Du oder der Rest der Welt
Zunge sich in meiner Mundhöhle ausdehnt.
»Probier ihn einfach«, weist Alex ihn an.
»Ich brauche niemanden, der mir sagt, was ich zu tun habe«, schießt Carlos zurück.
»Carlos, ich habe noch Salat im Kühlschrank«, schaltet sich meine Mutter ein. »Ich kann dir schnell einen machen, wenn du möchtest.«
»Nein, danke«, grummelt Carlos.
»Ich hätte gern etwas Salat«, sagt Brittany und deutet auf die Schüssel. Ich weiß nicht, ob sie wirklich welchen möchte oder nicht, aber sie strengt sich an, die Aufmerksamkeit von Carlos und Alex abzulenken.
Ich sehe meinen Dad an. Er hat den Blick auf Carlos gerichtet. Wahrscheinlich fragt er sich gerade, wie lange es dauern wird, bis Carlos lockerer wird und uns vertraut. Das Problem ist, ich weiß nicht, ob Carlos jemals aufhören wird, auf der Hut zu sein, jetzt, da er verhaftet wurde.
»Ich weiß, du bist nur hier, weil du mildernde Umstände bekommen hast«, sagte mein Mom zu Carlos, während sie den Teller mit Lachsburgern rumreicht. »Aber wir teilen unser Zuhause gerne mit dir und bieten dir unsere Freundschaft an.«
Mein Dad spießt seinen Burger mit der Gabel auf. »Kiara kann dir am Wochenende Boulder zeigen. Und dich ihren Freunden vorstellen. Stimmt’s, Liebling?«
»Klar«, sage ich, obwohl »meine Freunde« sich auf Tuck beschränkt. Ich bin niemand, der eine Clique hat. Tuck ist ein Junge, aber er ist mein bester Freund, und zwar seit dem ersten Highschooljahr, als Heather Harte und Madison Stone mich in Englisch ausgelacht haben, als ich vor der ganzen Klasse aus Eine Geschichte aus zwei Städten vorlesen sollte. Abgesehen davon, dass ich mich mit meinem Stottern vollkommen lächerlich gemacht habe, muss Dickens sich im Grabe umgedreht haben, als ich seine Worte auf so furchtbare Weise verstümmelt habe. Sobald ich sie lachen hörte, habe ich sofort aufgehört zu lesen. Ich bin nach Hause gerannt und habe mich in meinem Zimmer verkrochen, bis Tuck vorbeikam und mich überzeugte, mich der Welt zu stellen. Am Freitag in Mr Furies Unterricht fühlte es sich an, als erlebte ich diesen Tag zum zweiten Mal.
»Ich glaube, mein Burger ist nicht ganz durch. Er ist total rosa«, sagt Carlos und mustert das Innenleben der Lachsbuletten meiner Mutter skeptisch.
»Das liegt daran, dass es Fisch ist«, erkläre ich ihm. »Lachs.«
»Sind da Gräten drin?«
Ich schüttle den Kopf.
Er nimmt ein Burgerbrötchen aus dem Brotkorb, untersucht es und zuckt die Achseln. Ich schätze, er kennt die Vollkornvariante nicht.
»Ich muss zur Arbeit, aber Kiara kann morgen mit dir einkaufen gehen, wenn du möchtest«, schlägt meine Mom vor. »Auf diese Weise kannst du dir dein Essen selber aussuchen.«
»Magst du Sport, Carlos?«, fragt Brandon ihn.
»Hängt davon ab.«
»Wovon?«
»Wer spielt. Ich gucke kein Tennis oder Golf, wenn du das meinst.«
»Ich meine nicht Sport gucken, Dummi«, sagt Brandon und lacht ihn aus. »Ich meine Sport machen. Mein bester Freund Max spielt Football und er ist so alt wie ich.«
»Schön für ihn«, sagt Carlos und nimmt einen Bissen von seinem Lachsburger.
»Spielst du auch Football?«, fragt Brandon.
»Nein.«
»Baseball?«
»Nö.«
Brandon ist in Fahrt und wird nicht aufhören, bis er die Antwort gefunden hat, nach der er sucht. »Tennis?«
»Das wäre ein nada .«
»Aber welchen Sport machst du dann?«
Carlos legt sein Essen auf dem Teller ab. Oh, nein. Er hat dieses rebellische Funkeln im Blick, als er sagt: »Horizontaltango. «
Meine Mom und Brittany verschlucken sich an ihrem Essen. Mein Dad sagt: »Carlos …« in dem warnenden Ton, den er für seltene Gelegenheiten reserviert.
»Tanzen ist kein Sport«, erklärt Brandon Carlos, ohne zu registrieren, wie schockiert der Rest von uns ist.
»Wenn ich es mache, schon«, sagt Carlos.
Alex steht auf und sagt durch zusammengebissene Zähne: »Carlos, wir müssen reden. Allein. Ahora .«
Alex geht ins Haus. Ich bin nicht sicher, ob Carlos ihm folgen wird. Er zögert, dann schrammt sein Stuhl über die Fliesen der Terrasse, und er stürmt nach drinnen. Oh, oh, das wird bestimmt hässlich.
Brittany stützt den Kopf in die Hände. »Bitte sagt mir, wenn sie aufgehört haben, sich zu streiten.«
Brandon wendet sich mit großen unschuldigen Augen an meinen Dad. »Daddy, weißt du, wie Horizontaltango geht?«
15
Carlos
»Geht dir darüber einer ab, dich wie ein pendejo zu benehmen? «, fragt mein Bruder, als wir in der Küche sind und damit außer
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