Du oder der Rest der Welt
klingen:
Habe keine Angst davor, einzigartig zu sein
Liebe dich selbst, bevor du einen anderen Menschen liebst
Ich fass es nicht. Liest sie den Mist, ehe sie das Haus verlässt?
Ein paar Bilder von Kiara und diesem Typen, mit dem sie immer beim Essen sitzt, hängen auch an der Wand. Auf einem sind sie in den Bergen, auf einem anderen stehen beide auf Snowboards. Auf den Fotos lacht Kiara.
Ich nehme eins ihre Notizbücher vom Schreibtisch und blättere es durch. Als ich die Überschrift Rezept fürs Verlieben auf einer der Seiten entdecke, höre ich auf zu blättern. Mein Blick bleibt an den Worten wohlgeformte Oberweite hängen, die unter Kiaras Vorzügen aufgelistet sind. Ich lache und überfliege die nächste Spalte. Sie sucht einen Typen, der selbstbewusst ist, nett, Autos reparieren kann und gern Sport treibt. Wer zum Henker schreibt so was auf? Es überrascht mich, dass sie nicht geschrieben hat: Ich suche einen Kerl, der mir die Füße massiert und meinen Hintern küsst. Auf der nächsten Seite sind Bleibstiftzeichnungen ihres Autos. Ich höre die Schlafzimmertür quietschen. Oh, verdammt. Ich bin nicht mehr allein.
Kiara steht geschockt in der Tür. Hinter ihr steht der Typ von den Fotos. Kiara wirkt sprachlos, mich in ihrem Zimmer zu finden, die Pfoten auf ihrem Notizbuch.
»Ich brauchte etwas Papier«, sage ich so beiläufig wie möglich und lasse das Buch auf ihren Schreibtisch fallen.
Der Typ macht einen Schritt auf mich zu. »Was geht, Homie?«, sagt er.
Ich frage mich, was Professor Dick sagen würde, wenn ich an meinem ersten Tag bei ihm Kiaras Freund einen Tritt in den Allerwertesten verpassen würde. Er hat nichts von einer Regel gesagt, die es verbietet, sich zu prügeln.
Ich sehe den Typen mit schmalen Augen an und mache ebenfalls einen Schritt.
Kiara durchstöbert schnell ihren Schreibtisch und zieht ein zweites Notizbuch hervor. Sie drückt es mir in die Hand. »Hier«, sagt sie, und ihre Stimme klingt alarmiert.
Ich gucke das Notizbuch in meiner Hand an, das ich nicht brauche, angepisst, weil ich mir vorkomme wie ein Jalapeno in einer Schüssel mit Studentenfutter … ich gehör hier nicht hin, und wir sind definitiv kein guter Mix.
Ich murmle ein »Bis dann … Homie« und kehre in mein kanariengelbes Zimmer zurück, das ich offiziell auf den Namen infierno , Hölle, taufe.
Mit einem Blick aus dem Fenster checke ich, wie groß der Abstand zum Boden ist. Sieht aus, als könnte ich ab und zu verschwinden, um ein bisschen Freiheit zu schnuppern. Eines Tages werde ich vielleicht abhauen und nicht zurückkommen.
»Carlos, darf ich reinkommen?«, höre ich Brittanys Stimme durch die Tür.
Als ich sie öffne, steht die Freundin meines Bruders allein davor. »Falls du mir eine Moralpredigt halten willst, kannst du dir das sparen«, begrüße ich sie.
»Ich bin nicht hier, um Moralpredigten zu halten«, sagt sie, die leuchtend blauen Augen voller Mitgefühl. Sie schlängelt sich an mir vorbei in den Raum. »Aber vor einem Sechsjährigen und seinen Eltern mit deiner Manneskraft zu prahlen, ist nicht gerade klug, auch wenn deine Freunde zu Hause in Mexiko die Details sicher zu schätzen wüssten.«
Ich hebe die Hand, damit sie aufhört. »Bevor du weiterredest, will ich offen zu dir sein: Das klang in meinen Ohren verdächtig nach einer Moralpredigt.«
Sie lacht. »Du hast recht. Tut mir leid. Eigentlich bin ich zu dir nach oben gekommen, um dir das Handy zu geben. Ich weiß, du und Alex, ihr seid manchmal wie Öl und Wasser, also wenn du mal jemanden zum Reden brauchst, der nicht ganz so starrköpfig ist, bin ich für dich da. Ich habe unsere Nummern in den Kontakten gespeichert.« Sie legt das Telefon auf den Schreibtisch.
Oh nein. Ich spüre, dass sie versucht, die Schwester für mich zu sein, die ich nie hatte. Aber das kann sie sich abschminken. So nah werde ich sie nicht an mich ranlassen. Stattdessen entscheide ich mich, ihr das Arschloch zu präsentieren. Das fällt mir zunehmend leichter. Es ist nicht einmal mehr Schauspielerei. »Flirtest du mit mir? Ich dachte, du wärst mit meinem Bruder zusammen. Ehrlich, Brittany, ich stehe nicht auf weiße chicas . Besonders dann nicht, wenn sie blond sind und ihren Haut aussieht, als hätte man sie in Alpina-Weiß getunkt. Hat man dir nicht gesagt, dass es so was wie Solarien gibt?«
Okay, der Alpina-Kommentar war ein bisschen übertrieben, Brittanys Haut hat einen goldenen Schimmer. Aber egal, sie zu verletzen, wird sie hundertpro
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