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Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen

Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen

Titel: Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina L'Habitant
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Hickhack wurden nach und nach alle schulischen Gremien mit einbezogen. Am Ende stand Meike völlig allein da und kämpfte jeden Tag gegen neue Vorwürfe an, weil sich nun auch noch einstige Unterstützer auf die Seite der Scharfmacher ziehen ließen. Um dabei das eigene Gewissen zu beruhigen, wurde fortan krampfhaft nach Fehlern bei Meike gesucht. Endlich hatten alle ein gemeinsames Opfer auserkoren. Der neue Zusammenhalt bewirkte, dass in der Klasse wieder Ruhe einkehrte. Alle hatten sich miteinander gegen eine verbündet, das förderte die Harmonie auf dem Rücken eines Opfers. Die Pein hatte ein armes Mädchen zu erdulden, das einst beim Schulhofspiel »Füße treten« mitgemacht hatte und sich am Ende ständig vor der Klasse für vermeintliches Fehlverhalten entschuldigen musste, weil einer ja nicht im Recht sein kann, gegen den sich eine ganze Welt verschwört.
    Unerträglich war für Meike dabei das Verhalten der Klassenlehrerin, die dem allgemeinen Druck nicht standhielt und damit vorliebnahm, eine schlimme Situation auszusitzen, stets auf bessere Zeiten hoffend. Damit stieß Meike nicht auf ein offenes pädagogisches Ohr, sondern auf pure Ignoranz.
    Die Rolle der Eltern in diesem System
    Obwohl Eltern durch Beiräte, Vertretungen und Ausschüsse in beratender Funktion am Gestalten des Schulwesens mitwirken können, sind es nur eine Handvoll engagierter Eltern, die sich konstruktiv für die Elternwünsche, Vorschläge und Empfehlungen einsetzen. Das sind dann allerdings wunderbare Helfer, die mit den Lehrern meist in einen wertschätzenden Austausch treten und sie in ihrer pädagogischen Aufgabe zum Wohle der Heranwachsenden unterstützen.
    Doch derer gibt es leider viel zu wenige. Viele geraten eher ungewollt in eine verantwortliche Funktionen, weil Elternabende erst beendet werden, wenn endlich zwei Elternvertreter gefunden und gewählt wurden. Da lässt sich dann mancher überreden, nachdem ihm versichert wurde, dass es sich in erster Linie um einen formalen Akt handele. Kaum sind zwei auserkoren, atmet die ganze Runde auf und stürmt dem wohlverdienten Feierabend entgegen. Gemäß dem Spruch »Gib einem Menschen Macht und du erkennst seinen Charakter« entwickeln sich dann manche dank ihrer neuen Funktion und der damit zugeteilten Wichtigkeit zu wahren Kämpfernaturen, die eher die Lehrer boykottieren und mit ihnen abrechnen denn dabei mithelfen, dass die Rahmenbedingungen stimmen, damit der pädagogische Auftrag gelingen kann. Zu einem konstruktiven Gespräch kann es jedoch nur kommen, wenn die Arbeit vor Ort angeschaut und der Lehrer aus seiner Arbeit heraus verstanden wird.
    Erziehungsauftrag daheim ist etwas völlig anderes als in der Schule. Gute pädagogische Arbeit kann nur gelingen, wenn verstanden wird, dass der Mensch Teil eines Ganzen mit einem hohen Maß an Eigenverantwortung ist. Die Freiheit des Einzelnen lebt vom Respekt und der Achtsamkeit vor der Freiheit des Anderen. Das zu vermitteln ist eine Aufgabe aller. Sie kann nur gelingen, wenn Eltern ihre Kinder dazu erziehen,
Regeln einzuhalten, wenn Lehrer mit großem Engagement und hoher Begeisterungsfähigkeit ihrem pädagogischen Lehrauftrag nachkommen und wenn die Schüler ihre Pflicht erfüllen, das Lernen selbst zu verantworten. Dann kann in der Schule gute Arbeit entstehen.
    Leider sieht der Schulalltag deutlich trostloser aus: Elternabende werden widerwillig besucht, häufig gibt es dort nur Gejammer und keine Bereitschaft, nach Lösungen zu suchen. Ich bin immer wieder sprachlos, wie viel »Wind«, mit einer hohen Zerstörungswut einhergehend, von wenigen Eltern verursacht wird, sodass sich 80 Prozent der Eltern innerlich verabschieden und wegschauen, weil sie negative Auswirkungen für sich oder ihr Kind befürchten. Dieser willkürlich erzeugte Sturm ist mit verantwortlich, dass unser Schulsystem krankt. Elternarbeit funktioniert nur, wenn sie sich einem Leitbild verschreibt: Wie kann die Arbeit an der Schule so unterstützt werden, dass die Heranwachsenden nach Schulabschluss stark ins Leben treten? Wer Elternvorsitze missbraucht, um sich in den Vordergrund zu spielen, der hat an dieser Stelle nichts zu suchen, egal, ob Ämter nun besetzt werden können oder nicht. Wenn Unfähigkeit so viel Schaden anrichtet, dass letztendlich die Schüler die Nachteile ausbaden müssen, dann sollte überlegt werden, ob die Bürokratie nicht besser entschlackt wird.
    Viele Eltern sehen Erziehung nur aus ihrem Blickwinkel. Pädagogisches Handeln in

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