Du machst Schule!: Warum das Bildungssystem versagt, was junge Menschen wirklich lernen müssen und wie wir ihnen dabei helfen
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Was machen Sie daheim mit Wackelstühlen? Sie nehmen sicher nicht darauf Platz, sondern bringen sie zum Sperrmüll oder zu einem guten Schreiner. Ich sehe nur eine Möglichkeit: Wir müssen dringend gründlich reparieren! Die Beine müssen so tragfähig werden, dass der Stuhl seinen einzigen Zweck erfüllen kann, den Schüler zu tragen und in seiner Entwicklung zu einer eigenständigen Persönlichkeit zu unterstützen. Ganz sicher hat ein Stuhl keinen Komfort zu bieten wie ein Sofa. Der Schüler soll seine Schullaufbahn nicht verschlafen, sondern sich gestützt wissen.
Jedes Stuhlbein hat die Pflicht, für Standvermögen zu garantieren. Eltern handeln in einem guten Schulauftrag, wenn sie im Alltag ihrer Kinder der Schule wieder einen hohen Stellenwert einräumen und die Erledigung der Hausaufgaben zur obersten Pflicht erheben. Schulleiter müssen sich auf ihre Führungsaufgaben besinnen und die Rahmenbedingungen erfüllen, damit die Schule ein Lebensraum für die Schüler sein kann. Die Lehrer brauchen einen freien Rücken, um ihre Arbeit wirklich gut leisten zu können. Nur so werden alle zum Wohle des Schülers ihr Bestes geben können.
Wie das Schulsystem Referendare gleichschleift
Menschen sind unterschiedlich. Es ist wichtig zu lernen, dass jeder anders tickt, denn das ist eine sehr wertvolle Erfahrung für das spätere Berufsleben. Dort kommen nämlich vor allem diejenigen weiter, die gelernt haben, sich auf andersartige Menschen unterschiedlich einzulassen und flexibel zu reagieren. Doch bei Lehrern läuft es in der Regel so, dass spätestens im Referendariat jeder Restfunke an Individualität abgeschliffen wird. Die Geschichten von Referendaren, die ihre Lehrerausbildung als Schreckgespenst erlebten, sind so zahlreich, dass sie einfach erzählt werden müssen, will man als Außenstehender überhaupt verstehen, warum es so viele Lehrer mit so wenig Charakterstärke gibt. Natürlich gibt es auch positive Erlebnisse, es gibt nie nur Schlechtes. Doch wenn auf eine gute drei negative Schilderungen kommen, dann befindet sich etwas in Schieflage.
Folgende anonyme Äußerungen von Lehramtsanwärtern in einem Internetforum mögen sehr nachdenklich stimmen: »Als ich zusammen mit etwa 50 anderen Absolventen mein Referendariat startete, waren wir alle wahnsinnig begeistert und neugierig auf unseren zukünftigen Beruf. Wir wollten alles wissen, wir wollten einen guten Job machen. Auch jetzt bin ich noch der Meinung, dass es selten Referendare gegeben hat, die so motiviert waren wie wir damals. Doch das änderte sich schnell. >Altgediente< Referendare machten uns klar, dass es entscheidend sei – sollten wir wirklich Lehrer werden wollen –, immer den Ball flach zu halten, nicht nachzuhaken und auf keinen Fall etwas zu kritisieren.«
»Ich glaube, das Referendariat ist alles andere als eine normale Ausbildung. Du findest da lauter Menschen, die studiert haben. Und die werden nach ihrem Studium, das sie auf ihren Beruf vorbereitet hat, plötzlich wieder klein gemacht, sie sind dann wieder ganz unten.«
Ein anderer Referendar äußert sich wütend: »Im Referendariat geht es vor allem darum, dir den Willen zu brechen. In der Stellenbeschreibung könnte auch stehen: Duckmäuser, die nicht aufmucken, die das System nicht kritisieren und immer schön machen, was Schulbehörde oder Schulleitung sagen.«
Die Seminarleiter kontrollieren die Lehramtsanwärter und beurteilen absolut willkürlich deren Leistungen. »Das sage ich Ihnen schon gleich, eine Eins gibt es nicht bei mir!« Damit ist der angehende Lehrer bereits geringgeschätzt und auf Gedeih und Verderb dem guten Willen seines Ausbilders ausgeliefert, denn er braucht die guten Noten, weil bei einer Verbeamtung zuerst die Lehrer mit den sehr guten Noten berücksichtigt werden.
Das Wesentliche bleibt auf der Strecke
Wie können wir denn von der Schule erwarten, dass sie die Talente der Heranwachsenden wie eine zarte Blume sprießen und durch sorgfältige Pflege gedeihen lässt, wenn der Gärtner – sprich Lehrer – zeitlebens nur gelernt hat, alle auf Anordnung von oben mit der Wissensdusche kalt abzusprühen? Als Heranwachsender mit Kreativität reich ausgestattet, musste sich der angehende Lehrer einst selbst bereits als Schüler anpassen und nach Lehrplan dressieren lassen. Sein Studium ließ auch nicht allzu viel Spielraum für eigene Entdeckungen, sondern vermittelte Wissen wie das Auswendiglernen von Telefonbüchern.
Während der
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