscheibe mit den Bestellzetteln.
    In der ersten Hälfte der Schicht fährt Pete die Pizzas aus. Er sieht furchtbar aus.
    Währenddessen arbeite ich zusammen mit Gaby. Manchmal ist sie an der Kasse. Manchmal belegt sie Pizzas. Genau, wie es das ganze Jahr über schon gewesen ist.
    Nur hätte ich vor einem Jahr nicht an die Farbe ihrer Augen gedacht oder wie es sich angefühlt hat, als wir uns geküsst haben.

 
Der siebte Tag
GABY
    Bei Pete’s kann ich anders sein als die Gaby in der Schule. Ich kann barsch sein, albern und ich kann flirten.
    Doch an diesem Abend bin ich eher wie eine Maschine. Ich will einfach nur alles vergessen. Die Sache mit Kayla. Will nicht an Drew denken, auch wenn er gerade so dicht neben mir steht, dass ich ihn berühren könnte, würde ich meine Hüfte ausstrecken. Ich bin froh, dass viel los ist. Sonya hat am Tresen alle Hände voll zu tun, während etliche Bestellungen darauf warten, ausgeführt zu werden. Ohne Pete zu fragen, was ich als Nächstes tun soll, schnappe ich mir die erste Bestellung, öffne den Kühlraum und hole einen großen Pizzaboden in einer abgenutzten, flachen Metallform heraus. Nachdem ich Sonyas Gekritzel überflogen habe, belege ich die Pizza mit Soße und Käse. Dann nehme ich eine Handvoll Pfeffersalami und gebe der Metallform einen kleinen Schubs, sodass sie sich langsam dreht. Ich lasse die Salamischeiben dicht nebeneinander im Kreis auf den Pizzaboden fallen. Normalerweise beherrscht nur Pete diesen Trick richtig gut, aber an diesem Abend gelingt es mir auch. Pete sieht zu mir und nickt anerkennend.
    Nachdem ich Pilze und Oliven hinzugefügt habe, lasse ich die Pizza aus der Metallform auf einen Holzschieber gleiten. Als ich die Ofentür aufmache, kommt mir eine Hitzewelle entgegen. Ich fasse um den langen Griff des Holzschiebers und merke das Gewicht heute kaum. Es gibt einen Trick, wie man die Pizza unbeschadet in den Ofen bekommt: indem man mit dem Schieber kurz vor- und zurückruckelt. Macht man es falsch, landet der Belag im Ofen und verbrennt,

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