Du oder der Rest der Welt
und Carlos, die es im Bett ihrer Eltern miteinander getrieben haben sollen.
Dienstag und Mittwoch sehe ich Madison mit Carlos beim Lunch sitzen.
Am Donnerstag erscheint Carlos erst gar nicht zum Lunch. Ebenso wenig wie Madison. Das glückliche Pärchen muss sich abgesetzt haben, um ungestört zu sein.
Am Freitag treffe ich Carlos vor seinem Spind, die Plätzchen sind immer noch an Ort und Stelle. »Hi«, sagt er.
»Hi«, erwidere ich.
Ich gebe meine Kombination ein, aber der Spind öffnet sich nicht.
Ich versuche es erneut. Ich weiß, ich habe die richtigen Nummern eingegeben, aber als ich am Griff ziehe, tut sich nichts.
Ich versuche es wieder.
Carlos sieht über meine Schulter. »Gibt’s ein Problem?«
»Nein.«
Ich versuche es noch einmal. Dieses Mal ziehe ich stärker am Griff und wackle hin und her. Wieder rührt sich nichts.
Er klopft mit seinen Finger auf das Metall. »Vielleicht hast du die Kombination vergessen.«
»Ich kenne meine Kombination«, sage ich. »Ich bin doch nicht blöd.«
»Bist du sicher? Denn darauf stehen die Männer.«
Ich muss an die Gerüchte über ihn und Madison denken. Ich weiß noch nicht mal, warum, aber die Vorstellung, dass sie miteinander gehen, macht mich noch wütender. »Verschwinde einfach.«
Er zuckt mit den Schultern. »Wie du willst.« Es läutet zum ersten Mal. »Na dann, viel Glück. Wenn du mich fragst, sieht es so aus, als hätte sich da jemand dran zu schaffen gemacht.« Er schnappt sich seine Bücher aus seinem Spind und schlendert den Gang hinunter.
Ich renne hinter ihm her und packe ihn am Arm. »Was hast du mit meinem Spind gemacht?«
Er bleibt stehen. »Es könnte sein, dass ich die Kombination geändert habe.«
»Und wie lautet sie jetzt?«
Er grinst. »Ich könnte dir den Code verraten, aber dann müsste ich dich töten.«
»Sehr witzig. Sag mir, wie die neue Kombination lautet.«
»Ich werde dir die Information gerne geben …« Er tippt mit der Spitze seines Zeigefingers auf meine Nase. »Wenn auch das letzte Plätzchen meinen Spind verlassen hat. Die Krümel eingeschlossen. Man sieht sich«, sagt er, hechtet in sein Klassenzimmer und lässt mich allein im Flur stehen. Keine Ahnung, was ich jetzt machen soll … und wie mein nächster Zug aussehen wird.
In Englisch gibt Mr Furie uns unsere Essays zurück. Er ruft unsere Namen auf, und einer nach dem anderen gehen wir nach vorn zu seinem Pult.
» Kiara«, ruft er.
Ich gehe zu ihm, um meinen Aufsatz entgegenzunehmen. Als Mr Furie ihn mir reicht, lächelt er nicht. »Das kannst du sehr viel besser, Kiara. Das weiß ich genau. Grab nächstes Mal tiefer und versuch nicht, mir die Antwort zu geben, von der du meinst, dass ich sie hören will.«
Auf dem Weg zurück zu meinem Platz komme ich an Madison vorbei. »Wie geht es Carlos?«, fragt sie.
»Gut.«
»Weißt du, er gibt sich nur mit dir ab, weil du ihm leid tust. Es ist beinah traurig, wenn man darüber nachdenkt.«
Ich ignoriere sie und setze mich auf meinen Platz. Ein großes rotes C steht vorn auf meinem Blatt, das Mr Furie mir gerade zurückgegeben hat. Das ist gar nicht gut, besonders in Anbetracht der Tatsache, dass ich mich um ein Collegestipendium bewerben will.
»Ihr habt jetzt fünfzehn Minuten Zeit, ein Thesenpapier zu verfassen«, sagt Mr Furie.
»Worüber?«, fragt Nick Glass.
»Das Thema ist …« Mr Furie macht eine kunstvolle Pause, offenbar, um die Spannung zu erhöhen und die Aufmerksamkeit aller Schüler zu bekommen. Er sitzt auf der Kante seines Pultes und sagt: »Sollten Leute aus Reality Shows als Stars gelten?«
Alle beginnen aufgeregt durcheinanderzureden und das Thema zu diskutieren.
»Das geht auch deutlich leiser, Leute.«
»Wie sollen wir ein Thesenpapier schreiben, wenn wir keine Zeit haben, zu recherchieren?«, fragt jemand aus dem hinteren Bereich der Klasse.
»Mich interessieren eure Gedanken, nicht die Recherche. Wenn ihr mit einem Freund redet und ihn davon überzeugen wolltet, etwas zu tun oder seine Meinung zu ändern, könnt ihr auch nicht sagen: Gib mir noch eine Minute, ich muss noch was recherchieren und ein paar Statistiken rausschreiben. Ihr sagt einfach, was euch an Argumenten durch den Kopf geht. Genau darum bitte ich euch jetzt auch.«
Mr Furie wandert durch den Raum, während wir schreiben. »Wenn ihr Extrapunkte wollt, könnt ihr eure Argumtentation dann gleich der Klasse laut vortragen.«
Das ist gut. Ich brauche die Extrapunkte, und ich weiß, dass ich meine Rede halten kann,
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