Du oder der Rest der Welt
nicht dazu. Madison dagegen schon.
Ich weiß kaum, wie mir geschieht, da turnen wir schon atemlos auf dem Bett ihrer Eltern rum. Sie sitzt auf mir, ihre Haare hängen in meinem Gesicht. Ich glaube, ein paar Strähnen haben sich in unseren Mund verirrt, während wir uns küssen, aber das scheint ihr nicht aufzufallen. Mir schon.
Sie lehnt sich zurück. »Willst du es tun?«, fragt sie.
Klar will ich das. Aber als ich zur Seite gucke und ein Bild ihrer Eltern sehe, die uns von ihrem Nachttisch aus anlächeln, trifft mich die Erkenntnis: Sie will mich nicht um meiner selbst willen, sie will mich, weil ich ein zugedröhnter Gangster bin und damit das exakte Gegenteil von dem, was ihre Eltern sich für sie wünschen.
Aber mir selbst zu sagen, dass ich ein Gangster bin, ist das eine. Sich auch wie einer zu verhalten, ist etwas ganz anderes. »Ich muss los«, sage ich zu ihr.
»Warte. Oh, nein. Mir wird schlecht. Ich glaub, ich muss kotzen.«
Sie stemmt sich hoch und rennt ins Badzimmer, dessen Tür sie hinter sich abschließt. Keine Sekunde später dringen Würg-und Brechgeräusche aus dem Bad.
Ich klopfe an die Tür. »Brauchst du Hilfe?«
»Nein.«
»Öffne die Tür, Madison.«
»Nein. Hol Lacey.«
Ich tue, was sie sagt, und Lacey und ein paar andere Mädchen stürmen ins Zimmer, um ihr zu helfen. Ich stehe in der Tür und beobachte, wie sie Madison behandeln, als sei sie wirklich krank und nicht nur betrunken und stoned.
Nachdem ich zwanzig Minuten rumgestanden habe, in denen ich komplett ignoriert worden bin, habe ich genug von dieser Party. Offensichtlich hat Madison ihre Truppe ausreichend gedrillt, jedes ihrer Bedürfnisse zu stillen.
Draußen angekommen, ziehe ich Brittanys Schlüsselbund mit dem pinkfarbenen Herz aus meiner Hosentasche. Ich starte den Motor und lege den Gang ein, aber als ich hochgucke, verschwimmt die Fahrbahnmarkierung vor meinen Augen. Ich bin zu breit, zu betrunken oder beides.
Verdammt. Jetzt habe ich zwei Optionen. Zurück zu Madison gehen und einen Platz finden, wo ich mich hinhauen kann, oder im Auto schlafen.
Darüber muss ich keine Sekunde nachdenken.
Ich schiebe den Sitz zurück und schließe die Augen in der Hoffnung, dass ich morgen herausfinden werde, was heute Nacht eigentlich abgegangen ist.
Hell. Es ist zu hell. Als ich die Augen öffne, scheint mir die Morgensonne mitten ins Gesicht. Ich bin immer noch in Brittanys Auto. Mit offenem Verdeck. Als ich bei Alex ankomme, sitzt er mit einem Pott Kaffee in den Händen am Tisch.
Er steht auf, als ich Brittanys Autoschlüssel auf den Tisch schmeiße.
»Du hast gesagt, du wärst in ein paar Stunden zurück. Ist dir klar, dass wir neun Uhr haben? De la mañana .«
Ich reibe mit den Handflächen über meine Augen. »Alex, bitte«, stöhne ich. »Könntest du wenigstens bis mittags damit warten, mich anzubrüllen?«
»Ich werde dich nicht anbrüllen. Ich werde dich nur nie wieder mit Brittanys Auto fahren lassen.«
»Gut.« Ich sehe, dass die Luftmatratze noch aufgeblasen daliegt. Ich lasse mich darauf fallen und schließe die Augen.
Alex zieht mir das Kopfkissen weg. »Bist du high?«
»Leider ist es schon eine Weile her.« Ich grapsche mir das Kissen zurück.
Mein Bruder seufzt tief und setzt sich auf sein Bett. Der arme Kerl sollte mal wieder was rauchen, das würde ihn entspannen. Ich schwöre, ich spüre, dass seine Augen Löcher in meinen Schädel brennen, wie zwei kleine Laser.
»Was willst du?«, murmle ich in mein Kissen.
»Sind dir eigentlich alle außer dir selbst egal?«
»So ziemlich.«
»War dir nicht klar, dass ich mir Sorgen um dich machen würde?«
»Nope. Der Gedanke ist mir nicht ein einziges Mal gekommen. «
Dankenswerterweise klopft jemand an die Tür und erspart mir weitere Fragen von seiner Seite.
Ich höre meinen Bruder sagen: »Hey, chica .«
Lasst mich raten – es ist Brittany!
»Carlos hat vergessen, das Verdeck hochzumachen«, erzählt sie Alex. »Und es hat angefangen zu regnen. Er hat dein Handy auf dem Beifahrersitz liegen lassen. Hoffentlich geht es noch.«
Falls sie je heiraten sollten, tun mir ihre Kinder jetzt schon leid. Ich hoffe, diese niños bauen nie irgendwelchen Scheiß …, denn Brittany und Alex sehen mich beide an, als wollten sie mir für den Rest meines Lebens Stubenarrest geben.
Tja, Pech für sie, dass sie nicht meine Eltern sind.
10
Kiara
Am Montag sind wilde Gerüchte über Madison Stones Party im Umlauf. Die meisten drehen sich um Madison
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