Du oder der Rest der Welt
Couch hoch und runter.
»Familienabend ?«, frage ich. »Was ist das denn?«
Mrs W. nimmt einen Teller und reicht ihn mir. »Es ist der Abend, an dem wir uns etwas überlegen, das wir gemeinsam tun wollen, als Familie. Wir machen es einmal im Monat.«
»Ihr nehmt mich doch auf den Arm, oder?« Ich sehe sie der Reihe nach an, und mir wird klar, dass sie keineswegs scherzen. Sie veranstalten wirklich dieses Familiending, und sie wollen tatsächlich an einem Samstagabend zusammen abhängen.
Als ich Kiara ansehe, kommt mir die Vorstellung, einen Abend entspannt vor der Glotze zu chillen, gar nicht mehr so übel vor. Ich türme Essen auf meinen Teller und bewege mich auf die Couch zu. »Rutsch rüber, cachorro .«
Brandon kuschelt sich zwischen mich und Kiara.
Nachdem wir mit Essen fertig sind, helfe ich die Teller in die Küche zu tragen, wo Kiara gerade Popcorn macht.
»Du musst nicht diesen ganzen Familienkram mit uns machen, wenn du nicht möchtest«, sagt sie zu mir.
Ich zucke mit den Schultern. »Ich wollte heute sowieso nicht weggehen.« Dann werfe ich ein Stück Popcorn in die Luft und fange es mit dem Mund auf.
Als ich in das Fernsehzimmer zurückkehre, bin ich in Gedanken mehr mit Kiara beschäftigt als mit irgendetwas anderem. Sogar als der Zeichentrickfilm beginnt, den Brandon ausgesucht hat, werfe ich ihr immer wieder heimliche Blicke zu.
»Bran, Zeit fürs Bett«, sagt Mrs W., nachdem der Film zuende ist.
»Ich möchte noch was aufbleiben«, quengelt er und klammert sich an Kiaras Arm fest.
»Auf gar keinen Fall. Du bist seit Tagen viel zu spät ins Bett gekommen«, sagt Mrs Westford. »Jetzt umarme deine Schwester und Carlos, und dann komm mit.«
Brandon steht auf dem Sofa und wirft sich in Kiaras Arme. Sie drückt ihn fest und küsst ihn auf die Wange. »Ich hab dich doppelt so lieb wie du mich«, sagt er zu ihr.
»Das geht überhaupt nicht«, antwortet sie.
Er befreit sich aus ihrer Umarmung und hüpft über die Couch auf meine Seite. Dann öffnet er die Arme weit und schlingt sie um meinen Nacken. »Hab dich lieb, amigo .«
»Du sprichst Spanisch, cachorro ?«
»Ja. Das hab ich diese Woche in der Schule gelernt. Amigo heißt Freund.«
Ich klopfe ihn auf den Rücken. »Du bist mein kleiner Möchtegern- Mexicano , was?«
»Was heißt möchtegern?«
»Das erklärt er dir morgen früh. Zeit fürs Bett, Bran« sagt Mrs. W. »Sofort. Kein Zeitschinden mehr.«
»Ihr beiden wählt den nächsten Film aus«, sagt Westford und wirft uns die Fernbedienung zu. »Ich mache noch mehr Popcorn. Bran, ich bin gleich bei dir und sage dir gute Nacht. Zieh schon mal deinen Schlafanzug an und putz dir die Zähne.«
Mrs W. bringt Brandon nach oben und der Professor verlässt das Zimmer mit den leeren Popcornschüsseln. Ich bin allein mit Kiara. Endlich.
Ich sitze auf dem Sofa. Mein einer Arm ruht auf der Rückenlehne, der andere auf meinem Knie. Ich bin mir des Mädchens, das neben mir sitzt, nur allzu bewusst. Sie steht auf und geht zu dem Schrank, in dem reihenweise Filme stehen. Offensichtlich handelt es sich um die private Kollektion der Westfords. Ich bin noch nie in einem Haus gewesen, in dem es eine ganze Filmsammlung gab.
»Ich kann nicht normal sein, wenn ich mit dir zusammen bin«, gestehe ich ihr.
Sie dreht sich verwirrt zu mir um. »Worüber redest du gerade? «
»Heute Morgen hast du mich in Michaels Gegenwart gebeten, mich normal zu verhalten.« Ich hole tief Luft und sage ihr, was ich ihr direkt nach dem Spiel hätte sagen sollen. Anstatt zuzulassen, dass sie mich ignoriert, als ich schließlich nach Hause kam, hätte ich ihr die Wahrheit sagen sollen. »Ich kann nicht. Als Tuck mir erzählt hat, dass du mit Michael zusammen warst, hat mich die Vorstellung, dass du einen anderen hattest, regelrecht wahnsinnig gemacht.«
»Ich möchte nicht mit einem anderen zusammen sein, ich will mit dir zusammen sein. Jetzt such einen Film aus, bevor ich etwas sage, das du nicht hören willst.« Sie winkt mich zu sich. »Such einen aus.«
»Was immer du gucken willst, geht in Ordnung«, sage ich und schiebe gleichzeitig ihre Bemerkung von wegen nicht sagen, was ich nicht hören will , beiseite. Ich habe genug gehört. Sie möchte mit mir zusammen sein. Ich möchte mit ihr zusammen sein. Warum die Dinge komplizieren, indem wir zu viele Worte machen?«
Sie zieht West Side Story aus dem Regal und ich lache. »Du magst den Film?«
»Ja. Ich mag das Tanzen und die Songs.«
Ich frage mich, ob sie sich
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