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Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen

Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen

Titel: Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina L'Habitant
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Wissensvermittlung als Hebammendienst eines selbst produzierten Entstehungsprozesses versteht, der nicht besserwisserisch belehrt, so tritt bei Wilhelm Busch der Lehrer bereits mit moralisierendem Zeigefinger und als ausführendes Organ auf: »Also lautet ein Beschluß, daß der Mensch was lernen muß. Nicht allein das Abc bringt den Menschen in die Höh’; Nicht allein in Schreiben, Lesen übt sich ein vernünftig Wesen; Nicht allein in Rechnungssachen soll der Mensch sich Mühe machen, sondern auch der Weisheit Lehren muß man mit Vergnügen hören.« Ref 13

    Im Film »Die Feuerzangenbowle« aus dem Jahre 1944 sieht sich der Lehrer, in seiner scheinbaren Autorität, umfassendem Spott ausgesetzt und zu einer Witzfigur degradiert, doch immerhin werden die komischen Lehrer eines Kleinstadtgymnasiums aufgrund ihrer Macken auch geliebt. Und in Heinrich Manns Roman »Professor Unrat« wird ein tyrannisches Rollenbild gezeichnet, in dem ein Alleinherrscher seine Untergebenen drillt und regiert. Diese können sich nicht wehren, versuchen es ihm aber bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf ihre Art und Weise heimzuzahlen.
    Dieser ständige Kampf zwischen Lehrer und Schüler herrscht noch heute. Mehr noch: Es sind weitere Akteure wie Eltern und Bildungspolitiker hinzugestoßen. Alle mischen mit im alltäglichen Bildungshickhack, bekämpfen einander gegenseitig, klagen, jammern, weisen einander Schuld zu ... Damit präsentiert sich Schule als ein Ort, an dem jeder meint, pädagogisch mitreden zu können, wo die Lehrerzunft abgestraft wird, Eltern ihre individuellen Vorstellungen verwirklicht sehen möchten. Die Schüler, auf die es doch in erster Linie ankommt, bleiben auf der Strecke.
    Lehrerdasein heute – Privileg oder Strafe?
    Kein Berufsstand steht dermaßen unter Dauerbeobachtung wie der des Lehrers. Er ist der Sündenbock der Nation: Fauler Sack, Korinthenkacker, geprägt von Mittelmäßigkeit, Risikoaversion und Vermeidungsverhalten, aber wohl ruhend in der Beamtenhängematte – das sind die ihm hartnäckig nachgesagten Eigenschaften. Gleichzeitig belegen Aussprüche wie »Ich möchte mich nicht mit den frechen Kindern fremder Leute plagen«, wie weit es sich herumgesprochen hat, dass das Erziehen Heranwachsender doch deutlich schwieriger geworden ist, als die meisten Menschen sich eingestehen wollen.

    Gibt es eigentlich noch einen Weg aus diesem Dilemma? Ja, den gibt es! Eigentlich einen ganz einfachen, in der Umsetzung allerdings sehr schwierigen Weg: Fasst euch an die eigene Nase! Ob Lehrer, Schüler, Eltern – übernehmt wieder Eigenverantwortung und schiebt einander nicht dauernd den Schwarzen Peter zu. Wer Veränderungen will, muss den Wandel leben. Er muss handeln. Anderen die Verantwortung zuzuschieben und seine Hände in Unschuld zu waschen ist einfach. Initiative zu ergreifen, für die Folgen seines Tuns geradezustehen, Schwierigkeiten zu schultern, das ist schwer – aber der einzige Weg für uns.
    Veränderung ist nötig
    Leider scheint derzeit nichts eingefahrener zu sein als unser Bildungssystem – inklusive des Weges, den ein Lehrer beruflich geht – von der Schulbank über das Referendariat bis hin zur Position als Frontmann an der Tafel: Wenn der Lehrer es erst einmal bis dahin geschafft hat, dann hat er vor allem eines gelernt: Gehorsam. Andere haben für ihn das gesamte bisherige Leben lang entschieden, was gut ist und was nicht. Nun obliegt es ihm, wiederum Gehorsam von der nachfolgenden Generation einzufordern und zu entscheiden, was für die Schüler gut zu sein hat. Dabei helfen ihm ausführliche Lehrpläne. Wo sie Lücken offen lassen, sorgen demokratische Abstimmungen am laufenden Band für eine allgemeingültige Kasernierung. Und damit das gut funktioniert, werden Schulordnungen und Protokolle geschrieben. Darin wird dann vom Kaugummikauen bis zum geregelten Klogang während des Unterrichts alles schriftlich fixiert.
    Schüler müssen dann bei Fehlverhalten die Hausordnung abschreiben, engagierte Lehrer müssen sich sogar als Erwachsene immer noch maßregeln lassen: »Dein Schüler hat das und das gemacht, da musst du aber mal genauer drauf achten«,
oder sich vor einem Tribunal, genannt »Elternabend«, rechtfertigen. Tagtäglich steht irgendjemand wegen irgendwelcher Missetaten am Pranger, weil Regeln ja dazu gemacht werden, dass sich alle daran halten müssen. Abweichen vom Plan? Pfui Teufel! Wo kämen wir denn hin, wenn jeder machen würde, was er will. Also wird

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