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Du Mich Auch

Du Mich Auch

Titel: Du Mich Auch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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sich. Das zweite Wunder an diesem Abend. Glücklich kuschelte sich Evi an ihn. Es war eine Premiere: gemeinsames Couchkino mit Catering. Werner hatte stets untersagt, dass auf der Couch gegessen wurde. Aber wer war noch mal Werner?
    Evi genoss in vollen Zügen das Gefühl, dass sie jetzt wirklich eine Familie waren. Die Kinder machten sich über die Schnittchen her, Kafka lag quer vor ihnen auf dem Teppich und schnappte zuweilen einen Happen. Ein Bild des Friedens. Nie wieder würde Werner diese Idylle stören. Nie wieder.
    Als die Sendung zu Ende war, gab Evi Kalli einen Klaps. »Husch, ins Körbchen. Und wundert euch nicht, ich bekomme noch Besuch.«
    »Besuch? Wer denn?«, wollte Sven wissen.
    »Meine besten Freundinnen«, antwortete Evi.
    Sven betrachtete sie ungläubig. »Seit wann hast du beste Freundinnen? Sonst hängst du doch nur mit deinen vertrockneten Bridgezicken rum.«
    »Ganz tolle Freundinnen sogar. Wisst ihr was? Ab jetzt dürft ihr auch eure Kumpels mitbringen.«
    »Aber Papa hat es doch verboten«, wandte Kalli ein. »Er will keine stinkenden Rotzlöffel in seinem Haus, sagt er immer!«
    Evi lachte. »Vorbei. Ab heute gilt das nicht mehr. Jetzt wird nach meinen Regeln gespielt!«
    Sven zog eine Augenbraue hoch. »Wow.«
    »Du bist die Beste«, flüsterte Kalli. Er drückte Evi einen Kuss auf die Wange.
    In diesem Moment klingelte es. Sven sprang auf. Er lief zur Haustür und wich zurück, als er Beatrice vor sich sah. Sie trug ein tief dekolletiertes rotes Kimonokleid und Absätze, hoch wie Strommasten.
    »Na, junger Mann, dürfen wir reinkommen?«, fragte Beatrice. »Oder ist das eine Unter-achtzehn-Party hier?«
    »Nnein. Jjja, klar d-doch«, stotterte Sven, während sein Blick in Beatrices offenherzigem Dekolleté versank. Dass eine Freundin seiner Mutter derart attraktiv war, verschlug ihm die Sprache. Auch Katharina hatte sich zur Feier des Tages ein Kleid angezogen, trug ihr Haar offen und sah ausgesprochen verführerisch aus.
    »Der Herr des Hauses, nehme ich an?«, fragte Katharina.
    »Das ist Sven, mein Ältester«, erklärte Evi, die mit Kalli an der Haustür auftauchte. »Und der Goldjunge hier ist Kalli. Darf ich vorstellen? Bella Beatrice und Katharina die Große. Wir kennen uns aus der Schule.«
    »Kannst du mir die Adresse von der Schule geben? Die Mädels da sind ja echt crazy«, witzelte Sven.
    Beatrice klimperte mit den Lidern. »Was für ein vielversprechender junger Mann.«
    »Der morgen eine Mathearbeit schreibt«, sagte Evi streng. »Ab in die Kiste! Träumt schön! Und vergesst nicht das Zähneputzen!«
    Nachdem die beiden sich artig verabschiedet hatten, seufzte Beatrice. »Süße Jungs. Sei froh, dass du sie noch zu Hause hast.«
    »Vermisst du deine Tochter manchmal?«, fragte Evi mitfühlend.
    »Tja, sie ist zu früh gegangen. Ist zwar toll, dass sie so selbständig ist, aber ich habe oft Sehnsucht nach ihr.« Sie hob die Schultern. »Da kann man nichts machen.«
    Es war das erste Mal, das Beatrice so über ihre Tochter sprach. Auch die glorreiche Geschichte der begabten Überfliegerin war offenbar nur Teil des Beeindruckungsprogramms gewesen. Arme Beatrice, dachte Evi. Da musste einiges vorgefallen sein.
    »Kommt schon, nicht den Kopf hängenlassen.« Katharina überreichte Evi ein Orchideengesteck. »Danke für die Einladung. Wir sind echt gespannt auf dein Traumhaus.«
    »Willkommen in der Villa Wuttke«, sagte Evi verlegen.
    Mit einem Mal wurde ihr bewusst, dass die auftrumpfende Pracht ihres Heims auf die beiden Freundinnen ziemlich unterirdisch wirken musste. Verglichen mit Beatrices Designerloft und Katharinas coolem Appartement war die Villa ein Museum des schlechten Geschmacks. Eine Kitschbude, vollgestopft mit lachhaftem Chichi.
    »Leider hoffnungslos spießig, oder?«, fragte sie.
    »Quatsch, total gemütlich«, widersprach Katharina. Sie musterte eingehend das Ensemble aus nachgemachten Chippendale-Möbeln, rosa Lämpchen, künstlichen Blumensträußen und dicken Perserteppichen. »Außerdem habe ich gestern Abend etwas gelernt: Es ist völlig überflüssig, sich für irgendwas zu schämen. Du hast deinen Stil, wir unseren. Punkt. Wäre doch sturzlangweilig, wenn wir alle gleich wären.«
    »Stimmt, Darling, ist final abgefahren hier!«, beteuerte Beatrice.
    Evi fiel ein Stein vom Herzen. Sie stellte das Gesteck auf einem Tischchen des Entrees ab. Warum war ihr nie aufgefallen, dass darauf ein Notizbuch in einem Brokatmäntelchen lag? Neben einer selten

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