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Du oder der Rest der Welt

Du oder der Rest der Welt

Titel: Du oder der Rest der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Elkeles
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davon abhalten, meine Nähe zu suchen. So war es bei mi’amá . Und Luis. Und Alex. Es funktioniert jedes Mal.
    Ich mache viel Aufhebens darum, die Schreibtischschublade zu öffnen und das Handy hineinzupfeffern.
    »Eines Tages wirst du es benutzen«, sagte sie. »Ich weiß genau, dass du mich anrufen wirst.«
    Ich lache auf. »Du hast doch keine Ahnung, wer ich bin und was ich noch tun werde.«
    »Wollen wir wetten?«
    Ich mache einen Schritt auf sie zu, um sie in die Enge zu treiben und ihr zu zeigen, dass es mir ernst ist. »Leg dich nicht mit mir an, Schlampe. In Mexiko war ich in einer Gang.«
    Sie zuckt noch nicht mal mit der Wimper. Stattdessen sagt sie: »Mein Freund war auch in einer Gang, Carlos. Und ich habe weder vor dir noch vor ihm Angst.«
    »Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du das Bild von der dummen Blondine perfekt verkörperst, mamacita ?«
    Anstatt sich von mir einschüchtern zu lassen oder mich wütend anzufahren, tritt sie auf mich zu und küsst mich auf die Wange. »Ich vergebe dir«, sagt sie, dann dreht sie sich um und lässt mich allein.
    »Ich habe nicht um deine Vergebung gebeten. Und gewollt habe ich sie auch nicht«, erwidere ich, aber sie ist längst fort.

16
     

Kiara
     
    »Ich glaube nicht, dass er Papier gebraucht hat«, sagt Tuck, der verkehrt herum auf meinem Schreibtischstuhl sitzt. »Er hat geschnüffelt. Glaub mir, ich erkenne sofort, wenn jemand rumschnüffelt.«
    Ich seufze und setze mich auf mein Bett. »Musstest du Carlos mit deinem ›yo, yo, Homie‹-Gequatsche provozieren?« Manchmal labert Tuck irgendwelchen Schrott, weil er das lustig findet. Ich glaube nicht, dass Carlos diese Art von Humor zu schätzen weiß.
    »Sorry, ich konnte nicht anders. Er glaubt, er sei so taff, ich wollte ihn nur ein bisschen verarschen.« Sein Gesicht leuchtet auf. »Ich habe eine tolle Idee. Lass uns zurückschnüffeln.«
    Ich schüttle den Kopf. »Auf keinen Fall. Außerdem ist er wahrscheinlich in seinem Zimmer.«
    »Vielleicht ist er wieder unten bei den anderen. Wir werden es nie erfahren, wenn wir nicht nachsehen gehen.«
    »Das ist keine gute Idee.«
    »Ach, komm schon«, stöhnt er genau, wie mein Bruder es tut, wenn er seinen Willen nicht bekommt. »Lass uns ein bisschen Spaß haben. Ich langweile mich und muss bald los.«
    Bevor ich Zeit habe zu verdauen, was Tuck vorhat, ist er schon im Flur verschwunden. Ich höre, wie die Dielenbretter unter seinen Schritten knarzen, als er sich auf Carlos’ Zimmer zuschleicht. Oh nein. Das ist nicht gut. Das ist ganz und gar nicht gut. Ich flitze hinterher, packe Tuck am Arm und versuche, ihn wegzuziehen, aber er gibt keinen Zentimeter nach. Ich hätte es besser wissen sollen. Wenn Tuck auf einer Mission ist, kann nichts ihn aufhalten. Er ist darin ein bisschen wie mein Dad.
    Carlos Tür steht einen Spalt offen. Tuck späht hinein. »Ich sehe ihn nicht«, flüstert er.
    »Das liegt daran, dass ich pissen war«, sagt Carlos, der direkt hinter ihm steht.
    Oh. Nein. Erwischt.
    Auf frischer Tat ertappt zu werden, lässt mich nach Luft schnappen, und ich kneife Tuck. Diese Aktion war nicht gerade eine seiner besten Ideen. Ich frage mich, ob Carlos sich mit einer eigenen Aktion Marke Plätzchen dafür rächen wird.
    »Wir haben uns, hm, nur gefragt, ob du mit Kiaras Notizbuch klarkommmst«, sagt Tuck, dem es nicht im Mindesten peinlich zu sein scheint, dass wir erwischt wurden. Er denkt sich einfach spontan was aus. »Oder hättest du lieber lose Blätter? Wir könnten bestimmt welche für dich auftreiben, wenn du sie brauchst.«
    »Mm, mm«, sagt Carlos.
    Tuck streckt die Hand aus. »Ich glaube, wir sind uns noch nicht offiziell vorgestellt worden. Ich bin Tuck. Reimt sich auf Lack.«
    »Und Fuck«, ergänzt Carlos.
    »Ja, darauf auch«, erwidert Tuck unbeeindruckt. Er zeigt mit einem breiten, frechen Grinsen auf Carlos. »Du bist schlagfertig, amigo .«
    Carlos schnippt Tucks Finger weg. »Ich bin nicht dein amigo , Arschloch.«
    Tucks Handy klingelt. Er zieht es aus seiner Hosentasche und sagt: »Ich komme sofort.« Dann zuckt er mit den Schultern und wendet sich zu mir: »Ich muss los. Mein Stiefvater, Rick, zwingt mich und Mom, zu so einem dämlichen Kurs im Knotenknüpfen zu gehen. Wir sehn uns morgen in der Schule, Kiara.« Er dreht sich zu Carlos um. »Man sieht sich, amigo .«
    Tuck ist im Nu verschwunden, wodurch ich allein mit Carlos im Flur zurückbleibe. Er stellt sich direkt vor mich. Wenn Carlos seine volle Aufmerksamkeit auf

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