Du oder das ganze Leben
über die Schulter.
Ich will nicht, dass sie wütend auf mich ist, sondern dass sie versteht, warum ich sie nicht einweihe. »Was ist, wenn du mit Doug darüber reden möchtest? Ich will dich nicht in die Verlegenheit bringen, ihn anlügen zu müssen.«
Sierra schenkt mir ein höhnisches Lächeln, das dem gleicht, das ich ständig benutze. »Du kannst mich mal, Brit. Vielen Dank – es ist ein super Gefühl, wenn einem die beste Freundin nicht vertraut.« Bevor sie aus dem Zimmer geht, dreht sie sich noch mal um und sagt: »Es gibt doch Leute mit selektiver Wahrnehmung, oder? Du leidest an selektiver Offenbarung. Ich habe dich heute im Gang beobachtet, wie du dich intensiv mit Isabel Avila unterhalten hast. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich annehmen, du hast ihr ein Geheimnis anvertraut.« Sie wirft die Hände in die Luft. »Okay, ich gebe zu, ich bin eifersüchtig, dass meine beste Freundin einer anderen mehr anvertraut als mir. Wenn du endlich kapierst, dass ich nichts anderes will, als dich glücklich zu sehen, dann ruf mich an.«
Sie hat recht. Aber diese Sache mit Alex ist so frisch und ich fühle mich deswegen so verwundbar. Isabel ist die Einzige, die sowohl Alex als auch mich kennt, also habe ich mich an sie gewandt.
»Sierra, du bist meine beste Freundin«, sage ich und hoffe, sie weiß, dass es die Wahrheit ist. Ich habe vielleicht ein Problem, anderen Menschen zu vertrauen, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass sie die engste Freundin ist, die ich habe.
»Dann verhalte dich auch so«, sagt sie und geht.
Als ich zu meinem Teffpunkt mit Alex fahre, wische ich zwischendurch einen Schweißtropfen ab, der von meiner Augenbraue zu tropfen droht.
Ich habe ein maßgeschneidertes cremefarbenes Sommerkleid mit Spaghettiträgern für die Hochzeit ausgewählt, auf die wir gemeinsam gehen wollen. Weil meine Eltern zurück sein werden, wenn ich nach Hause komme, habe ich Kleidung zum Wechseln in meine Sporttasche gepackt. Meine Mom wird die Brittany zu Gesicht bekommen, die sie zu sehen erwartet – die perfekte Tochter. Wen kümmert es schon, dass es nur Fassade ist, solange es sie glücklich macht. Sierra hatte recht: Ich leide an selektiver Offenbarung.
Ich biege um die Ecke und fahre die Gasse bis zur Werkstatt vor. Als ich Alex entdecke, der an sein Motorrad gelehnt auf dem Parkplatz auf mich wartet, setzt mein Herz einen Schlag lang aus.
Oh Mann, ich stecke in großen Schwierigkeiten.
Von seinem allgegenwärtigen Bandana ist weit und breit nichts zu sehen. Alex’ dichtes schwarzes Haar fällt ihm in die Stirn und fordert mich geradezu heraus, es zurückzustreichen. Eine schwarze Hose und ein schwarzes Seidenhemd ersetzen Jeans und T-Shirt. Er sieht wie ein junger mexikanischer Draufgänger aus. Ich kann ein Lächeln nicht unterdrücken, als ich neben ihm parke.
» Querida , du siehst aus, als hättest du ein Geheimnis.«
Habe ich auch, denke ich, als ich aus dem Wagen steige. Dich.
» Dios mío . Du siehst … preciosa aus.«
Ich drehe mich im Kreis. »Ist das Kleid okay?«
»Komm her«, sagt er und zieht mich an sich. »Ich möchte nicht mehr auf die Hochzeit gehen. Ich will dich lieber ganz für mich allein.«
»Kommt nicht in Frage«, sage ich und streiche ihm langsam mit einem Finger über Wange und Kinn.
»Du machst mich fertig.«
Ich liebe diese spielerische Seite an Alex. Sie lässt mich alle Dämonen vergessen.
»Ich bin gekommen, um eine Latinohochzeit zu sehen, und erwarte, dass du dein Versprechen hältst«, verkünde ich ihm.
»Und ich dachte schon, du wärst gekommen, um Zeit mit mir zu verbringen.«
»Du hast ein gewaltiges Ego, Fuentes.«
»Das ist nicht alles, was ich habe.« Er presst mich gegen meinen Wagen, sein Atem an meinem Hals heizt mich mehr auf als die Mittagssonne. Ich schließe die Augen und erwarte, seine Lippen auf meinen zu spüren, aber stattdessen höre ich seine Stimme. »Gib mir deine Schlüssel«, sagt er, greift danach und nimmt sie mir aus der Hand.
»Du wirst sie hoffentlich nicht in die Büsche schmeißen, oder?«
»Führ mich nicht in Versuchung.«
Alex öffnet die Tür meines Wagens und setzt sich auf den Fahrersitz.
»Willst du mir nicht die Tür öffnen?«, frage ich verwirrt.
»Nein, ich stelle dein Auto im Laden ab, damit es nicht geklaut wird. Das ist ein offizielles Date. Ich fahre.«
Ich deute auf sein Motorrad. »Glaub ja nicht, dass ich auf das Ding da steige.«
Seine linke Augenbraue hebt sich ein Stück.
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