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Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen

Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen

Titel: Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina L'Habitant
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Stärkung des Selbstbewusstseins lassen wir Schüler in unserem Musikunterricht 5 einmal kleinere Musikeinheiten auf der Bühne vortragen. Alle müssen ran, auch die, die sich von selbst nicht so recht trauen. Wir wollen die Schüler daran gewöhnen, mit Lampenfieber umzugehen. Auch später im Leben werden sie immer wieder einmal im Rampenlicht stehen und sich präsentieren müssen. Dann kann es nur hilfreich sein, wenn sie gelernt haben, mit ihren Ängsten umzugehen. Einer der wichtigsten Aspekte für eine gelungene Präsentation ist bekanntlich, dass eine gute Vorbereitung die schlimmste Aufregung abzustellen vermag. Und genau hier liegt der Hund begraben: Eine gute Vorbereitung bedeutet
Arbeit, doch arbeiten will nicht jeder. Was macht ein Schüler, der keine Lust zum Arbeiten hat? Er klagt zu Hause über die doofen Lehrer, die viel zu viel verlangen, und sucht bei diesen nach allen möglichen Schwachpunkten, um von seiner eigenen Lernunlust abzulenken. Was bei Eltern immer zieht, sind Erklärungen wie diese: »Ich habe die Aufgabe gar nicht verstanden, der böse Lehrer kaut Kaugummi, schaut schon mal auf sein Handy (weil er die Uhrzeit davon abliest) und beißt in sein Brötchen (weil er noch nicht mal in den Pausen zur Ruhe kommt). Und weil der keine Lust zum Arbeiten hat, müssen wir nach vorn kommen und sollen etwas vorspielen, was wir gar nicht können.« Welches Elternteil würde da nicht zunächst in Rage geraten und auf die unfähigen Pauker schimpfen.
    Doch es gibt einen Unterschied. Zu meiner Schulzeit haben mich meine Eltern in solchen Situationen erst einmal gefragt, was ich denn selbst dazu beigetragen hätte, um den Lehrer zu verstehen. Heute muss sich der Lehrer anhören, was er denn alles unternommen habe, damit sich der Schüler ausreichend animiert fühle. Fördern ohne zu fordern wird nie beanstandet, sich in Luft auflösen und nicht fordern ebenfalls nicht, Fördern durch Fordern führt immer zu Beschwerden. Dem Spruch »Wer sät, der erntet« steht heute eine neue moderne Version gegenüber: »Wir ernten lieber, was andere säen.«
    Und wehe, ein Lehrer hält sich nicht daran. Dann wird Kontakt zur Klassenlehrerin aufgenommen, sie möge doch mal mit dem entsprechenden Fachlehrer sprechen, oder auf einem Elternabend wird versucht, Stimmung gegen den engagierten Lehrer zu machen: »Wer findet denn auch, dass unsere Kinder bei diesem Lehrer Sachen können müssen, von denen sie noch nie etwas gehört haben? Wer hat gesehen, dass der Lehrer im Unterricht in sein Brötchen gebissen hat? Genau! Wie kann ein Lehrer mit vollem Mund nur unterrichten. Was für ein schlechtes Vorbild für unsere Kinder. Kein Wunder, dass die sich nicht
auf ihre Aufgaben konzentrieren können. Was? Im Sommer ist er sogar mal barfuß herumgelaufen? Ja, so können unsere Kinder natürlich überhaupt nichts lernen, die gucken ja dann immer auf die Füße statt an die Tafel. Dagegen müssen wir unbedingt etwas tun.«
    Gesagt, getan: Der Klassenlehrer wendet sich an den Fachlehrer und ermahnt ihn. So hat er es ja selbst in der Lehrerausbildung gelernt. Er ist kritisiert worden, nun kritisiert er andere. Auf die Idee, die Eltern mögen doch mit dem betroffenen Lehrer selbst sprechen, kommt er nicht. Der Fachlehrer reagiert verletzt, er wurde von einem Kollegen zurechtgewiesen, ohne dass sich dieser wirklich für ihn interessiert gezeigt hat. Nun wählt er zwischen zwei Möglichkeiten: Meist entscheidet er sich für die Rechtfertigung seines Handelns. Nur wenige Lehrer werden in dieser Situation selbstbewusst zum Ausdruck bringen, dass sich die Eltern mit ihrer Kritik gefälligst selbst an sie wenden sollen. In letzterem Fall werden voraussichtlich auch die Eltern und der Klassenlehrer empört reagieren und eine härtere Gangart androhen, nur eins werden sie nicht: sich mit dem Fachlehrer konstruktiv austauschen. Denn sie wollen im Grunde einfach nur Recht bekommen und ihre Macht demonstrieren, nach dem Motto: »Dem haben wir es aber mal gezeigt!« Die Leidtragenden sind am Ende leider die Kinder, die in Watte gehüllt werden, weil ihre Eltern es doch so gut mit ihnen meinen.
    Oft wird die Geschichte dann weiter und weiter aufgebauscht, es ergehen böse Schreiben an die Schulleitung. Der Klassenlehrer beklagt sich über seinen uneinsichtigen Kollegen, die Eltern schreiben vom barfüßigen, unersättlichen Neandertaler, der mit vollgestopftem Mund und Handy vor der Nase seiner Unterrichtsverpflichtung nicht mehr nachkommt und

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