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Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen

Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen

Titel: Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina L'Habitant
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arbeiten. Damit wird ihnen gleichzeitig suggeriert, dass man kein Vertrauen in sie setzt. Man unterstellt ihnen, sie würden ständig unanständige Seiten aufrufen, hätten nur Gewalt im Kopf und wollten ihre Zerstörungswut ausleben. An einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung ist hundertprozentig sicher, dass immer das eintritt, was erwartet wird. Baut man auf einen Schüler, dann wird sich auch Vertrauen und Sorgfalt einstellen.
    Viele Lehrer sind Gute-Welt-Menschen. Sie leben in irrealen Welten, in vollkommener Harmonie, nichts darf sich ändern. Und darüber hinaus denken sie, dass früher alles besser war. Früher wären die Menschen auch ohne Medien ausgekommen. »Wir haben uns unterhalten, sind Seilchen gesprungen, haben Nachlaufen und Verstecken gespielt.« Dieser Zustand muss erhalten werden, und somit werden Verbote ausgesprochen, die keinen Sinn haben, zumal man die Einhaltung der Anweisungen gar nicht kontrollieren kann. Wenn Eltern den Kindern Handys kaufen und für Schüler im häuslichen Umfeld das Internet zu ihrer Lebenswelt gehört wie die Schlagsahne zum Erdbeerkuchen, dann kann einem ob so viel schulischer Naivität nur noch der Mund offen stehen bleiben. Wie sehr Schule verfehlt, das zu lehren, was sie vorgibt zu lehren – nämlich, dass wir fürs Leben lernen – zeigt die Abstimmung in der eben beschriebenen Lehrerkonferenz: 75 Lehrer sprachen sich für ein Handy- und PC-Verbot aus, nur zehn Lehrer hielten dagegen. Letztere weigerten sich, dieses Verbot mit zu tragen und kündigten sogar an, im Ernstfall »auf dem Auge blind zu sein«.
    Das fatale Denken in Kategorien
    Das Denken in Kategorien ist an sich legitim, sichert es uns im Notfall aus einer Abfolge automatisierter Handlungen und Einschätzungen heraus zu, den Überlebenskampf zu gewinnen. Im Laufe unseres Lebens machen wir Erfahrungen, die im Unterbewusstsein abgespeichert werden und bei Bedarf automatisch abgerufen werden. Es ist einfach unmöglich, jede Situation stundenlang neu bewerten zu müssen, da kann es sehr hilfreich für das eigene Fortkommen sein, auf einen Erfahrungsschatz zurückzugreifen. Doch kategorisches Denken kann Menschen auch daran hindern, neue, wertvolle Erfahrungen zu machen.

    Übertragen wir dieses kategorische Denken einmal auf den Lebensraum Schule, dann möge das folgende Experiment von Robert Rosenthal aus dem Jahre 1965 aufzeigen, wie sehr Schubladendenken nicht nur eigenes Wachstum, sondern auch fremdes, persönliches Gedeihen behindert: Er startete einen Versuch mit Studenten und mit Ratten. Er teilte eine Gruppe von sechzig Ratten willkürlich in zwei Gruppen. Von der einen Gruppe behauptete er, es seien kluge Ratten, von den anderen, es seien dumme Ratten. Als Aufgabe erhielten die Studenten den Auftrag zu ermitteln, um wie viel klüger die eine Gruppe der Ratten sei als die andere. Das Ergebnis: Nach fünf Tagen erreichte die Gruppe der »klugen« Ratten doppelt so gute Ergebnisse bei einem Labyrinth-Durchlauf wie die Gruppe der »dummen« Ratten. Und das allein aus dem Grund, weil die Studenten die klugen Ratten liebevoller und aufmerksamer behandelten als die angeblich dummen.
    Danach führte Rosenthal sein Experiment an Grundschulen durch. Er machte mit Schülern einer Klasse einen vorgetäuschten Intelligenz-Test. Dann behauptete er vor den Lehrern, dass einige, vollkommen willkürlich ausgewählte Schüler, intelligenter seien als andere. Die Lehrer glaubten also, dass 20 Prozent der Schüler befähigter seien als die anderen. Nach einem Jahr testete Rosenthal dieselbe Klasse erneut. Das Ergebnis: Die Gruppe derer, die von den Lehrern als die vermeintlichen Aufblüher identifiziert wurden, hatten ihre Leistung um 20 Prozentpunkte steigern können. Und zwar auch in diesem Fall einfach nur, weil die Lehrer glaubten, dass diese Schüler intelligenter seien. Sie hatten sie aus diesem Vorurteil heraus anders behandelt und unbewusst so gefördert, dass sie nach einem Jahr wirklich bessere Leistungen erbrachten als die anderen Kinder. Ref 8
    Schule denkt in Kategorien. Aber die Dinge lassen sich nicht in Kategorien einteilen. Du bist schlecht – setzen – Ende! Du
bist gut – Eins – weiter! Dieses Entweder-oder-Denken führt dazu, dass Schülerverhalten durch die Erwartungshaltung des Lehrers bestätigt wird. Ein Schüler, der vom Lehrer mit dem Etikett »unbegabt und faul« versehen ist, wird negative Emotionen wie Minderwertigkeitsgefühle, mangelndes Selbstvertrauen und letzten

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