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Du machst, was ich will: Wie Sie bekommen, was Sie wollen - ein Ex-Lobbyist verrät die besten Tricks (German Edition)

Du machst, was ich will: Wie Sie bekommen, was Sie wollen - ein Ex-Lobbyist verrät die besten Tricks (German Edition)

Titel: Du machst, was ich will: Wie Sie bekommen, was Sie wollen - ein Ex-Lobbyist verrät die besten Tricks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kitz
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geht es nicht nur um die Ähnlichkeiten, die sofort auffallen. Unser Gehirn erkennt auch ähnliche Gesichtszüge, die uns gar nicht bewusst sind. Sie fallen erst auf, wenn man sich zum Beispiel die Haare wegdenkt. Eine solche Fotomontage kann heute jeder am Computer in ein paar Sekunden selbst machen. Kopieren Sie nur einmal das Gesicht verschiedener möglicher Zielpersonen – männlich wie weiblich – und legen Sie es mit einem einfachen Fotoprogramm (zum Beispiel »Paint«) über Ihr eigenes Gesicht. Lassen Sie die Haare so, wie sie sind. Bei manchen Kandidaten werden Sie erstaunt sein, wie sehr sich Ihre Gesichtszüge gleichen! Diese Menschen sind Ihre dankbarsten Zielpersonen.
    So wickeln Sie selbst Unbekannte um den Finger
    Es gibt noch weitere, andere Möglichkeiten, sich fremden Menschen vertraut zu machen und so die Faulheit des Gehirns zu nutzen:

    Es waren noch zehn Tage bis zu einer wichtigen Anhörung im Bundestag. Es ging um ein großes, grundlegendes Gesetz für unsere Branche und es war klar, dass wir als der Branchenverband zu dieser Anhörung eingeladen sein würden. Die große Partei hatte uns auch zugesagt, uns auf »ihr« Ticket zu nehmen.
    Doch es kam anders. Plötzlich erfuhr ich, dass man uns verschaukelt hatte. Die Partei benannte für die Anhörung einen anderen Sachverständigen.
    Nun war die Not groß. Unseren Mitgliedsunternehmen hätte ich nicht erklären können, dass wir, als der große Branchenverband, bei dieser wichtigen Anhörung nicht dabei sein sollten. Wahrscheinlich hätte mich das meinen Job gekostet, und zwar zu Recht.
    Also hängte ich mich ans Telefon. Ich erfuhr, dass es noch eine einzige Partei gab, die noch niemanden für die Anhörung benannt hatte. Es war eine kleinere Partei aus der Opposition.
    Ich kannte den zuständigen Fraktionsreferenten, hatte ihn ein- oder zweimal getroffen. Es schien mir völlig klar, dass die noch ausstehende Einladung nur an uns, den großen Branchenverband, gehen konnte. Rein sachlich betrachtet kam gar keine andere Lösung infrage.
    Doch ich sollte ein weiteres Mal darüber belehrt werden, dass es nicht um die Sache ging.
    Er reagierte kühl: »Plötzlich kennen Sie unsere Nummer«, sagte er. »Jetzt, wo Sie so dringend etwas brauchen. Sonst höre ich eher weniger von Ihnen. Aber wir sind ja auch nur in der Opposition …«
    Das saß. Und er hatte natürlich recht! Die Opposition ist weitaus weniger interessant für Lobbyarbeit. Ihre Anträge kommen nie durch. Auch Lobbyisten müssen mit ihrer Zeit haushalten, und ich hatte es bis dahin als sinnvoller empfunden, nur Leute zu treffen, mit denen es gerade ganz konkret etwas zu besprechen gab.
    Man habe einen anderen, viel kleineren Verband im Blick für die Anhörung. Die Entscheidung darüber solle am Freitag fallen.
    Ich schaute auf den Kalender. Heute war Montag.
    Noch für den Nachmittag verabredete ich ein persönliches Treffen mit dem Referenten. Für Dienstag, Mittwoch und Donnerstag vereinbarte ich jeweils zwei Termine mit Vertretern der Fraktion – einmal trafen wir uns am Morgen zum Frühstück im Café Einstein Unter den Linden, einmal zum Mittagessen im Borchardt am Gendarmenmarkt. An einem Abend ging ich zu einer Diskussionsveranstaltung der Fraktion und sprach noch einmal mit jedem. Niemals sprachen wir über »die Sache«, es war eher persönlicher Small Talk.
    Am Freitag kam der erlösende Anruf: »Wir haben uns für Sie entschieden. Sie müssen bei dieser Anhörung unbedingt dabei sein.«
    Was ich für drei Tage als Notprogramm gefahren hatte, machte ich nach dieser Erfahrung zur Regel: Ich vereinbarte jede Woche mindestens drei Treffen mit unterschiedlichen Ansprechpartnern – ohne Anlass, ohne Thema. Einfach nur, um sich zu sehen. Meist blieben die Gespräche persönlich, selten wurden sie sachlich: »Geht es Ihrem kleinen Sohn wieder besser, er hatte ja kürzlich so starke Grippe?«, fragte ich zum Beispiel die Mitarbeiterin einer wichtigen Abgeordneten. Oder ich plauderte mit einem Referenten aus dem Bundesministerium über Urlaubspläne, Berliner Wohngegenden oder einen aktuellen Roman, den er gerade las.
    Früher hätte ich solche Treffen als unglaubliche Zeitverschwendung abgetan. Aber je öfter ich die Menschen sah, ohne über ein politisches Thema zu reden, desto aufgeschlossener waren sie, wenn es dann doch einmal etwas Dienstliches zu besprechen gab.

    Weil unser Gehirn alles mag, was ihm vertraut ist, gibt es eine erstaunlich einfache weitere Möglichkeit, die

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