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Du Mich Auch

Du Mich Auch

Titel: Du Mich Auch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Berg
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für eine Beutelratte!«, rief Evi.
    »Nicht nur«, flüsterte Katharina. »Ich war so schrecklich einsam. Eine Frau wie ich lebt in einem Käfig aus Respekt. Kein Mann traut sich doch an mich heran. Mit Horst gab eswenigstens so etwas wie Nähe. Und ich mochte ihn ja auch. Irgendwie.« Mit ihrem Blusenärmel wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht. »Ich hatte so hart geackert, sollte ich wirklich meine Karriere opfern? Wer hätte mir schon geglaubt? Allmählich wurde es eine Gewohnheit. Und ich steckte zu tief drin, um noch was ändern zu können.«
    »Der Mann erzeugt in mir wüsteste Kastrationsphantasien«, grummelte Beatrice.
    Katharina sah auf die Uhr. »Aber jetzt sitzt er im Dienstwagen vor meiner Haustür und wartet, dass ich endlich nach Hause komme, damit wir …«
    »Denk an die Kamera«, sagte Beatrice. »Und wechsle öfter mal die Stellung. Du hast uns schließlich einen interessanten Filmabend versprochen.«
     
    Werner lag apathisch in seinem Klinikbett und starrte auf den Fernseher, der in einer Ecke hing. Das Einzelzimmer war für eine Klinik bemerkenswert angenehm eingerichtet. Die Wände erstrahlten in Zitronengelb, es gab einen Schrank aus hellem Kirschholz und sogar zwei Sessel am Fenster. Die rötliche Abendsonne warf ihre letzten Strahlen ins Zimmer.
    »Hallo Schnuffelbär, ich habe dir Blumen mitgebracht!«
    Schnuffelbär reagierte nicht. Im Fernsehen lief ein Autorennen. Die aufheulenden Motoren machten einen ohrenbetäubenden Lärm.
    Evi hob ihre Stimme. »Liebling?«
    Werner wandte den Kopf und sah mit teilnahmslosem Blick seine Frau an. Evi war nicht sicher, ob er sie überhaupt erkannte. Dann rieb er sich die Augen.
    »Ach, du«, knurrte er. »War auch fällig. Ich hänge hier sterbenskrank rum, und die Frau Gemahlin amüsiert sich, was?«
    »Nein, ich habe alles Mögliche besorgt, was du brauchen kannst. Einen neuen Schlafanzug, einen neuen Bademantel – und ein gutes Buch, einen ganz tollen Roman …«
    »Ich will mein Handy! Und meinen Laptop! Verdammt, ich habe Dinge zu regeln! Anrufe! Mails! Aktienkurse checken! Dein gutes Buch kannst du dir in die Haare schmieren! So einen Gefühlsdreck brauche ich nicht!«
    Du hast Dinge zu regeln? In die Tonne willst du mich treten, dachte Evi erbittert. Sie legte den Blumenstrauß aufs Nachtschränkchen und zog einen Stuhl neben das Bett. Dann streichelte sie Werners fahle Stirn, was sie einige Überwindung kostete. Der Mann, mit dem sie so viele Jahre verbracht hatte, war längst ein Fremder.
    »Du brauchst Ruhe, hat der Professor gesagt. Absolute Ruhe. Wenn du vom Krankenbett aus Geschäfte machst, regt dich das viel zu sehr auf.«
    Werner stieß grob ihre Hand weg. »Ich muss Mergenthaler sprechen. Dringend. Wenn du mir nicht in einer Stunde mein Handy bringst, dann … dann …«
    »… tut Ihre Frau genau das Richtige«, vollendete Robert den Satz.
    Er war unbemerkt ins Zimmer getreten und schaute mit verschränkten Armen auf Werner herab. Der blütenweiße Kittel bildete einen allerliebsten Kontrast zu seinem dunklen Haar. »Ihr Blutdruck ist wieder angestiegen. Sie hyperventilieren ja! Haben Sie Ihre Tabletten nicht genommen?«
    »Im Klo runtergespült«, antwortete Werner provozierend.
    »Soso, Herr Wuttke, Sie verweigern die Therapie«, sagte Robert. »Nun, ich will nicht verhehlen, dass Sie sich damit ernsthaft gefährden. Sie haben eine akute Infektion des Bauchraums. Um Klartext zu sprechen: Falls Sie Ihre Medikamentenicht nehmen, gehen eins, zwei, drei die Lichter aus. Kapiert?«
    Das war eine Sprache, die Werner verstand. Kleinlaut sah er Robert an. »Sie meinen …«
    »Ich meine nicht, ich weiß es. Wenn Sie ein Problem mit Tabletten haben, können wir auch eine Infusion legen. Das ist sowieso das Beste. Ich werde alles Nötige veranlassen, damit Sie mir nicht noch über die Klinge springen.«
    Eine Viertelstunde später lag Werner schnarchend auf dem Bett, alle viere von sich gestreckt. Aus einem durchsichtigen Plastikschlauch tropfte eine gelbliche Flüssigkeit direkt in seinen Handrücken.
    »Ruhig gestellt«, sagte Robert. »Sedativum, Antibiotikum, Valium. Das dürfte reichen.«
    »Danke«, hauchte Evi.
    Sie griff zu Roberts Hand und drückte sie zärtlich. Zögernd erwiderte er die Berührung, und Evis Herz legte einen Extrastolperer ein. Da war sie wieder, diese unglaubliche Anziehungskraft. Eine erotische Energie, wie Evi sie noch nie zuvor bei einem Mann erlebt hatte. Sie atmete schwer. Sie konnte keinen klaren

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