Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen
Beschlüssen einer Schulaufsicht, einer Bezirksregierung oder eines Schulrates? Fehlt eine kompetente Führungspersönlichkeit, dann bricht mit Sicherheit unter den Emporkömmlingen ein Kompetenzgerangel um die »Macht« aus. An solchen Schulen gibt es häufig heimliche Schulleiter, die im Kollegium den Ton angeben und gern die
»Drecksarbeit« Mobbing übernehmen. Dagegen könnte man sich wehren, indem man Koalitionen bildet, doch dazu fehlen vielen Lehrern Mut und Aktivität: Jeder möchte ein »guter« Mensch bleiben und keinesfalls anecken. Somit fehlt es an allen Ecken und Enden an Kooperation, der Einzelne ist seinen Mitmenschen egal: Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Ist das der neue Wert der Gutmenschengesellschaft?
Doch es gibt Hilfe (siehe auch weitere Informationen im Anhang)! Die oberste Regel für die Betroffenen lautet, sich nicht zu unterwerfen – so schwer es auch sein mag! Unterstützung geben Fachleute. Der Weg an die Aufsichtsbehörden oder auch an die Presse kann sehr sinnvoll sein. Ich ermutige ausdrücklich, gegen Mobbing aller Art in der Schule einzuschreiten. Das Thema gehört in die Öffentlichkeit. Mobbing hat nur im Geheimen Bestand. Sobald es öffentlich gemacht und verurteilt wird, verliert es an Wirkung. Schulen, die rigoros gegen Mobbing einschreiten, sind Vorbilder für eine Kultur des sozialen Miteinanders im späteren Berufsleben: Denn aus mobbenden Schülern werden mobbende Chefs und Mitarbeiter, aus umsichtigen, verantwortungsvollen Schülern werden umsichtige, verantwortungsvolle Erwachsene. Neben dem Elternhaus ist es die Schule, die verantwortet, wie diese Sozialisation gelingt.
Wenn man bedenkt, dass die Unterstützung der Kinder in ihrer Entwicklung zu sozialem und eigenverantwortlichem Handeln doch eine zentrale Aufgabe der Schule ist, dann wird hier Eigenständigkeit anscheinend nur daran gemessen, wie weit das Verhalten der Kinder der Erhaltung eines Systems dient. Es steht also nicht der Mensch im Mittelpunkt, sondern der Erhalt des Schulsystems.
Waren schon zu 68er-Zeiten Werte wie Fleiß, Leistung und Durchhaltevermögen Tugenden, die zugunsten des Zieles »mehr Freiheit« bekämpft werden mussten, so hat sich das
Bild im Zeitalter der Gleichmacherei nicht zum Besseren gewandelt. Die Menschen sind in ihren Entscheidungen nicht freier und selbstbestimmter geworden. An die Stelle einer autoritären Duckmäuser-Gesellschaft ist eine moralisierende, fremdbestimmte Duckmäuser-Gesellschaft getreten.
Daher trifft Mobbing in der Schule häufig immer noch ehrgeizige und fähige Personen. Es ist demzufolge kein Zufall, wenn ausgerechnet der intelligenteste Schüler der Klasse gemobbt wird.
»An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die schuld,
die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern.«
(Erich Kästner)
Wenn Eltern mobben
Elternmobbing richtet sich im Schulalltag gegen Lehrer oder gegen die Mitschüler der Kinder. Eine Schülerin der sechsten Klasse erzählt, dass sie in der Grundschule über zwei Jahre von ihrer Klasse gemobbt worden ist – die Mutter einer Mitschülerin war maßgeblich daran beteiligt. Das hat dazu geführt, dass sie nun jeden Tag zur Schule in die Nachbarstadt fährt, um nicht mehr ihren damaligen Klassenkameraden über den Weg laufen zu müssen. Was war passiert? Ref 11
PRAXISBEISPIEL ______________________________________
Eines Tages spielten die Kinder auf dem Schulhof »Füße treten«, als ein großer Streit ausbrach, weil sich das Mädchen Ulla über ihre beste Freundin Meike beschwerte, sie habe ihr zu fest auf den Fuß getreten. Aus einem harmlosen Geschehen entstand ein unglaublicher Streit – zumal das Opfer sich im Verlauf wehrte und einige unglückliche Formulierungen wählte –
der weite Kreise zog und das Mädchen Meike auf verlorenen Posten drängte. Ihre bis dato beste Freundin Ulla war in der Klasse sehr beliebt, und so entfaltete sich ein wahrer Krieg. Sehr schnell mischte sich Ullas Mutter in die Auseinandersetzung ein, indem sie sich bei der Klassenlehrerin über Meikes ungebührliches Verhalten beschwerte. Der fiel nichts Besseres ein, als zu sagen: »Vertragt euch wieder!« Schließlich wurde der Konflikt auf einem Elternabend thematisiert. Diejenigen Eltern, die sich dabei noch ausgesprochen konstruktiv verhielten, wurden später von den Scharfmachern in die Mangel genommen – und sogar ihre Kinder wurden von den Klassenkameraden wegen »ihrer doofen Eltern« angemacht. Durch den ganzen
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