Du oder der Rest der Welt
abgestreift und sein hellbraunes Haar ist sorgfältig zu einem ordentlichen Seitenscheitel gekämmt. Früher hat es mich beeindruckt, dass bei ihm jedes einzelne Haar perfekt lag, aber jetzt finde ich es nur noch irritierend.
Michael wischt sich mit einem Handtuch den Schweiß aus dem Gesicht. »Ich wusste nicht, ob du zum Spiel kommen würdest oder nicht.«
»Tuck hat gespielt«, sage ich, als wäre damit alles geklärt. »Und Carlos.«
Er runzelt die Augenbrauen. »Wer ist Carlos? Der schwule Typ, mit dem ich mich fast geprügelt hätte?«
»Ja. Abgesehen davon, dass er nicht schwul ist.«
»Sag jetzt nicht, dass ihr was miteinander habt.«
» Etwas miteinander haben würde ich es nicht nennen. Wir …«
Plötzlich steht Carlos vor uns. Sein Oberkörper ist frei, als er zwischen mich und Michael gleitet, und sein Schweiß hinterlässt einen nassen Streifen auf Michaels Unterarm. Michael guckt angeekelt auf seinen Arm, dann wischt er Carlos’ Schweiß mit seinem Handtuch ab. Als wäre das noch nicht Show genug, stellt Carlos sich dicht neben mich und legt mir seinen Arm um die Schulter.
»Wir … hängen ab«, sage ich zu Michael.
Michael ignoriert die Tatsache, dass Carlos neben mir steht, komplett und fragt: »Was soll das heißen?«
»Es heißt, dass sie jede Nacht alle Hände voll mit einem heißen Latino zu tun hat, Dude«, unterbricht uns Carlos, dann zieht er mich enger an sich und senkt den Kopf, um mich zu küssen.
Anstatt Carlos zu küssen, stoße ich seinen Arm von meiner Schulter und weiche einen Schritt zurück. Er hat es klingen lassen, als wäre ich jemand, mit dem er rummacht, als wären wir Freunde mit gewissen Extras … vielleicht sogar ohne den freundschaftlichen Teil.
»Hör auf damit«, befehle ich ihm.
»Womit denn?«
»Der Show. Sei einfach normal«, sage ich und bemühe mich, vor Michael mein Gesicht zu wahren, während ich gleichzeitig versuche, meine verletzten Gefühle vor Carlos zu verbergen.
»Normal? Ich bin nicht normal genug für dich?«, sagt Carlos. »Willst du lieber diesen Typen hier? Hast du bemerkt, dass sein Haar sich nicht bewegt? Das ist nicht normal. Wenn du wieder mit ihm gehen willst, bitteschön. Zum Teufel, wenn du ihn heiraten und den Rest deines Lebens Kiara Barra sein willst, tu dir keinen Zwang an.«
»Das habe ich nicht …«
»Ich will es gar nicht hören. Hasta «, sagt Carlos, lässt mich einfach stehen und geht davon.
Ich spüre, wie mein Gesicht glüht, als ich Michael ansehe, so peinlich ist mir das Ganze. »Tut mir leid, Carlos kann manchmal etwas ungehobelt sein.«
»Entschuldige dich nicht für ihn. Der Typ hat offensichtlich ernste Probleme, und, um das klarzustellen, mein Haar bewegt sich … wenn ich es möchte. Hör zu«, sagt er dann und wechselt das Thema. »Mein Team geht zum Lunch ins Old Chicago in der Pearl Street Mall. Komm doch mit, Kiara. Wir müssen reden.«
»Ich kann nicht.« Ich werfe einen Blick zu Tuck, Brittany und Alex. »Ich bin mit ein paar Leuten hier …«
Michael winkt einem seiner Mitspieler zu. »Ich muss los. Wenn du deine Meinung noch änderst, weiß du ja, wo du mich findest.«
Ich gehe zu Brittany und Alex, die neben meinem Auto stehen und sich mit Tuck unterhalten. Von Carlos ist weit und breit nichts zu sehen.
»Alles okay?«, fragt Brittany mich.
Ich nicke. »Ja.«
»Entschuldige, wenn ich neugierig bin«, sagt Brittany, »aber ich habe gesehen, wie Carlos seinen Arm um dich gelegt hat. Er sah ziemlich wütend aus, als er davongestapft ist, und wir haben ihn seitdem nicht gesehen. Sind du und Carlos …«
»Nein, sind wir nicht.«
»Sie tun so, als wären sie zusammen, aber Kiara tut nicht nur so«, informiert Tuck sie.
»Ich gehe ihn suchen«, sagt Alex und schüttelt frustriert den Kopf. »Ich werde ihm ordentlich die Meinung sagen.«
»Nein, tu das nicht«, flehe ich ihn panisch an. »Bitte nicht.«
»Warum nicht? Er kann nicht einfach so tun, als sei er mit einem Mädchen zusammen und sie behandeln wie …«
»Alex«, unterbricht ihn Brittany, »lass Kiara und Carlos das allein klären.«
»Aber er benimmt sich wie ein riesiger …«, er verstummt mitten im Satz, als Brittany seine Hand drückt.
»Sie werden das schon auf die Reihe kriegen«, versichert Brittany ihm und lächelt. »Misch dich jetzt noch nicht ein.«
»Warum bist du nur so schrecklich vernünftig?«, fragt er sie.
»Weil mein Freund ein Dickkopf ist, der keinem Kampf aus dem Weg geht«, erwidert sie und wendet sich
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