Du oder das ganze Leben
begutachte die Verletzung. »Mein Gott, du blutest ja«, sage ich und spüre, dass ich jeden Moment ausflippen werde. Blut allein reicht, dass mir übel wird. Blut und Gewalt in Kombination sind mehr als ich verkraften kann.
Paco wehrt meine Hand sanft ab. »Ich komm schon klar. Geh mit ihm mit.«
Eine Stimme tönt aus der Dunkelheit, sie spricht Spanisch mit Alex und Paco.
Die Autorität in der Stimme des Mannes lässt mich erzittern.
Bis jetzt hatte ich keine Angst, aber nun habe ich definitiv welche. Es ist der Mann, der eben mit Alex gesprochen hat. Er trägt einen dunklen Anzug mit einem weißen Hemd darunter. Ich habe ihn auf der Hochzeit kurz gesehen. Sein rabenschwarzes Haar ist zurückgegelt und seine Haut dunkel. Ein Blick und ich weiß, es handelt sich um ein sehr mächtiges Gangmitglied. Zwei große, gemein aussehende Kerle stehen rechts und links neben ihm.
»Nada, Hector«, antworten Alex und Paco einstimmig.
»Schaff sie hier weg, Fuentes.«
Alex nimmt meine Hand und führt mich rasch aus dem Lagerhaus. Als wir endlich draußen sind, atme ich erleichtert auf.
48
Alex
»Lass uns abhauen. Du und ich, mi amor . Vamos !«
Ich atme auf, als ich mich auf Julios Sattel schwinge und Brittany hinter mir aufsitzt. Sie schlingt die Arme um meine Taille und presst sich an mich, als ich mit ihr vom Parkplatz rase.
Wir jagen durch die Straßen, bis wir sie nur noch als vorbeihuschende Schatten wahrnehmen. Ich halte noch nicht einmal dann, als es zu schütten beginnt.
»Können wir jetzt anhalten?«, brüllt sie durch den ohrenbetäubenden Sturm.
Ich parke unter einer alten, verlassenen Brücke am See. Der Regen prasselt auf den Zement, der uns umgibt, aber wir haben unser kleines, privates Nest.
Brittany springt vom Motorrad. »Du bist ein dämlicher Vollidiot«, sagt sie. »Du kannst nicht mit Drogen dealen. Es ist gefährlich und dämlich und du hast es mir versprochen. Du riskierst, dafür in den Knast zu gehen. In den Knast, Alex. Dir ist das vielleicht egal, aber mir nicht. Ich werde nicht zulassen, dass du dein Leben ruinierst.«
»Was willst du von mir hören?«
»Nichts. Alles. Sag irgendwas, damit ich nicht länger hier stehe und mir total bescheuert vorkomme.«
»Die Wahrheit ist … Brittany, bitte sieh mich an.«
»Ich kann nicht«, sagt sie und starrt weiter in den strömenden
Regen. »Ich bin es so leid, ständig diese fürchterlichen Szenarien vor Augen zu haben.«
Ich ziehe sie an mich. »Denk nicht daran, muñeca. Alles wird gut.«
»Aber …«
»Kein Aber. Vertrau mir.« Mein Mund schließt sich über ihrem. Der Geruch nach Regen und Plätzchen hilft mir zu entspannen.
Ich umfasse ihre schmale Taille. Ihre Hände klammern sich an meine durchnässten Schultern, drängen mich zu mehr. Meine Hände gleiten unter ihr T-Shirt und meine Finger kreisen um ihren Bauchnabel.
»Komm her«, sage ich und hebe sie hoch, sodass sie mit dem Gesicht zu mir auf dem Motorrad sitzt.
Ich kann nicht aufhören, sie zu küssen. Ich flüstere ihr zu, wie gut sie sich anfühlt, vermische Spanisch und Englisch in jedem Satz. Meine Lippen wandern ihren Hals hinunter und verweilen an ihrem Schlüsselbein, bis sie sich zurücklehnt und mich ihr das T-Shirt ausziehen lässt. Ich kann dafür sorgen, dass sie die schlimmen Dinge vergisst. Wenn wir auf diese Weise zusammen sind – Himmel, dann kann ich an nichts anderes denken als an sie.
»Ich verliere gleich die Kontrolle«, gibt sie zu und beißt sich auf die Unterlippe. Ich liebe diese Lippen.
» Mamacita , ich habe sie schon verloren«, sage ich und reibe mich an ihr, damit sie genau spürt, wie viel Kontrolle ich bereits verloren habe.
Sie bewegt ihre Hüften in einem langsamen Rhythmus gegen meine, eine Einladung, die man mir nicht zweimal machen muss. Meine Fingerspitzen liebkosen ihren Mund. Sie küsst sie, bevor ich langsam meine Hand von ihrem Mund über ihren Hals zu der Stelle zwischen ihren Brüsten gleiten lasse.
Sie hält meine Hand dort fest. »Ich möchte nicht aufhören, Alex.«
Statt etwas zu erwidern, bedecke ich ihren Körper mit meinem.
Ich könnte sie leicht nehmen. Himmel, sie will es. Aber Gott helfe mir, wenn ich in diesem Moment kein Gewissen zeige.
Es ist zum einen diese loco , Wette, die ich mit Lucky am laufen habe. Und zum anderen das, was meine Mom darüber gesagt hat, wie leicht man ein Mädchen schwängern kann.
Als ich mich auf die Wette eingelassen habe, hatte ich keinerlei Gefühle für dieses besondere weiße
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