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Du oder das ganze Leben

Titel: Du oder das ganze Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Elkeles
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schenken mir ein Gefühl von Geborgenheit. Seine samtene Zunge spielt mit meiner und tief in meinem Inneren fühle ich ein mir unbekanntes
Sehnen. Ich schmelze dahin. Das ist viel mehr als ein Kuss. Es ist … es fühlt sich einfach nach sehr viel mehr an.
    Seine Hände halten keinen Augenblick still: die eine malt Kreise auf meinen Rücken, während die andere mit meinem Haar spielt.
    Alex ist nicht der Einzige auf Entdeckungsreise. Meine Hände fahren über seinen ganzen Körper, spüren, wie seine Muskeln sich unter der Berührung anspannen, und ich merke, wie mein Sehnen nach ihm wächst. Ich streiche über Wange und Kinn und die kurzen Stoppeln seines Eintagebarts kratzen an meiner Haut.
    Ein lautes Räuspern von Enrique lässt uns auseinanderfahren.
    Der Blick, mit dem Alex mich ansieht, birst vor Leidenschaft. »Ich muss wieder an die Arbeit«, sagt er stoßweise atmend.
    »Ja, klar.« Plötzlich ist mir unsere Knutschattacke peinlich und ich trete einen Schritt zurück.
    »Sehen wir uns nachher?«, fragt er.
    »Meine Freundin Sierra kommt zum Essen.«
    »Die, die ständig in ihrer Handtasche kramt?«
    »Hm, ja.« Ich muss schnell das Thema wechseln, oder ich gerate in Versuchung, ihn ebenfalls einzuladen. Ich sehe es schon vor mir, wie meine Mom Alex und seine Tattoos angewidert in der Luft zerreißt.
    »Meine Cousine Elena heiratet am Sonntag. Begleite mich auf die Hochzeit«, bittet er mich.
    Ich gucke zu Boden. »Es geht nicht, dass meine Freunde von uns erfahren. Oder meine Eltern.«
    »Ich werde es ihnen nicht erzählen.«
    »Was ist mit den Leuten auf der Hochzeit? Sie werden uns alle zusammen sehen.«
    »Niemand aus der Schule wird da sein. Außer meiner Familie – und ich sorge dafür, dass sie die Klappe halten.«

    Ich kann nicht. Lügen und mich aus dem Haus schleichen waren noch nie meine Stärke. Ich stoße ihn weg. »Ich kann nicht klar denken, wenn du so dicht neben mir stehst.«
    »Gut. Und jetzt noch mal wegen der Hochzeit.«
    Gott, ihn anzusehen löst in mir den Wunsch aus, mitzugehen. »Um wie viel Uhr ist es denn?«
    »Um zwölf. Es wird ein Erlebnis, das du so schnell nicht vergisst. Vertrau mir. Ich hol dich um elf ab.«
    »Ich habe noch nicht ›ja‹ gesagt.«
    »Aber das wolltest du jeden Moment«, sagt er mit seiner dunklen, samtenen Stimme.
    »Warum treffen wir uns nicht um elf hier?«, schlage ich vor und zeige auf die Werkstatt. Wenn meine Mom das mit uns rausfindet, ist die Hölle los.
    Er hebt mein Kinn, damit ich ihm in die Augen sehe. »Warum hast du keine Angst davor, mit mir zusammen zu sein?«
    »Machst du Witze? Ich fürchte mich zu Tode.« Ich konzentriere mich auf die Tattoos, die seine Arme bedecken.
    »Ich kann nicht behaupten, ein blitzsauberes Leben zu führen. Er nimmt meine Hand und hält sie hoch, sodass unsere Handflächen aneinanderliegen. Denkt er über die unterschiedlichen Töne unserer Haut nach, seine rauen Fingerkuppen an meinen lackierten Nägeln? »Auf manche Weise sind wir so verschieden«, sagt er.
    Ich verwebe meine Finger mit seinen. »Ja, aber auf andere sind wir uns so verdammt ähnlich.«
    Das löst ein Lächeln bei ihm aus, bis sich Enrique schließlich noch einmal räuspert.
    »Ich treffe dich hier am Sonntag um elf«, sage ich zum Abschied.
    Alex geht rückwärts, nickt und zwinkert mir zu. »Dieses Mal ist es ein Date.«

36
    Alex
    »Mann, die hat dich geküsst, als wäre es der letzte Kuss ihres Lebens. Wenn sie schon so küsst, frage ich mich, wie sie erst …«
    »Klappe, Enrique.«
    »Sie wird dein Ende sein, Alejo«, fährt Enrique fort. Er benutzt meinen spanischen Spitznamen. »Sieh dich nur an, die letzte Nacht hast du im Knast verbracht und jetzt schwänzt du die Schule, um dein Motorrad zurückzubekommen. Zugegeben, sie hat eine buena torta , aber ist sie es auch wert?«
    »Ich muss zurück an die Arbeit«, sage ich. In meinem Kopf wirbeln die Gedanken umher, die Enrique dort eingepflanzt hat. Während ich den Rest des Abends unter einem Chevrolet Blazer verbringe, ist alles, wonach mir der Sinn steht, meine mamacita wieder und wieder zu küssen und zu berühren.
    Ja, sie ist es definitiv wert.
    »Alex, Hector ist hier. Mit Chuy«, sagt Enrique um sechs Uhr, als ich gerade nach Hause gehen will.
    Ich wische mir die Hände an meiner Arbeitshose ab. »Wo sind sie?«
    »In meinem Büro.«
    Angst macht sich in mir breit, als ich mich dem Zimmer nähere. Ich sehe Hector, kaum dass ich die Tür geöffnet habe. Er steht mitten im Raum, als

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