Du Mich Auch
emotions, bis er vor lauter Bewunderung vor dir auf der Auslegeware rumrutscht. Sei lieb und verletzlich. Dann nimmt er dir übrigens auch die Nummer mit dem labilen Familienminister ab, ohne dass du als fiese Intrigantin dastehst.«
Sprachlos hörte sich Katharina die wohlmeinenden Tipps an. In diesem Moment kehrte auch schon Ralf Blumencron zurück, in Begleitung eines Kellners, der ein Tablett mit Getränken auf den Tisch stellte. Der Journalist griff zu dem Bierglas, das darauf stand, und hob es hoch.
»Auf die geile Story! Die wird ein Brenner!«
»Alles tutti«, sagte Beatrice lässig. »Sie werden sehen – der Artikel schreibt sich wie von selbst.«
»Und bei Gelegenheit würde ich dann auch gern mehr über labile Spitzenpolitiker erfahren«, grinste Ralf Blumencron.
»Ein überaus brisantes Thema«, erwiderte Katharina. »Ich erzähle Ihnen gern mehr – bei Gelegenheit.«
Es war kurz vor Mitternacht, als das Trio fatal Champagner bestellte. Katharina hatte das Interview ihres Lebens hinter sich. Nie zuvor hatte sie so viel von sich preisgegeben. Ralf Blumencron hatte ihr zum Abschied sogar einen Handkuss verehrt und ihr seine tiefe Bewunderung ausgesprochen.
»Genial«, seufzte sie. »Ihr seid unglaublich. Danke für das Coaching. Ohne euch hätte ich das Interview gnadenlos verhauen.«
»Er hat die Story aufgesaugt wie ein Baby die Muttermilch!«, rief Beatrice triumphierend. »Was sagte er noch? ›Sensibel, offen, menschlich – für mich sind Sie der Shootingstar des politischen Berlin!‹«
»Und dass er jetzt öfter mit dir sprechen will!«, ergänzte Evi.
Vollkommen durcheinander zog Katharina ihr Jackett aus und krempelte die Ärmel ihrer Bluse hoch. »Boah, ihr schafft mich. Ich hab geschwitzt wie bei einem Polizeiverhör. Wie findet ihr ihn überhaupt?«
»Der ist bis ins Rückenmark verknallt in dich«, sagte Evi. »Und du hast ihn angeglüht wie ein Teenager. Pass bloß auf, dass du nicht schwach wirst.«
»Bin ich schon«, ächzte Katharina. »Der ist geradezu vergnügungssteuerpflichtig. Ein Mann fürs Dessert. Inklusive Sahnehäubchen und Zierkirsche. Schade …«
»Wirklich schade«, sagte Evi. »Katharina die Große hätte was Besseres verdient als diesen mausegrauen Horst.«
»Nix schade«, widersprach Beatrice. »Wenn sie erst mal Ministerin ist, kann sie sich auch einen Freund leisten.«
Katharina fuhr erschrocken zusammen. »Was? Wie? Wenn ich – Ministerin bin?«
»Schätzchen, zieh’s durch«, antwortete Beatrice ungerührt. »Und zwar volle Kanne. Den Minister stürzen, das sitzt du auf der linken Pobacke ab. Aber dann? Was wäre die ultimative Rache?« Sie machte eine effektvolle Kunstpause. »Dass du dir seinen Job holst!«
Mit offenem Mund sah Katharina ihre Freundin an.
»Echt jetzt?«, fragte Evi aufgeregt, während Katharina etwas Unverständliches stammelte.
Der Kellner brachte eine Flasche Champagner und drei Gläser. Beatrice goss ein und pfiff dabei vor sich hin. Sie prostete Katharina zu.
»Knack den Jackpot! Brems deinen Horst aus und gib dann selber Gas. Das ist die Rache der Champions League.Du willst ein Stück vom Kuchen? Vergiss es. Du kannst die ganze Bäckerei haben! Auf Familienministerin Dr. Katharina Severin!«
»Genau!«, rief Evi. »Du wirst die beste Ministerin, die diese öde Politikertruppe je gesehen hat!«
»Ach herrje«, jammerte Katharina. »Das kann doch nur in die Hose gehen.«
»In seine Hose«, verbesserte Beatrice vergnügt. »Der wird schreiend in den Teppich beißen, wenn er dich bei der Vereidigung im Fernsehen sieht! Sag mal, wie hat das überhaupt angefangen mit euch?«
Katharina kippte ihren Champagner mit geschlossenen Augen hinunter. Sie wurde über und über rot. »Nach einer Weihnachtsfeier. Wir hatten ziemlich viel Glühwein getrunken. Er bestand darauf, mich nach Hause zu bringen. Und mir meine Aktentasche in die Wohnung zu tragen.«
»Und dann?«, fragte Evi.
»Es ging alles so schnell. Ich hatte gar keine Zeit mehr, mich zu fragen, ob ich es wollte. Irgendwie landeten wir auf der Couch, und dann, na ja, passierte es eben.«
Atemlos hörten Evi und Beatrice zu.
»Und warum hast du die Sache nicht auf der Stelle beendet?«, fragte Beatrice.
Jetzt war es aus mit der Contenance. Katharina fing an zu schluchzen. »Danach knöpfte er sich die Hose zu und sagte: ›Das war sehr gut für deine Karriere. Und wenn du weiter Staatssekretärin bleiben willst, sagst du niemandem was.‹«
»Er hat dich erpresst, was
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